David Kiefer verstärkt als Organist die Kölner Dommusik

"Toll, so einen Gottesdienst zu begleiten"

Der 27-jährige David Kiefer spielt als Assistent von Domorganist Bönig neuerdings in vielen Gottesdiensten die Orgel. Im Schwarzwald geboren, erzählt er, warum er mit dem Karneval und der Kälte im Dom bislang gut zurecht kommt.

David Kiefer vor dem Kölner Dom (DR)
David Kiefer vor dem Kölner Dom / ( DR )

DOMRADIO.DE: Zwei Personen füllen die Stelle der musikalischen Assistenz zu je 50 Prozent aus. Der eine ist Matthias Wand, der andere sind Sie. Hauptaufgabe ist das Orgelspielen in den Gottesdiensten. Ihre ersten Orgeldienste im Januar haben Sie schon hinter sich. Wie ist der erste Eindruck?

David Kiefer (Kirchenmusiker und musikalischer Assistent des Domorganisten): Sehr gut. Insgesamt haben wir viel zu tun, morgens ist die erste Messe recht früh. Aber es macht mir Freude und bisher läuft es gut. 

DOMRADIO.DE: Und wie viele Gottesdienste sind das in der Woche in etwa? 

Kiefer: Also insgesamt spielen Matthias Wand und ich von Dienstag bis Sonntag die Gottesdienste, also drei pro Tag normalerweise. Und je nach dem am Sonntag entsprechend mehr. 

DOMRADIO.DE: Das ist ja dann schon wirklich eine ganze Menge  an Gottesdiensten, die Sie da begleiten müssen. Wie bereiten Sie sich auf die Gottesdienste vor?

Spieltisch der Kölner Domorgel / © Mathias Peter  (DR)
Spieltisch der Kölner Domorgel / © Mathias Peter ( DR )

Kiefer: Ich würde sagen, zum Großteil verlasse ich mich auf die Erfahrung, ich spiele schon so lange Orgel und habe schon viele Gottesdienste begleitet, so dass man eigentlich jedes Lied schon irgendwann mal gespielt hat und man die Lieder im Gotteslob gut kennt. 

DOMRADIO.DE: Anfang Januar haben Sie angefangen. Das ist ein sehr ungünstiges Datum, was die Temperaturen im Kölner Dom angeht. Und die Akustik im Kölner Dom ist auch nicht so ganz leicht. Kommen Sie mit den Temperaturen zurecht? 

Kiefer: Es geht, es ist schon kühl (lacht), aber wir haben auch eine Heizstange an der Orgel in der Marienkapelle und man findet sich zurecht. 

DOMRADIO.DE: Und dann ist es ja so, dass Sie zum einen an den kleineren Orgeln spielen, etwa bei den Werktagsmessen in der Marienkapelle und dann gibt es natürlich die große Orgelanlage im Dom mit Nordquerhausorgel, Schwalbennestorgel und das Hochdruckwerk im Westen. Es gibt auf der Orgelempore bei der Querhausorgel einen zentralen Spieltisch. Mit dem können Sie dann auch die Schwalbennestorgel spielen und auch das Hochdruckwerk, das aber ganz weit weg ist vom Spieltisch, wo Sie als Organist sitzen. Wie löst man das mit Akustik und dem Nachhall? Kommen Sie mit den akustischen Gegebenheiten gut zurecht bislang?

Die Schwalbennestorgel an der nördlichen Langhauswand / © Beatrice Tomasetti (DR)
Die Schwalbennestorgel an der nördlichen Langhauswand / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Kiefer: Ich würde sagen, schon. Wir haben am Spieltisch einen Lautsprecher, aus dem beispielsweise der Klang der Schwalbennest-Orgel direkt ankommt, das hilft. Und ich habe schon in der Vergangenheit in Freiburg im Münster öfters Gottesdienste begleitet und auch Konzerte gespielt. Und dort gibt es ähnlich wie hier vier verschiedene Orgeln im ganzen Raum verteilt. Und man gewöhnt sich  an die doch besonderen akustischen Bedingungen. 

DOMRADIO.DE: Jetzt haben wir schon darüber gesprochen, dass Sie schon lange Orgel spielen. Sie sind trotzdem noch jung, Sie sind Student, aber das Kirchenmusik-Studium haben Sie abgeschlossen, Sie sind im Aufbaustudium. Was für eine Studienrichtung ist das jetzt gerade im Moment konkret? 

Kiefer: Im Moment studiere ich noch im Konzertexamen  Orgel und Master Orgelimprovisation, beide Studiengänge in Freiburg. 

DOMRADIO.DE: Und wie bekommt man das mit einem Job als Assistent am Kölner Dom unter einen Hut? 

Kölner Domorgel / © Beatrice Tomasetti (DR)
Kölner Domorgel / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Kiefer: Mit viel Zeit im Zug, würde ich sagen (lacht). Zum Beispiel im Januar bin ich ziemlich viel hin- und her fahren, da ich auch noch einige Orgel-Wettbewerbe gespielt habe, dazu kommt der Unterricht in Freiburg. Aber es klappt. 

