Bischof Kohlgraf lehnt Vorschlag einer Bischofswahl ab

"Dann wäre ich nie Bischof geworden"

Verpflichten sich die Bischöfe, die Reformen der Synodalversammlung umzusetzen? Sollen Bischöfe in Zukunft gewählt werden? Bischof Kohlgraf sieht die Debatte als einen wichtigen Schritt - dennoch brauche es am Ende jemanden, der Verantwortung trägt.

Bischof Peter Kohlgraf (m.) / © Harald Oppitz (KNA)
Bischof Peter Kohlgraf (m.) / © Harald Oppitz ( KNA )

DOMRADIO.DE: Wie erleben Sie denn diese Synodalversammlung?

Bischof Peter Kohlgraf (Bischof von Mainz): Also es wird nicht langweilig, das kann ich wirklich sagen, auch wenn die Abstimmungen mühsam sind, Antrag für Antrag. Es sind engagierte Debatten. Ich erlebe es auch als sehr kontrovers zum Teil. Und ich bin mir nicht so ganz sicher, so auch in der letzten Debatte, wo es dann darum ging, die Bischöfe sollen sie auch namentlich bekennen zu ihrem Abstimmungsverhalten. Da ist auch ein gewisses Grundmisstrauen, sage ich mal, im Raum. Das ist spürbar.

DOMRADIO.DE: Über weite Strecken war es aber sehr harmonisch. Man ging sehr friedlich auch miteinander um, immer im Konsens auch bemüht. Aber gerade bei der Machtfrage geht es ans Eingemachte. Wie haben Sie diese Machtfrage, diese Diskussion erlebt?

Bischof Kohlgraf: Na ja, das eine sind Grundlagentexte, wo man generell sagen kann, wir wollen Transparenz, eine Verbindlichkeit, wir wollen auch eine Sicherheit für unsere Gläubigen und eine Durchschaubarkeit und Verlässlichkeit des Miteinanders zwischen Bischof, Pfarrer und anderen Gläubigen. Aber wenn es dann natürlich um konkrete Fragen geht, worin zeigt sich das konkret, das heißt, können die Gläubigen mitbestimmen oder nur mitreden? Das ist zum Beispiel eine entscheidende Frage, da ging es gerade darum.

DOMRADIO.DE: Wir sind in einer Demokratie, da wollen viele Leute mitreden, mitbestimmen. Wie verträgt sich das denn mit der Kirche selber, die ja eigentlich hierarchisch organisiert ist?

Bischof Kohlgraf: Also wir haben ja schon in vielen Gremien auch wirklich Mitbestimmung. Ich bin ja kein Monarch und auch in meiner Dezernentenrunde bestimmen wir kollegial. Trotzdem muss am Ende der Bischof, glaube ich, einfach auch den Kopf hinhalten und die Verantwortung tragen. Ich habe es ja auch in Entscheidungen erlebt, dass Räte uns dringende Empfehlung geben, etwa im Hinblick auf Finanzen und wir setzen es um. Das sind dann schmerzliche Prozesse. Aber ich muss dann als Bischof auch meine Ehrenamtlichen sozusagen aus dem Feuer holen. Die müssen dann nicht in der Zeitung verheizt werden. Das ist dann meine Aufgabe.

DOMRADIO.DE: Eine Frage war zum Beispiel, ob man zukünftig vielleicht nicht Bischöfe auch per Votum wählen kann. Wie verhalten Sie sich selber zu so einer Frage?

Bischof Kohlgraf: Na ja, dann gäbe es ein Bischof-Wahlkampf. Ich habe eben in der Debatte gesagt, dann wäre ich nie Bischof geworden. Ich hätte mich nämlich nicht in den Wahlkampf gestürzt. Ich wusste nicht, dass ich Bischof wurde. Und plötzlich war ich es. Ich habe auch gesagt, das wäre nicht zum Schaden der Kirche und das wäre auch nicht für mein Schaden. Ich wüsste was mit meinem Leben anzufangen, aber jetzt ist es halt so.

DOMRADIO.DE: Wenn wir vielleicht noch einen Ausblick versuchen. Die Debatte heute ist noch nicht ganz rum. Es gibt morgen noch einen Arbeitstag. Wenn Sie das noch mal gesamt einordnen, sind Sie da sehr zuversichtlich, dass der Synodale Weg für die Kirche der Weg ist, der sie aus der Krise herausführen kann?

Bischof Kohlgraf: Es ist vielleicht ein Baustein. Ich glaube, da müssen noch andere Bausteine gegangen werden, zumal es ja auch um die Umsetzung vor Ort geht. Ich glaube aber, dass so eine Debattenkultur wirklich ein guter Schritt ist. Da sind wir auch nach dem Willen des Papstes noch ziemlich am Anfang.

Wir lernen, was Synodalität bedeutet. Der Papst spricht von einem Weg, der auch Risiken birgt und der auch mühsam ist. Wir sind auf diesem mühsamen Weg, aber ich glaube, dass das letztlich ein Weg ist, der tatsächlich dann auch in die Zukunft führt – unabhängig von einzelnen Entscheidungen vielleicht.

Das Interview führte Ingo Brüggenjürgen.


Quelle:
DR