Mutter Mechthild über ihren Einsatz für Geflüchtete

"Das ist zu einer Herzenssache geworden"

Für ihren Einsatz für Geflüchtete wird die Benediktinerin Mutter Mechthild Thürmer mit dem Göttinger Friedenspreis ausgezeichnet. Sie hatte mehrfach Kirchenasyl im Kloster gewährt und muss sich deswegen sogar vor Gericht verantworten.

Mechthild Thürmer / © Marion Krüger-Hundrup (KNA)
Mechthild Thürmer / © Marion Krüger-Hundrup ( KNA )

DOMRADIO.DE: Haben Sie mit dieser Auszeichnung gerechnet?

Mutter Mechthild Thürmer OSB (Äbtissin des Benediktinerinnenklosters Maria Frieden, Kirchschletten): Nein, ich habe überhaupt nicht gewusst, dass es so etwas gibt.

DOMRADIO.DE: Wie haben Sie davon erfahren?

Mutter Mechthild: Da kam mal ein Anruf und dann wurde eine Mail angekündigt und da stand drin, dass ich auserkoren sei, für die Arbeit im Kirchenasyl den "Göttinger Friedenspreis" zu bekommen.

DOMRADIO.DE: Eine ganz tolle Sache. Sie bekommen den Preis für den Einsatz für Geflüchtete. Sie haben geflüchteten Frauen in Ihrem Kloster in Oberfranken Kirchenasyl gewährt. Das ist wirklich auch Ihre Herzenssache, oder?

Mutter Mechthild: Ja, das ist zu einer Herzenssache geworden. Ich habe gehört, wie schlecht es den Geflüchteten gegangen ist, in ihrem eigenen Land, warum sie keinen anderen Ausweg mehr gefunden haben, als die Flucht zu ergreifen und alles, aber auch alles, hinter sich zu lassen. Auf dem langen Weg nach Deutschland, der mit vielen Gefahren verbunden war, haben sie unterwegs auch Folter erlebt, also schrecklichste Dinge.

Als sie dann endlich nach Deutschland gekommen sind und die große Hoffnung in Erfüllung gegangen ist, kam dann auf einmal dieses Schreiben, dass sie wieder zurück sollten, entweder ins eigene Land oder in das Land, in welchem sie die Fingerabdrücke hinterlassen haben. Ob das jetzt Rumänien war oder Polen oder Italien. Es war einfach schrecklich für mich, das zu hören.

DOMRADIO.DE: Deswegen haben Sie diesen Frauen geholfen. Sie sind dafür ja tatsächlich auch bis an die Grenzen gegangen. Ihnen wurde sogar mit einer Gefängnisstrafe gedroht, obwohl es eigentlich, muss man auch sagen, Vereinbarungen zwischen den Kirchen, den Innenministerien und dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge gibt. Glauben Sie, man versucht, das Kirchenasyl damit auszuhebeln?

Mutter Mechthild: Das weiß ich nicht. Das hoffe ich auf keinen Fall, weil das die einzige Hilfe ist für solche Notsituationen. Wenn man die Verzweiflung dieser Menschen sieht, dann kann man gar nicht anders handeln, als dass man versucht, denen Herberge zu geben.

DOMRADIO.DE: Jetzt wird mit ihnen auch die Organisation "Seebrücke" ausgezeichnet. Die setzt sich gegen die Kriminalisierung von Seenotrettung ein. Was glauben Sie, welches Zeichen setzt das, dass alle Preisträger jetzt für die Hilfe für Geflüchtete ausgezeichnet werden?

Mutter Mechthild: Das Zeichen ist einfach großartig. Es ist großartig, dass es in unserem Land Menschen gibt, die das so hoch achten und das eines Preises würdig finden, dass sich Menschen übers Maß einsetzen für andere, die in Not sind.

Das Interview führte Verena Tröster.

 

Mutter Mechthild / © Abtei Maria Frieden (privat)
Mutter Mechthild / © Abtei Maria Frieden ( privat )
Quelle:
DR