Das Magnifikat "Quarti toni" ist ein Meisterwerk

Ein Halbton für Maria

Der erste Januar ist aus katholischer Sicht vor allem das Hochfest der Gottesmutter Maria. Ihr zentraler biblischer Text ist ihr Lobpreis auf das Handeln Gottes – das Magnifikat. Hieronymus Praetorius vertonte die Worte sehr originell.

Autor/in:
Mathias Peter
Maria ist eine zentralen Figuren in der Bibel, der 1. Januar ist ihr Hochfest / © Beatrice Tomasetti (DR)
Maria ist eine zentralen Figuren in der Bibel, der 1. Januar ist ihr Hochfest / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Das Magnifikat wird bis heute regelmäßig im Gottesdienst gebetet, oft in musikalischer Form zum Beispiel in der Vesper der Katholischen Kirche. 

Darstellung der Gottesmutter Maria im Bayernfenster des Kölner Domes (DR)
Darstellung der Gottesmutter Maria im Bayernfenster des Kölner Domes / ( DR )

Textliche Grundlage ist der Lobpreis der Maria aus dem Lukasevangelium als sie ihre Verwandte Elisabeth besucht. Maria weiß zu diesem Zeitpunkt schon, dass sie mit Jesus den Retter der Menschheit zur Welt bringen wird. 

Halbtonschritt "erhöht" die Musik

Ihre Worte sind ein Lobpreis auf das Wirken Gottes. "Mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter", so heißt es zu Beginn. "Jubeln" heißt auf Latein "exsultavit", das kann man auch mit aufspringen, in die Höhe springen übersetzen. Genau dieses In die Höhe-Springen fasst Hieronymus Praetorius wirklich originell in Musik, nämlich durch einen unerwarteten Halbtonschritt, der die Musik an dieser Stelle in die Höhe streben lässt - dieser Schritt zieht sich durch alle acht Stimmen und gilt auch für die Abwärtsbewegung der Melodie. 

Dies führt zu einem deutlichen Hinhör-Effekt, der den Text "et exsultavit" besonders hervorhebt. Insgesamt ist die gesamte Vertonung sehr plastisch und drückt den emotionalen Text sehr gut aus. 

Praetorius hat mit Praetorius nichts zu tun

Geschrieben hat die Musik vor über 400 Jahren Hieronymus Praetorius in Hamburg – nicht verwandt mit seinem Zeitgenossen Michael Praetorius. 

Jacobikirche in Hamburg / © Anamaria Mejia (shutterstock)
Jacobikirche in Hamburg / © Anamaria Mejia ( shutterstock )

Hieronymus war Organist an der St.-Jacobi-Kirche in Hamburg. Das ist ja eine der fünf evangelisch-lutherischen Hauptkirchen. Michael Praetorius war auch evangelischer Kirchenmusiker, wirkte aber überwiegend in Wolfenbüttel in Niedersachsen

Hieronymus legt die Singstimmen als Doppelchor an, die Verse des Magnifikats werden abwechselnd einstimmig und dann mehrstimmig gesungen, das ist ein klarer Hinweis auf die liturgische Verwendung seiner Vertonung für den evangelischen Gottesdienst der Zeit. 

Mit oder ohne Instrumente?

Die Gottesdienstsprache damals war oft noch Latein, deswegen komponierte Praetorius das Magnifikat auch in dieser Sprache. Das Werk mit den beiden Chorgruppen kann a cappella aufgeführt werden, doch eine instrumentale Besetzung der Stimmen ist zusätzlich praktikabel und ermöglicht so einen volleren und farbenreicheren Klang.

Im Radioprogramm von DOMRADIO.DE erklingen am Abend von Neujahr ab 20 Uhr Magnifikat-Vertonungen von Hieronymus und Michael Praetorius, außerdem geistliche Kantaten von Johann Sebastian Bach. 

Quelle:
DR