DOMRADIO.DE: Der Berufswunsch, Organist zu werden oder Kirchenmusiker zu werden ist in der heutigen Zeit eher ungewöhnlich. Wie kam es dazu, dass Sie gesagt haben, Ich möchte Orgel studieren? 

Kiefer: Ich habe in der Grundschule angefangen, Klavier zu spielen und dann über meine Eltern, die beide im Kirchenchor gesungen haben, kam ich in Kontakt zum Kirchenmusiker bei uns in der Region und dadurch zum Orgelspielen. Mir hat das gefallen, ich habe das gern gemacht. Und dann habe ich mich entschieden, Kirchenmusik zu studieren und auch Schulmusik am Anfang. Und im Laufe des Studiums hat sich dann ein Schwerpunkt auf die Orgel und Orgelimprovisation entwickelt.

DOMRADIO.DE: Am Kölner Dom gibt es täglich zahlreiche Gottesdienste, die von der Orgel begleitet werden müssen. Das ist jetzt Ihr Hauptjob als musikalischer Assistent. Warum haben Sie sich auf diese Stelle beworben? 

David Kiefer

"Ich begleite sehr gern die Messen musikalisch."

Kiefer: Eigentlich aus dem Grund, ich begleite sehr gern die Messen musikalisch. Und wie gesagt ist Orgel und Improvisation mein Schwerpunkt in der Kirchenmusik. Dann habe ich die Ausschreibung der Stelle gesehen und habe mich beworben. 

DOMRADIO.DE: Und da musste man auch vorspielen? Wie läuft das denn so ab, so eine Bewerbung für die Assistenz von Domorganist Winfried Bönig? 

Professor Winfried Bönig an der Orgel / © Beatrice Tomasetti (DR)
Professor Winfried Bönig an der Orgel / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Kiefer: Ja, es gab ein Gespräch und dann ein Vorspielen, auch mit Vorsingen. 

DOMRADIO.DE: Als Organist ist man auf die Instrumente angewiesen, die da vor Ort sind. Was gefällt Ihnen besser, eine so große Orgelanlage wie im Dom oder auch mal eine kleinere Orgel?

Kiefer: Beides ist reizvoll. Also, so eine Orgel-Anlage wie im Kölner Dom ist natürlich reizvoll. Man kann ganz verschiedene Farben, verschiedene Register gerade auch für Improvisation verwenden. Aber es gibt auch tolle kleine Orgeln, die durch Klangschönheit bestechen. 

DOMRADIO.DE: Sie haben im Januar gerade erst angefangen. Gibt es jetzt schon irgendwas, was Sie in der kurzen Zeit, seit Sie da sind, am meisten beeindruckt hat? 

Kiefer: Also beeindruckend war zum Beispiel der Mittwoch am 3. Januar. Da habe ich im Dom beim Gottesdienst zur Eröffnung der Karnevalssession direkt die große Orgel gespielt. Das war auch relativ überraschend, weil ich dachte, ich spiele erst mal die ersten Gottesdienste ausschließlich in der Marienkapelle an der kleinen Orgel. Und dann am Tag selber haben wir dann das Programm besprochen und dann musste ich relativ spontan zum ersten Mal an die große Orgel. Aber es hat alles gut geklappt und es war natürlich toll, einen Gottesdienst mit so vielen Besuchern feiern zu können. 

DOMRADIO.DE: Und war das ein Kulturschock für jemanden, der eher aus dem Süddeutschen stammt und dann hier auf einmal direkt in den Kölschen Karneval reingeschmissen wird? 

Kiefer: Nicht wirklich, wir haben auch Karneval im Süden, wo ich herkomme. Der ist da nicht so groß, aber ich kenne das auch. 

DOMRADIO.DE: Sie studieren Musik, Sie spielen im Dom die Orgel. Was macht eigentlich ein Musiker, wenn er nicht gerade musiziert? Hören Sie dann gar keine Musik mehr? Oder haben Sie noch andere Hobbys? 

Kiefer: Also, für meinen "Job" mache ich hauptsächlich klassische Musik. Obwohl natürlich gibt es in dem Gotteslob auch modernere Lieder. Aber bei mir ist ein Hobby zum Beispiel Popmusik. Ich spiele E-Gitarre und singe gern, was aber jetzt in den letzten Jahren wegen des Studiums etwas zu kurz kam. Und ansonsten spiele ich gern Fußball, wenn sich das ergibt. 

Das Interview führte Mathias Peter.

Kölner Dommusik: Die vier Chöre am Kölner Dom

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Das Jubiläumskonzert zum 30-jährigen Bestehen des Mädchenchores fand auf den Stufen der Vierung statt. / © Beatrice Tomasetti (DR)
Das Jubiläumskonzert zum 30-jährigen Bestehen des Mädchenchores fand auf den Stufen der Vierung statt. / © Beatrice Tomasetti ( DR )

 

Quelle:
DR