Das Gebetsanliegen des Papstes für den November

Gott auf frischer Tat ertappen

In seiner Gebetsmeinung für den November lädt Papst Franziskus ein, für leidende und auch für obdachlose Kinder, für Waisen und Opfer bewaffneter Konflikte zu beten. Vor allem das Thema sexualisierte Gewalt bedürfe mehr Aufklärung.

Autor/in:
Martin Maier SJ
Bild vom Oktober 2022: Papst Franziskus betet während seiner wöchentlichen Generalaudienz auf dem Petersplatz im Vatikan / © Alessandra Tarantino/AP (dpa)
Bild vom Oktober 2022: Papst Franziskus betet während seiner wöchentlichen Generalaudienz auf dem Petersplatz im Vatikan / © Alessandra Tarantino/AP ( dpa )

In der Romanwelt Fedor Dostojewskis erschüttern am meisten die Kapitel über das Leid, das Kindern zugefügt wird. In "Die Brüder Karamasow" berichtet Iwan von einem General, der ein achtjähriges Kind von seinen Hunden zu Tode hetzen ließ, weil es aus Versehen seinen Hund mit einem Stein verletzte. In seiner Verzweiflung über diese Grausamkeit möchte Iwan Gott sein "Eintrittsbillet" in diese Welt zurückgeben.

Papst verlangt "null Toleranz" beim Missbrauch

Papst Franziskus, der selbst ein großer Verehrer von Dostojewki ist, mag bei seiner Einladung zum Gebet für die leidenden Kindern an diese Romanstelle gedacht haben. Kinder sind schwach und schutzbedürftig. Deshalb ist das Leid, das ihnen angetan wird, doppelt fürchterlich.

Jesus fordert, diejenigen, die sich solcher Vergehen schuldig machen, mit einem Mühlstein um den Hals im tiefsten Meer zu versenken. Der Papst verlangt "null Toleranz" beim Missbrauch von Kindern und Schutzbedürftigen in der katholischen Kirche. Das Verbrechen sexualisierter Gewalt gegen Kinder durch Priester bezeichnete er wiederholt als Seelenmord.

Mehr Anstrengungen gefordert

Der Skandal des Missbrauchs und der Misshandlung von Kindern ist eine weltweite Herausforderung. Die UN-Sonderberichterstatterin über Kinderhandel und sexuelle Ausbeutung Minderjähriger, Mama Fatima Singhateh aus Gambia, rief kürzlich vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen in einem leidenschaftlichen Appell zu verstärkten Bemühungen gegen Kinderhandel und sexuelle Ausbeutung von Kindern auf.

Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie, langwierige Konflikte, der Klimawandel und Katastrophen hätten das Problem vergrößert, die Anfälligkeit von Kindern für Verkauf und sexuelle Ausbeutung verschärft und die Kinderschutzsysteme enorm belastet.

Singhateh forderte die Staaten auf, bei der Strafverfolgung verstärkt zusammenzuarbeiten sowie Informations- und Kommunikationstechnologien zu verbessern. Ebenso müssten jene, die von der Ausbeutung von Kindern profitieren, zur Rechenschaft gezogen werden.

Aufklärung und Engagement

Für den Schutz von Kindern engagieren sich viele kirchliche Hilfswerke. So steht die kommende Aktion Dreikönigssingen des Kindermissionswerks unter dem Motto "Kinder stärken, Kinder schützen". Vom diesjährigen Aktionsplakat des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat blickt unter der Überschrift "Gesundsein fördern" ein Baby aus Guatemala mit großen Augen und zufriedenem Lächeln auf den Betrachter. Es wird gehalten von der Kinderärztin Vikky Valladares, die in der kirchlichen Gesundheitspastoral engagiert ist.

Hier geht es vor allem darum, Eltern über gesunde Ernährung und Hygiene für ihre Babies zu unterrichten. Wer kein Geld hat, wird in den Krankenstationen auch kostenlos behandelt und erhält Medikamente. Valladares bekennt: "Ich glaube, Gott hat mich an diesen Ort geführt, weil ich hier helfen kann. Und wenn meine Patienten gesund und lächelnd meine Praxis verlassen, ist das für mich das größte Geschenk."

Jesus Christus war ein großer Kinderfreund. Richtig verärgert reagierte er, als seine Jünger Kinder von ihm fernhalten wollten. Er stellte klar: "Wenn ihr nicht umkehrt und wie die Kinder werdet, könnt ihr nicht in das Himmelreich kommen. Wer so klein sein kann wie dieses Kind, der ist im Himmelreich der Größte. Und wer ein solches Kind um meinetwillen aufnimmt, der nimmt mich auf." (Mt 18,3 ff.) Jesus macht sich eins mit den Kindern. Sie sind seine Stellvertreter. Martin Luther hat das in dem wunderschönen Satz ausgedrückt: "Wenn Du ein Kind siehst, hast Du Gott auf frischer Tat ertappt."

Quelle:
KNA