Brasilianischer Bischof pocht auf Priesterweihe für Verheiratete

"Das letzte Wort noch nicht gesprochen"

Der Papst sei in seinem Schreiben "Querida Amazonia" vage geblieben. Deshalb versteht der brasilianische Bischof Merkel es als Ermunterung, die er nutzen will, um Spielräume auszuweiten. Sein Wunsch: verheiratete Männer zu weihen.

Weihekandidaten knien während einer Priesterweihe / © Frederic Soreau (KNA)
Weihekandidaten knien während einer Priesterweihe / © Frederic Soreau ( KNA )

Der brasilianische Bischof Meinrad Franz Josef Merkel (75) hat seinen Wunsch bekräftigt, verheiratete Männer mit Lebenserfahrung (viri probati) zu Priestern weihen zu können. Papst Franziskus habe dieser Diskussion in seinem Schreiben "Querida Amazonia" vom Februar kein Ende gesetzt, sagte der aus Deutschland stammende Bischof von Humaita der Zeitschrift "kontinente".

Anregungen nicht aufgegriffen

Allerdings habe der Papst auch keine Antwort zu dem Thema gegeben. "Das letzte Wort ist sicher noch nicht gesprochen", betonte Merkel. In "Querida Amazonia" reflektiert der Papst die Bischofssynode für die Amazonas-Region, die im Oktober 2019 im Vatikan stattfand. Deren Anregung, wegen personeller Not in Ausnahmefällen auch ältere verheiratete Männer zu weihen oder ein Diakonat für Frauen zu schaffen, griff der Papst nicht auf.

Mehr Handlungsspielraum

"Ich hätte mir gewünscht, dass die Ortskirchen mehr Freiheit und Handlungsspielraum bekommen, ihre Probleme kreativ zu lösen", sagte Merkel. Alle sieben Bischöfe in der regionalen Bischofskonferenz seien dafür, den einen oder anderen unter den besten ständigen Diakonen zum Priester weihen zu dürfen. Es gehe darum, einfachen Menschen die Teilnahme an der sonntäglichen Eucharistiefeier zu ermöglichen. "Doch es fehlt noch der wagemutige Schritt, diese Entscheidung zu treffen", so der Bischof.

Dennoch verstehe er das Schreiben des Papstes als Ermunterung. "Es sagt uns: Lasst euch nicht von Zweifeln leiten. Habt Vertrauen! Habt Mut", so Merkel. "Auch wenn das Ergebnis nicht unseren Erwartungen entspricht, werden wir weitermachen. Wir werden versuchen, die Freiräume noch mehr auszunutzen und auszuweiten."

Mehr Frauen in Ämter

Dazu gehört nach seinen Worten auch, sich mit der Stellung der Frauen in der Gesamtleitung einer Gemeinde zu beschäftigen. "In meinem Bistum sind sie in der Diözesanverwaltung vertreten: Vorsitz der Familienpastoral, Ehepastoral, Altenpastoral, Katechese. Ich habe Frauen zum Predigerdienst hingeführt." Bei der Amazonassynode habe er dafür gestimmt, dass Frauen den Zugang zum Diakonatsamt haben sollten. Manche polemischen Äußerungen und aggressive Stimmung bei dem Thema halte er für überzogen.

Nach Merkels Worten hat sich in der Geschichte der Kirche einiges getan. Am Anfang der Kirche hätten nur Bischöfe getauft, später dann Priester und Diakone. "Jetzt könnte und kann jeder Laie im Prinzip taufen", so der Bischof.


Quelle:
KNA