Das Gebetsanliegen des Papstes für den Februar

"Nein zu Korruption"

Der Papst betet im Februar dafür, "dass jene, die über wirtschaftliche, politische oder religiöse Macht verfügen, ihre Position nicht missbrauchen". Eine klare Ansage - oder besser gesagt: eine klare Absage.

Autor/in:
Gerhard Dane
Korruption bekämpfen / © Franziska Kraufmann (dpa)
Korruption bekämpfen / © Franziska Kraufmann ( dpa )

Korruption - ein schwerer Vorwurf in vieler Munde. Doch, was ist Korruption überhaupt? Jedenfalls ein Wort aus dem Lateinischen, der Amtssprache der Päpste von jeher. In einem Lexikon steht nur "Bestechlichkeit, Verderbnis", sonst nichts. Beim "Googeln" finde ich: "Bestechung, Vorteilsannahme und Vorteilsgewährung.

Im juristischen Sinn steht Korruption für den Missbrauch einer Vertrauensstellung in einer Funktion in Verwaltung, Justiz, Wirtschaft, Politik oder auch in....." (Vielsagende Pünktchen!) Im lateinischen Wörterbuch findet sich ein noch größeres Wortfeld: "Corrumpere" heißt demnach verderben, entstellen, vernichten, zu Grunde richten, herunterbringen, fälschen, verführen, bestechen.

Macht macht's möglich!

Solchen Versuchungen sind aus der Sicht unseres Papstes besonders die Mächtigen ausgesetzt. Er scheint zu wissen, wovon er redet. Und er nennt auch gleich die besonders verdächtigen Ebenen: die Führungsetagen der Wirtschaft, der Politik und auch der Religion. Da gab es wohl so etwas immer schon.

Macht macht's möglich, was moralisch unmöglich ist: sich selbst oder dem herrschenden System Vorteile verschaffen, ohne Rücksicht gegen Andere; Nachteile und Schäden nicht wahr haben wollen, die durch das eigene Handeln für Mitmenschen entstehen. Sympathisch wieder einmal, dass Franziskus auch "religiöse Macht" - also Machtmissbrauch im eigenen Hause - nicht ausschließt.

Verführung ist überall

"Führe uns nicht in Versuchung!" Um die sechste Bitte des Vaterunsers ist kürzlich eine heiße Diskussion entbrannt - ausgelöst durch eine veränderte Formulierung in Frankreich und eine zustimmende Bemerkung des Papstes zu dieser Änderung. Gott führe niemals in Versuchung, heißt es. Man solle lieber um seine Führung in Versuchungen bitten.

Sympathisch? In der Bibel gibt es allerdings auch Versuchung, die von Gott ausgeht - Erprobungen, Härtetests wie für Abraham und Hiob. Die Evangelien scheuen sich nicht zu berichten, dass Jesus selbst "vom Geist in die Wüste geführt" wird. Da ist nicht ein böser Geist gemeint! "Dort sollte er vom Teufel versucht werden" (Matthäus 4,1 f.). Der Auftraggeber ist Gott selbst!

Die dritte Versuchung Jesu, die Matthäus erzählt, ist die zu schrankenloser Macht. Es ist genau die Versuchung, die der Papst uns in diesem Monat vor Augen stellt: "Wieder nahm ihn der Teufel mit sich und führte ihn auf einen sehr hohen Berg; er zeigte ihm alle Reiche der Welt mit ihrer Pracht und sagte zu ihm: Das alles will ich dir geben, wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest."

Wie ist mit Macht umzugehen?

Das klare "Nein" des Papstes zu Machtmissbrauch ist ein gutes Echo auf die Absage seines Meisters: "Weg mit dir, Satan! Denn in der Schrift steht: Den Herrn, deinen Gott sollst du anbeten und ihm allein dienen."

Vor Machtmissbrauch sind aber nicht nur "die da oben"nicht gefeit. Jeder von uns sollte sich fragen, inwieweit wir unsere vermeintliche Macht eher dazu nutzen, unsere eigenen Interessen durchzusetzen, statt unsere Position in den Dienst einer Sache oder von Menschen zu stellen.

Macht ist also nicht von vorneherein schlecht. Macht muss sein, schon allein, um den Gewalttätigen Widerstand zu leisten. Ihr Gebrauch allerdings ist eine Gratwanderung: Absturzgefahr in rücksichtslosen Eigennutz einerseits oder auf der anderen Seite in tatenloses, machtloses Geschehenlassen! Auf dieser Gratwanderung befinden wir uns eigentlich alle; niemand hat gar keine Macht. In diese Einsicht sollten wir uns hineinbeten, nicht nur «die da oben».


Papst Franziskus / © Alessandra Tarantino (dpa)
Papst Franziskus / © Alessandra Tarantino ( dpa )
Quelle:
KNA