Kirchenasyl: EKD-Chef solidarisch mit Mutter Mechthild

"Die Äbtissin hat meine Solidarität"

Der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm hat sich mit einer wegen Gewährung von Kirchenasyl angeklagten bayerischen Benediktineräbtissin solidarisiert. Ein Besuch in der Abtei wurde aufgrund Corona verschoben.

Mutter Mechthild / © Abtei Maria Frieden (privat)
Mutter Mechthild / © Abtei Maria Frieden ( privat )

Er könne nicht nachvollziehen, dass Mutter Mechthild, der Leiterin des oberfränkischen Klosters Kirchschletten, von Seiten des Amtsgerichts Bamberg eine "drastische" Freiheitsstrafe angedroht worden sei, sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), am Freitag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). "Die Äbtissin hat meine Solidarität."

Strafverfahren wegen Beihilfe zu unerlaubtem Aufenthalt

Bedford-Strohm wollte sich eigentlich am Freitag mit der Leiterin des oberfränkischen Benediktinerinnen-Klosters Kirchschletten treffen. Angesichts der Aufforderungen zu Kontaktbeschränkungen habe er gemeinsam mit Mutter Mechthild entschieden, einen Besuch in der Abtei zu verschieben. Auch eine eigene Teilnahme an einem möglichen Prozess gegen die Ordensfrau wollte der EKD-Chef nicht ausschließen. "Denkbar ist alles - die praktische Umsetzung ist angesichts meines langfristig gefüllten Terminkalenders in der Regel immer das Schwierigere."

Die Ordensfrau sieht sich mehreren Strafverfahren wegen Beihilfe zu unerlaubtem Aufenthalt gegenüber, weil sie Frauen in besonderen Notlagen Kirchenasyl gewährt hat. In einem Fall sollte ihr bereits Ende Juli vor dem Amtsgericht Bamberg der Prozess gemacht werden. Er wurde kurzfristig abgesagt, nachdem in zwei weiteren Fällen Ermittlungsverfahren eingeleitet worden waren. Einen neuen Verhandlungstermin gibt es noch nicht.

Solidarität auch aus dem Ausland

Zuletzt hatte auch die Vollversammlung der bayerischen Bischöfe der Benediktinerin den Rücken gestärkt. "Die Bischöfe sehen keinen Grund für eine Verurteilung", sagte Kardinal Reinhard Marx Anfang Oktober in München. Die Ordensfrau habe sich an alle Absprachen zwischen Staat und Kirche beim Kirchenasyl gehalten.

Der Fall hat weltweit Schlagzeilen gemacht und der Ordensfrau auch aus dem Ausland Solidaritätsadressen eingetragen. Besonders freue sie, dass für sie gebetet werde, sagte sie bei einer Onlinekonferenz der Bundesarbeitsgemeinschaft Asyl in der Kirche. "Das lässt mich die Ruhe bewahren." Als Heldin bewundert werden möchte sie nach eigenen Worten aber nicht. Dass sie den Frauen in Not geholfen und sie in ihrem Kloster aufgenommen habe, sei für sie "völlig selbstverständlich".

Kirchenasyl

Beim sogenannten Kirchenasyl nehmen Gemeinden oder Ordensgemeinschaften vorübergehend Asylbewerber auf, um eine Abschiebung abzuwenden, weil diese für den Flüchtling eine Bedrohung an Leib und Leben darstellt. Schon aus dem vierten Jahrhundert ist bekannt, dass Flüchtlinge in Kirchen Schutz suchten.

Ein Schlafsack und ein Rucksack liegen auf einer Kirchenbank. Im Hintergrund steht ein Zelt. / © Harald Oppitz (KNA)
Ein Schlafsack und ein Rucksack liegen auf einer Kirchenbank. Im Hintergrund steht ein Zelt. / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA