Das erste Weihnachten mit Papst Franziskus

Eigener Stil, klare Botschaft

Papst Franziskus hat deutliche Botschaften. Auch an seinem ersten Weihnachten im Amt blieb der Heilige Vater seinem Stil treu, meint Bernd Hagenkord, Leiter der deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatikan, im domradio.de-Interview.

Papst Franziskus beim Segen "Urbi et Orbi" / © Romano Siciliano (KNA)
Papst Franziskus beim Segen "Urbi et Orbi" / © Romano Siciliano ( KNA )

domradio.de: War es ein stimmungsvolles Weihnachtsfest?

Hagenkord: Das ist es immer im Vatikan, wenn auch wir bei Radio Vatikan das ja als Arbeitszeit betrachten. Da kommt nicht so richtig Stimmung auf. Aber es ist für die Italiener hier ein sehr stimmungsvolles Weihnachtsfest, mit dem großen Baum und der Krippe. Es gehört für Römer dazu, in den Petersdom zu gehen, sich dort die Krippe anzugucken, auch die Große davor - das ist immer ein großes Spektakel, das Anzünden, das Liedersingen, das war schon sehr stimmungsvoll. Und auch die Messen und der Segensgottesdienst - das war schon sehr toll.  

domradio.de: Das sind ja Dinge, die jedes Jahr wiederkehren. Jetzt war es das erste Weihnachten mit Papst Franziskus. Natürlich hat Franziskus die frohe Botschaft von der Geburt Christi verkündet, aber was hat er den Gläubigen und, wie er betont hat, den Nichtglaubenden mit auf den Weg gegeben?

Hagenkord: Zunächst müssen wir uns ja alle an Papst Franziskus gewöhnen, immer noch. Das merkt man unter anderem daran, dass die Predigt in der Christmette sehr kurz war, sehr, sehr kurz. Er hat seine Themen, die er immer wieder aufbringt, weiterentwickelt - das ist ja eine der großen Stärken des Papstes, dass er so etwa 20 Dinge hat, und die immer wieder neu zusammensetzt, immer weiter entwickelt. Es geht ihm um die Ausgestoßenen, also die Hirten waren die Ersten, die die Frohe Botschaft gehört haben, weil sie die Letzten waren, die Ausgestoßenen. Da ging es um Wachsamkeit, das war die Botschaft in der Predigt.

Dann die Frage natürlich nach Frieden und Brüderlichkeit, die Frage, ob wir Gott aus unserer Welt verdrängen, ob es überhaupt noch Frieden geben kann in unserer Welt. Das sind Themen, die bei ihm immer wieder gerne kommen. Aber eben auch die direkte Kommunikation, das Freundliche, und dann aber auch Gebetshafte, das er beim Angelusgebet zum Stephanusfest auf dem Petersplatz hatte. Das sind ganz charakteristische Merkmale, die er in das Amt und in dieses Weihnachten hereingebracht hat.

domradio.de: Er hat betont, dass das alles auch für die Nichtglaubenden gilt.

Hagenkord: Genau. Das hat uns nicht überrascht, aber es stand auch nicht in dem Skript drin, das wir vorab bekommen haben. Das hat er frei gesprochen und noch mal betont, nachdem er gesagt hat, dass er sich darüber freue, dass sich auch andere Religionsgemeinschaften seinem Friedensanliegen bezüglich Syrien anschließen. Man kann auf verschiedenen Wegen zum Frieden kommen, für uns ist das eben das Gebet und das betende Miteinander im Einsatz für Frieden - für Nichtglaubende ist es eben der Weg über "sie wollen Frieden, sie wünschen sich Frieden, sie haben Sehnsucht nach Frieden".

Darin können sich eben Nichtglaubende und Glaubende treffen und auch gemeinsam am Frieden arbeiten. Das ist noch mal eine ganz - vielleicht nicht revolutionäre Botschaft, aber das an Weihnachten zu sagen, finde ich schon sehr, sehr gut, und ich glaube, das ist auch so wahrgenommen worden.

domradio.de: Was uns auch schon an Ostern aufgefallen ist, der Papst verzichtet darauf, den Weihnachtssegen in allen Sprachen zu sagen, warum macht er das wohl?

Hagenkord: Das ist ganz schwer zu sagen. Ich vermute einfach mal, dass er sagt, er ist kein Mensch der vielen Sprachen. Wenn er in Lateinamerika ist - das haben wir in Brasilien gesehen - dann wechselt er auch zwischen Spanisch, Portugiesisch und Italienisch in einem Satz. Sein Englisch ist jetzt nicht unbedingt das Klarste. Also ich vermute mal, dass er sagt: Ich möchte lieber das, was ich sage, klar und deutlich sagen, anstatt 60 Sprachen mühsam und vor den Augen der Weltöffentlichkeit mich und die Kirche zu blamieren.

Er ist ja jemand, der anders kommuniziert, der direkt kommuniziert, der mit den Leuten kommuniziert, der es schafft, 60.000 Leute auf dem Petersplatz für ungefähr 20 Sekunden zu einer Gebetsstille anzuhalten. Wenn man mal in Rom war, dann weiß man, was Stille bedeutet. Das ist seine Art zu kommunizieren - nicht die vielen Stimmen, nicht die vielen Botschaften, aber das, was er macht, dann lieber direkt.

domradio.de: Das sagt man ja auch manchmal: Ein Bild sagt mehr als 1.000 Worte.

Hagenkord: Ja, und wir hatten ja auch die beiden Päpste zweimal. Wir hatten einmal Franziskus besucht Benedikt und nun Benedikt besucht Franziskus. Das sind solche Kleinigkeiten, die vielleicht nicht großartige Neuigkeiten sind, aber da zeigt sich ein anderes Pontifikat, wo nämlich der Vorgänger noch da ist, wo es verschiedene Stile, verschiedene Personen gibt, verschiedene Art und Weisen, etwas auszudrücken - die wunderbar miteinander auskommen. Und ich glaube, auch das ist eine sehr weihnachtliche Botschaft.

domradio.de: Weiß man denn, wie Franziskus privat Weihnachten zwischen den ganzen offiziellen Programmpunkten gefeiert hat?

Hagenkord: Man weiß es nicht, man hat ein paar Geschichten gehört. Wir haben heute mit jemandem gesprochen, der selber auch im Vatikan gewohnt hat, der hat gesehen, dass der Papst sich zum Beispiel von einer Familie verabschiedet hat, so an der Tür, wie man eben Familien verabschiedet, die einen besucht haben. Er hatte also Besuch, das ist aber nicht öffentlich bekannt gegeben worden, das waren private Weihnachten - wie er das selber im Einzelnen gefeiert hat, das wissen wir nicht und ich glaube, er will es auch so halten, dass er es nicht an die große Glocke hängt.

(Das Gespräch führte Uta Vorbrodt.)


Pater Bernd Hagenkord (rv)
Pater Bernd Hagenkord / ( rv )