Wilders zeigt Anti-Koran-Film im Internet

Reaktionen gemäßigt

Überraschend hat der niederländische Parlamentarier Geert Wilders am Donnerstag seinen Anti-Koran-Film im Internet veröffentlicht. Der Film wurde wochenlang in den Niederlanden heftig diskutiert. Die Reaktionen fielen nun verhältnismäßig gemäßigt aus - die Holland-Korrespondentin Kerstin Schweighöfer vom Rheinischen Merkur berichtet im domradio.

 (DR)

Politiker nahezu aller Parteien, Vertreter der Sicherheitsbehörden sowie Muslime machten vor allem deutlich, dass sie mit schärferen Angriffen des bekannten Islam-Gegners gerechnet hätten. Die Bilder und Texte seien nicht neu und könnten nicht als so schockierend erfahren werden, wie nach den Debatten der vergangenen Wochen befürchtet worden war, hieß es.

Ministerpräsident Jan Peter Balkenende bedauerte jedoch die Veröffentlichung. Das Bild, das Wilders über den Islam zeichne, könne von Muslimen als beleidigend empfunden werden. In dem Film werden Archivaufnahmen etwa von den Anschlägen in New York und Porträtfotos von Muslimen mit gesprochenen Texten aus dem Koran verbunden. Auch die von Muslimen weltweit heftig kritisierte Karikatur aus Dänemark, die den Propheten Mohammed mit einem zur Bombe umfunktionierten Turban zeigt, spielt dabei eine Rolle. Der Zeichner protestierte bereits gegen die Verwendung seiner Karikatur in dem Streifen.

EU-Kritik
Die EU hat die Veröffentlichung des Films kritisiert. Der Film verfolge keinen anderen Zweck, als Hass zu entflammen, erläuterte die slowenische EU-Präsidentschaft am Freitag in Brüssel. Redefreiheit müsse mit Respekt für Religionen und andere Überzeugungen gebraucht werden. Nicht durch Gewalt sondern durch offenen Dialog könne gegenseitiges Verständnis vertieft und gegenseitiger Respekt aufgebaut werden.

Der Europa-Abgeordnete Cem Özdemir sprach sich gegen eine Zensur des Films aus.. Der Grünen-Politiker sagte am Freitag im ZDF: "Er tut sicherlich sehr vielen weh und verletzt viele, und trotzdem glaube ich, dass es falsch wäre, ihn zu zensieren." Özdemir plädierte für einen unaufgeregten Umgang mit dem Film unter Muslimen: "Ich hoffe nicht, dass wir ähnliche Bilder sehen werden, wie bei der Karikaturenkrise".

"Lau, enttäuschend und unnötig kränkend"
"Der Film soll die Gefahren zeigen, die von Koran und Islam ausgehen.
Mir ging es nicht darum, Unruhen auszulösen", kommentierte Wilders seinen Film. "Lau, enttäuschend und unnötig kränkend", lautete dagegen der Tenor im politischen Den Haag. Niederländische Muslime kritisierten den Film als beleidigend für Anhänger des Islam und sprachen von einer missglückten Arbeit. Minister der Regierung trafen am Freitagmorgen mit Vertretern religiöser Gruppen zusammen, darunter auch mit Muslimen.

Wilders hatte den etwa 15 Minuten langen Film überraschend am Donnerstagabend in niederländischer und in englischer Sprache über die Internetadresse www.liveleak.com ausgestrahlt. Drei Stunden vorher hatte er den Anti-Terror-Koordinator der Regierung auf den Film aufmerksam gemacht. Die Polizei setzte in der Nacht verstärkt Streifen im Regierungszentrum in Den Haag ein, meldete aber keine Zwischenfälle.