Synodaler Weg hält andere Machtstrukturen in Kirche für sinnvoll

Nach Abstimmung über Grundsatzpapier

Mit einer nüchternen, aber kontroversen Debatte über die Macht in der katholischen Kirche hat der Reformprozess Synodaler Weg seine Arbeit fortgesetzt. Ein mehr als 40-seitiges Grundsatzpapier favorisiert eine neue Ordnung der Machtstrukturen.

Logo Synodaler Weg / © Julia Steinbrecht (KNA)
Logo Synodaler Weg / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Beispiele sind Gewaltenteilung auf allen Ebenen, mehr Mitsprache der Basis bei der Berufung von Amtsträgern und die Zulassung von Frauen zu Weiheämtern. Auch der Zölibat, die verpflichtende Ehelosigkeit von Priestern, gehört demnach auf die Tagesordnung; Ämter dürfen nur auf Zeit vergeben werden.

"Kein Manöver zeitgeistiger Anpassung"

Weiter heißt es, die angestrebte Reform sei "kein Manöver zeitgeistiger Anpassung", sondern eine Folge des Missbrauchsskandals. Dienste, Ämter, Rollen und Zuständigkeiten in der Kirche seien aktuell nicht genügend an Kompetenzen und Qualifikationen gebunden. Eine synodale Mitberatung dürfe grundsätzlich nicht auf "unverbindliche Anhörungen oder Beratungen" beschränkt bleiben.

Eine "angemessene Gewaltenteilung" muss demnach zwischen Exekutive, Legislative und Judikative trennen, um Macht zu kontrollieren und zu begrenzen. Dazu müsse das Kirchenrecht weiterentwickelt werden. Notwendig seien "checks and balances", unabhängige Gerichte, Rechenschaftspflichten und effektive Kontrollen derer, die entschieden. Erinnert wird daran, dass die Kirche bereits jetzt demokratische Elemente praktiziere - etwa bei der Wahl von Päpsten, Äbten und Äbtissinnen in Klöstern.

Alternativpapier von Gruppe um Bischof Voderholzer

Eine Gruppe Synodaler um den Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer legte ein alternatives Papier vor. Darin werden auch mehr Transparenz und Neuerungen verlangt - aber ohne grundsätzliche Änderungen in Lehre und Praxis, denn die Missbrauchskrise könne nicht durch eine Relativierung von Grundüberzeugungen bewältigt werden. Wenn Hoffnungen geweckt würden, Mehrheitsvoten einer Synodalversammlung könnten zur Änderung der Kirchenlehre führen, drohe "mehr kräftezehrende Frustration", die "seit Jahrzehnten mit dem Kampf um radikale Reformen" verbunden sei. Es gelte den Irrtum zu vermeiden, "dass Menschen eine neue, bessere Kirche an die Stelle der alten setzen könnten". Dies wäre eine Selbstüberschätzung.

Vorlage bleibt Ausgangspunkt weiterer Beratungen

Eine Abstimmung darüber, den vorgelegten Text durch die alternative Fassung zu ersetzen, endete mit einem klaren Ergebnis: Rund vier Fünftel sprachen sich für die Vorlage aus, ein knappes Fünftel machte sich für die konservative Version stark. Zum Ende stimmten 164 Teilnehmer dafür, die Vorlage als Ausgangspunkt weiterer Beratungen anzusehen; dagegen waren 30 Mitglieder. Unter den nicht-männlichen Teilnehmern lag die Zustimmungsquote noch einmal höher: Von 63 Abstimmenden lehnten nur 3 das Papier ab, 2 enthielten sich.

Bis Samstag beraten die 212 in Frankfurt anwesenden Synodalen auch über die Themen Zölibat, Sexualmoral und über die Rolle der Frauen in der Kirche. In 16 Papieren geht es teilweise um sehr weitreichende Änderungen. Bei zentralen Punkten müsste allerdings der Vatikan zustimmen. Die aktuellen Beratungen führen nicht zu Beschlüssen, sondern lediglich als grundsätzliche Richtungsanzeige.


Quelle:
KNA
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