Das Gedenkjahr 2024 Superstars aus deutschen Landen

Kant, Kafka und Currywurst

Höchste Zeit für einen Blick ins neue Jahr: 2024 gibt es zahlreiche historische und kulturelle Gedenktage. Philosoph Immanuel Kant feiert seinen 300. Geburtstag, das Grundgesetz wird 75 – genauso wie die Currywurst.

Autor/in:
Christoph Arens
Die Currywurst gibt es seit 75 Jahren. / © gkrphoto  (shutterstock)
Die Currywurst gibt es seit 75 Jahren. / © gkrphoto ( shutterstock )

Er ist ein Fixstern am Himmel der Philosophie: 2024 wird weltweit an den 300. Geburtstag des Königsberger Denkers Immanuel Kant (1724-1804) erinnert. Auch Deutschland feiert: Schon jetzt zeigt die Bundeskunsthalle in Bonn eine große Ausstellung. 

Im September beherbergt die Bundesstadt den Internationalen Kant-Kongress. In Berlin gibt es im Juni eine große wissenschaftliche Tagung. Am 22. April, dem eigentlichen Geburtstag, lädt die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften zu einem Festakt und Symposium. Es geht um "Perspektiven für die Philosophie des 21. Jahrhunderts".

Ludwig van Beethoven (1770-1827) / © Everett Historical (shutterstock)
Ludwig van Beethoven (1770-1827) / © Everett Historical ( shutterstock )

"Ode an die Freude"

An internationalem Glanz mithalten kann da wohl nur der 200. Jahrestag der Uraufführung von Beethovens Neunter Sinfonie in Wien am 9. Mai. Heute ist "Beethovens Neunte" weltweit eines der populärsten Werke der klassischen Musik. Seit 1972 ist die Vertonung von Schillers "Ode an die Freude" aus dem letzten Satz der "Neunten" die Hymne des Europarats und seit 1985 auch Europahymne der Europäischen Gemeinschaft.

Ein anderer Superstar aus deutschen Landen wird gerade erst im Ausland entdeckt: Seit Mai zeigt das Metropolitan Museum in New York eine erste US-Ausstellung des Malers Caspar David Friedrich (1774-1840). In der Bundesrepublik ist der am 5. September 1774, also vor 250 Jahren, in Greifswald geborene Künstler schon lange eine Ikone der Romantik. Ausstellungen in Berlin, Dresden und Greifswald, die unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten stehen, feiern 2024 den Maler der Sehnsucht.

Bundesbahn und Currywurst

Politisch dürfte im Gedenkjahr 2024 das Jahr 1949 im Mittelpunkt stehen: Die Bundesrepublik und das Grundgesetz, die DDR und die Volksrepublik China werden 75 Jahre alt. Zugleich jährt sich die erste Kanzlerwahl von Konrad Adenauer am 5. September zum 75. Mal. Dass zwei Tage später die Deutsche Bundesbahn gegründet und einen Tag vor der Kanzlerwahl in Berlin die Currywurst erfunden wurde, dürfte in den kommenden Monaten ein paar launige Kommentare hervorrufen.

Zeitgeschichtlich hat auch das Jahr 1974 viel zu bieten: Am 25. April vor 50 Jahren wurde der persönliche Referent von Bundeskanzler Willy Brandt, Günter Guillaume, als DDR-Spion enttarnt. Brandt trat am 6. Mai zurück. Am 16. Mai wurde Helmut Schmidt sein Nachfolger.

"Theo, wir fahr'n nach Lodz"

Zum "Sommerhit" des Jahres 1974 erklärte die westdeutsche Musikindustrie übrigens Vicky Leandros' Song "Theo, wir fahr'n nach Lodz", der in gewissem Sinne den Kommentar des deutschen Schlagers zu Brandts Ostpolitik darstellt. Sportlicher Höhepunkt des Jahres war die Fußball-Weltmeisterschaft, in der die Bundesrepublik nicht nur Gastgeber war, sondern auch den Titel errang – eine Erinnerung, die im Jahr der Europameisterschaft 2024 zu vielen Vergleichen Anlass geben dürfte.

Weltgeschichtliche Bedeutung hatte der Tod des russischen Revolutionärs Wladimir Iljitsch Lenin vor 100 Jahren, am 21. Januar 1924. Er machte den Weg frei für die totalitäre Diktatur von Stalin. Einen Abschluss findet das Gedenken an die deutsche Revolution von 1848. Von Juni bis Juli 1849, vor 175 Jahren, setzten preußische Truppen der Revolution ein gewaltsames Ende.

Eroberung Mexikos und Gründung New Yorks 

Mehrere Anlässe bietet 2024, um an die Inbesitznahme Amerikas durch die Europäer zu erinnern: Vor 500 Jahren, am 20. März 1524, erließ der spanische Conquistador Hernan Cortes nach der Eroberung Mexikos "Verordnungen für gute Regierung für die Bewohner von Neuspanien". Vorgesehen war unter anderem, dass die indigene Bevölkerung Zwangsarbeit leisten musste, während die Spanier im Gegenzug beauftragt wurden, sie zu beschützen und zu christianisieren.

Ein Jahrhundert später, 1624, gründeten Niederländer in Nordamerika die Kolonie Nieuw Nederland mit dem Verwaltungssitz Nieuw Amsterdam, dem späteren New York. 1667 übernahmen die Briten die Herrschaft über das Gebiet.

Weltkulturerbe Insel Reichenau: Münster Sankt Maria und Markus mit der Klosteranlage / © Harald Oppitz (KNA)
Weltkulturerbe Insel Reichenau: Münster Sankt Maria und Markus mit der Klosteranlage / © Harald Oppitz ( KNA )

Kloster Reichenau

Auch aus kunstgeschichtlicher und kirchlicher Perspektive stechen einige Ereignisse hervor: 1624 vollendete Gian Lorenzo Bernini die Skulptur des David. Im gleichen Jahr wurde er von Papst Urban VIII. mit dem Bau eines Baldachins über dem Petrusgrab in Rom beauftragt. Und vor 1.300 Jahren, im Jahr 724, gründete Klosterbischof Pirminius das Kloster Reichenau auf der Insel Reichenau.

Literaturgeschichtlich sind unter anderem der 300. Geburtstag des deutschen Dichters Friedrich Gottlieb Klopstock am 2. Juli und der 650. Todestag des italienischen Dichters Francesco Petrarca am 19. Juli von Bedeutung. Auch die Veröffentlichung von George OrwellsRoman "1984" vor 75 Jahren, am 8. Juni 1949, der Tod Franz Kafkas am 3. Juni 1924 und der Geburtstag Erich Kästners vor 125 Jahren, am 23. Februar 1899, geben Anlass zum Gedenken.

Quelle:
KNA