Kritiker des Berliner Kathedralumbaus melden sich erneut zu Wort

Nach Beschluss von Erzbischof Heiner Koch

Acht Monate nach dem Beschluss zur Umgestaltung der Berliner Sankt-Hedwigs-Kathedrale wird erneut Widerstand laut. Auf einem Podium in Berlin wandten sich Kritiker dagegen, die um 1960 geschaffene Fassung des Innenraums umzubauen.

Modell zur Umgestaltung der Sankt-Hedwigs-Kathedrale / © Walter Wetzler (KNA)
Modell zur Umgestaltung der Sankt-Hedwigs-Kathedrale / © Walter Wetzler ( KNA )

Geplant ist, die zentrale Bodenöffnung mit Freitreppe zur Unterkirche zu schließen und dafür den Altar ins Zentrum des Rundbaus zu rücken. Der Berliner Erzbischof Heiner Koch hatte den Umbau im vergangenen November beschlossen.

Sabine Schulte vom Landesdenkmalamt Berlin würdigte den derzeitigen Innenraum als "kleines Wunder der Kunstgeschichte". Er wurde vom Architekten Hans Schwippert (1899-1973) beim Wiederaufbau der kriegszerstörten Bischofskirche konzipiert. Ihm sei eine "Synthese von architektonischer Qualität und theologischer Bedeutsamkeit" gelungen. Dies nun zu beseitigen, wäre "kirchenpolitische Ignoranz und ein Akt der Lieblosigkeit", warnte die Kunsthistorikerin.

Denkmal der Liturgiegeschichte

Auch der frühere Sächsische Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, Hans Joachim Meyer, nannte die Schwippert-Architektur ein "einzigartiges Denkmal der Liturgiegeschichte". Es sei gemeinsam von Künstlern aus beiden Teilen Deutschlands geschaffen worden und "nicht nur eine Sache des DDR-Katholizismus", so der ehemalige Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken.

Der Sprecher des Erzbistums Berlin, Stefan Förner, räumte ein, Schwippert habe einen "genialen Entwurf" geschaffen. Dabei habe er jedoch nicht alle gottesdienstlichen Reformen berücksichtigen können, die das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) wenige Jahre später beschlossen habe. Auch schaffe der heutige Innenraum eine Reihe von Problemen bei der Feier der Gottesdienste, die durch die Umgestaltung beseitigt werden sollten. Dem Umbaukonzept hätten fast alle Gremien des Erzbistums zugestimmt.

Eigenmittel des Erzbistums

Das Erzbistum Berlin schätzt die Kosten des gesamten Projekts auf 60 Millionen Euro. 43 Millionen Euro sind für die Bischofskirche veranschlagt, 17 Millionen Euro für das benachbarte kirchliche Bernhard-Lichtenberg-Haus. Die Bauarbeiten sollen frühestens 2018 beginnen. Für das Projekt hat das Erzbistum Eigenmittel in Höhe von 20 Millionen Euro zurückgestellt. Mit weiteren 20 Millionen Euro rechnet es von den 26 anderen deutschen Diözesen. Die verbleibenden Mittel sollen vom Bund, dem Land Berlin und Sponsoren kommen und sind teilweise bereits zugesagt.


Quelle:
KNA