Das Leben Jesu - Ein Höhepunkt der Buchmalerei vor 1000 Jahren

Der Egbert-Codex

 (DR)

Der Codex Egberti gehört zu den herausragenden Schätzen mittelalterlicher Buchmalerei. Die kostbare Handschrift wurde um das Jahr 980 von Erzbischof Egbert von Trier der berühmten Schreib- und Malschule im Kloster Reichenau in Auftrag gegeben.

Inhaltlich bieten die 165 Blätter aus feinstem Pergament die im Laufe des Kirchenjahres im Gottesdienst gelesenen Evangelienabschnitte, so genannte Perikopen. Schon die ersten Blätter zeugen von der Bücherliebe des Auftraggebers: Eine Doppelseite in Gold und Purpur stellt den thronenden Erzbischof in seiner Würde dar, dem zwei Reichenauer Mönche Handschriften überreichen. Eindringliche ganzseitige Darstellungen der Evangelisten und 51 erzählende Bilder zum Leben Jesu bestechen durch zart schimmernde Farbgebung und sorgfältig komponierte Figurengruppen. Die außergewöhnliche Schlichtheit der Bilddarstellungen hat über die mehr als tausend Jahre seit der Entstehung nichts von ihrer Faszination eingebüßt. Sie ziehen den Betrachter noch heute durch ihre Ruhe und Erhabenheit in ihren Bann.

Der Codex Egberti gehört zu den zehn ausgewählten Handschriften der Reichenauer Buchkunst, die 2004 von der UNESCO in das Register »Memory of the World« aufgenommen wurden. Er ist darunter die einzige Handschrift, die bis heute am Ort der Entstehung bzw. Vollendung verblieben ist. In Verbindung mit dem Erscheinen einer neuen Faksimileausgabe kann die Handschrift mit ihren zahlreichen Bild- und Zierseiten auch der Öffentlichkeit präsentiert werden, bevor sie in den Tresor der Stadtbibliothek in Trier zurückkehren wird.

Die Beiträge des reich illustrierten Bandes, der anlässlich der Ausstellung erscheint, geben einen einzigartigen Überblick über die Miniaturen des Codex Egberti und liefern viele neue Erkenntnisse zur Geschichte und Kunstgeschichte des ältesten erhaltenen Bilderzyklus zum Leben Jesu in der Geschichte der Buchmalerei.