Fragen und Antworten zum Amazonas-Schreiben des Papstes

 (DR)

Krempelt Papst Franziskus die katholische Kirche um, wie es im Vorfeld von manchen erhofft, von anderen befürchtet wurde?

Eindeutig nein. Es wird vorerst weder die Lockerung des Zölibats noch die Diakonen- oder gar Priesterweihe für Frauen geben. Den Vorschlag der Bischofssynode, eine Priesterweihe für verheiratete Diakone einzuführen, empfiehlt er zur Lektüre, ohne ihn in sein eigenes Schreiben zu übernehmen.

Wie geht es weiter mit dem Zölibat, also der Pflicht zur Ehelosigkeit für katholische Priester?

Zunächst bleiben die bisherigen Regelungen bestehen: In der römisch-katholischen Kirche des westlichen Ritus können nur unverheiratete Männer zu Priestern geweiht werden, in den katholischen Ostkirchen auch verheiratete. Auch können anglikanische und evangelische verheiratete Geistliche, die übertreten, katholische Priester werden. Für die römische Kirche hält der Papst die Diskussion offen; aber gegen den Priestermangel in entlegenen Gebieten empfiehlt er erst einmal andere Maßnahmen. Auch wenn die Öffentlichkeit stark darauf schaut, spielte das Thema Zölibat auf der Synode selbst wie im aktuellen Papstschreiben nur eine Nebenrolle.

Öffnet Franziskus Türen für innerkirchliche Reformen, etwa bei der Rolle der Frauen in der Kirche oder bei der Mitarbeit von Laien?

Franziskus fordert Reformen, nur stellt er sich darunter etwas anderes vor als viele andere. Ein Weiheamt für Frauen, etwa ein weibliches Diakonat, empfiehlt er nicht. Er will aber, dass die Kirche vor Ort spezifisch weibliche, institutionalisierte und öffentlich anerkannte Dienste und Aufgaben entwickelt, zu denen Frauen eigens beauftragt werden. Damit sollen sie auch Leitungsverantwortung erhalten und mitentscheiden. Das Gleiche gilt für männliche Laien. (KNA, 12.02.20)