Pfadfinder bauen Solinger Kirche in Minecraft nach

"Das bringt Ablenkung in den tristen Alltag"

Eine Pfadfindergruppe aus Solingen hat die Liebfrauenkirche im Videospiel Minecraft nachgebaut. In virtuellen Gruppenstunden entstand die Kirche in all ihren Details aus 3D-Blöcken. Jugendleiter Tobias Leuther erläutert, wie es dazu kam.

Solinger Liebfrauenkirche bei Minecraft / © DPSG - Stamm Tenkterer (privat)
Solinger Liebfrauenkirche bei Minecraft / © DPSG - Stamm Tenkterer ( privat )

DOMRADIO.DE: Vielleicht können Sie einmal kurz für uns alle erklären: Was ist Minecraft?

Tobias Leuther (Jugendleiter der Pfadfindergruppe "Stamm Tenkterer" in Solingen-Löhdorf): In Minecraft steuert man eine Figur, mit der man in der zufällig generierten 3D-Welt mit würfelförmigen Blöcken unterschiedliche Konstruktionen bauen kann.

DOMRADIO.DE: Wie kamen Sie als Pfadfinder auf die Idee, die Kirche in dem Computerspiel nachzubauen?

Leuther: Das war gar nicht meine persönliche Idee. Es kam von unseren Jugendlichen selbst. Sie hatten die Idee, das Spiel für pfadfinderische Zwecke zu nutzen.

DOMRADIO.DE: Das Ganze ist mit Liebe zum Detail passiert. Selbst das Jugendheim, die Pfarrwiese, Keller, Wohnungen und natürlich auch den Kirchturm haben die Jugendlichen nachgebaut. Wie sind die Pfadfinder hier vorgegangen? Gab es extra Baupläne?

Leuther: Der beste Bauplan war auf jeden Fall unser Gedächtnis und unsere Kenntnis über die Kirche und unser Jugendheim. Die grundlegenden Sachen haben wir relativ schnell aus dem Kopf gebaut.

Für die Detailtreue haben wir uns an Fotos orientiert oder auch Online-Kartendienste genutzt, um den Maßstab auch gut zu treffen.

DOMRADIO.DE: Und dann trifft man sich in dem Spiel als virtuelle Figur und dann sehen Sie die anderen Pfadfinder, die möglicherweise auch die Kirche betreten können?

Leuther: Genau. Der Server wurde uns zur Verfügung gestellt. Auf diesem ist die Karte und man kann sich da einfach einloggen. Man muss allerdings vorher freigeschaltet sein, sodass nicht jeder sofort Zutritt hat, der sich das anzugucken möchte. Das geht nicht so einfach.

Sonst führt das dazu, dass nicht die richtigen Leute auftauchen. Das wollten wir nicht. Deswegen haben wir das in unserem Kreis gemacht. Aber wer den Zugang hat, kann da rumlaufen, ein bisschen was bauen oder sich auch einfach die Kirche angucken.

DOMRADIO.DE: Geht das Projekt noch weiter oder sind die Bauarbeiten jetzt abgeschlossen in Minecraft?

Leuther: Die Idee kam uns schon vor Weihnachten. Dann fingen die Jugendlichen mit Begeisterung an und ich würde jetzt im Nachhinein sagen, dass das drei Wochen intensive Bauzeit war, bis man das grobe Ganze sehr gut dargestellt hatte.

Im Moment finden noch weitere Detailarbeiten statt. Oder die Kinder und Jugendlichen kreieren ihre eigenen Projekte, sei es eine Ritterburg oder ein Luftschloss oder was anderes dann in der Nähe der Kirche, was dann nichts mehr mit dem eigentlichen Projekt zu tun hat.

DOMRADIO.DE: Ein Pfadfinderstamm lebt ja davon, dass junge Menschen gemeinsam etwas erleben und unternehmen. Ist das Computerspiel da gerade ein guter Ersatz für die Jugendlichen?

Leuther: Ob es ein guter Ersatz ist, weiß ich nicht. Aber es ist auf jeden Fall ein Ersatz. Wir sind natürlich auch stark eingeschränkt durch die Corona-Pandemie und können uns nicht mehr in der Wirklichkeit treffen, sondern machen unsere Gruppenstunden jetzt virtuell über die verschiedenen Portale.

Wir versuchen so in Kontakt mit den Jugendlichen zu bleiben und sie einfach ein bisschen aus dem Alltag abzuholen. Und deswegen ist die Idee mit dem Minecraft-Server auf jeden Fall eine ganz tolle Alternative und bringt ein bisschen Ablenkung in den sonst sehr tristen Alltag im Moment.

Das Interview führte Tobias Fricke.


Ein Junge spielt auf einem Ipad das Open-World-Computerspiel Minecraft / © Georg Wendt (dpa)
Ein Junge spielt auf einem Ipad das Open-World-Computerspiel Minecraft / © Georg Wendt ( dpa )
Quelle:
DR