Debatte um Anti-Islam-Film - Weihbischof Jaschke kritisiert

"Völlig unangebracht"

Nur einen Tag nach seiner Veröffentlichung wurde der Anti-Islam-Film des niederländischen Rechtspopulisten Geert Wilders von den Servern entfernt. Er ist aber bereits auf anderen Netz-Seiten weiterverbreitet worden. Die Reaktionen auf den überraschend im Internet veröffentlichten Film fallen weiterhin ablehnend aus. So kritisierte der Hamburger katholische Weihbischof Hans-Jochen Jaschke den Film als "völlig unangebracht".

 (DR)

Der niederländische Parlamentarier Geert Wilders hat überraschend seinen umstrittenen Anti-Koran-Film im Internet veröffentlicht. Nach der Publikation auf einer britischen Video-Plattform fielen die Reaktionen am Freitag in den Niederlanden gemäßigt aus. Politiker nahezu aller Parteien, Vertreter der Sicherheitsbehörden sowie Muslime machten vor allem deutlich, dass sie mit schärferen Angriffen des bekannten Islam-Gegners gerechnet hätten. In Deutschland riefen Kirchen und Muslimverbände zu Besonnenheit auf. Das Bundeskriminalamt (BKA) zeigte sich besorgt über die Wirkung des Films. Die Gefährdungslage werde sich verschärfen.

Der niederländische Ministerpräsident Jan Peter Balkenende bedauerte die Veröffentlichung. Das Bild, das Wilders über den Islam zeichne, könne von Muslimen als beleidigend empfunden werden. Das iranische Außenministerium nannte den Film mit dem Titel "Fitna" eine "widerliche Aktion" und sprach von einem "Kreuzzug" westlicher Länder gegen den Islam. Die Europäische Union kritisierte, der Film diene "keinem anderen Zweck als der Anstachelung zum Hass".

Niederländische Muslime kritisierten den Film als beleidigend. Die islamische Föderation (NIF) beantragte vor Gericht, dass Wilders anti-islamische Äußerungen verboten werden. Die Entscheidung über einen entsprechenden Antrag auf Einstweilige Verfügung werde am 7. April erwartet, teilte der Anwalt des Klägers mit. Die Vereinigung der Imame rief dazu auf, sich nicht zu Unruhen provozieren zu lassen. Der Rat marokkanischer Muslime appellierte an Landsleute in dem afrikanischen Land, Niederländer im Ausland nicht wegen des Films anzugreifen.

Die großen muslimischen Dachverbände in Deutschland verurteilten den Film und riefen gleichzeitig zu gesellschaftlichem Frieden und Besonnenheit auf. Es handele sich um eine Pervertierung der Meinungs- und Pressefreiheit, sagte der Sprecher des Koordinationsrats der Muslime, Bekir Alboga. "Permanentes Schüren von Angst und Hass gegenüber Muslimen zerreißt auf Dauer unsere Gesellschaft und gefährdet das friedliche und harmonische Zusammenleben."

Bischof: Völlig unangebracht
Der Hamburger katholische Weihbischof Hans-Jochen Jaschke kritisierte den Film als völlig unangebracht. "Ich warne in der gegenwärtigen Gefühlslage davor, an religiöse Gefühle zu rühren", sagte er der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Hamburg. Jaschke, der auch Leiter der Unterkommission der Deutschen Bischofskonferenz für den interreligiösen Dialog ist, erinnerte zugleich an das Recht, "mit Verstand und kühlem Kopf auch über die Schattenseiten von Religionen zu sprechen."

Der niederländische Rat der Kirchen warnte, die Gesellschaft dürfe sich nicht von Angstgefühlen leiten lassen. Das Gremium, dem 17 religiöse Gemeinschaften angehören, mahnte zugleich, dass Kritik möglich sein müsse. Dabei komme es aber auf den Ton an. Wilders selbst zeigte sich zufrieden. Der Film sei bereits sechs Millionen Mal abgerufen worden.

In dem Film werden etwa Aufnahmen von den Anschlägen in New York und Porträtfotos von Muslimen mit gesprochenen Texten aus dem Koran verbunden. Auch eine Mohammed-Karikatur aus Dänemark spielt dabei eine Rolle. Der Zeichner Kurt Westergaard kündigte rechtliche Schritte dagegen an. Seine Zeichnung werde aus ihrem ursprünglichen Kontext gerissen, sagte er "Spiegel Online". Sie sollte auf "fanatische islamistische Terroristen abzielen - also nur auf einen kleinen Teil des Islam."