Papst feiert wieder Gottesdienst mit Publikumsbeteiligung

Dank und Appelle von Franziskus

Fronleichnam wurde in Italien erst am Wochenende gefeiert. In Italien gibt es keinen gesetzlichen Feiertag für dieses Fest. Der Papst hat jetzt die Bedeutung der Eucharistie betont und wieder mit Gläubigen die Messe gefeiert.

Papst Franziskus feiert eine Messe zu Fronleichnam (Archiv) / © Cristian Gennari (KNA)
Papst Franziskus feiert eine Messe zu Fronleichnam (Archiv) / © Cristian Gennari ( KNA )

Papst Franziskus hat erstmals seit Beginn des Pandemie-Lockdowns wieder einen Gottesdienst gefeiert, an dem eine größere Gruppe von Gläubigen persönlich anwesend war. Bei der Messe am Sonntag im Petersdom zum diesjährigen Fronleichnamsfest sprach Franziskus über die Bedeutung der Eucharistie als einer "Gedächtnisfeier Gottes".

Kernanliegen dieser Feier, so der Papst, sei es, "sich an das Gute zu erinnern, das man empfangen hat". Dies sei keine Privatangelegenheit, sondern verbinde den Gläubigen mit Gott und den Mitmenschen. In dem Brot, das die Gläubigen in der Eucharistie zu sich nähmen, sei Jesus Christus "lebendig und wahrhaftig zugegen, mit dem ganzen Geschmack seiner Liebe."

"Mit der Eucharistie", so Franziskus weiter, heile Gott die Erinnerung an negative Erlebnisse, die zu der Vorstellung verleiteten, "dass wir zu nichts gut sind, dass wir nur Fehler machen". Jesus sage den Menschen, "dass dem nicht so ist."

Sünde nicht die eigentliche Identität

Gott wisse, "dass das Böse und die Sünden nicht unsere eigentliche Identität sind", so der Papst weiter. Er wolle diese "Krankheiten, Infektionen" heilen. Die Eucharistie biete quasi "die Antikörper für unser an Negativität erkranktes Gedächtnis". Wunden im Gedächtnis der Menschen machten nicht nur ihnen selbst, "sondern auch anderen zu schaffen". Menschen würden ängstlich und misstrauisch, "zuerst verschlossen und auf lange Sicht zynisch und gleichgültig".

Die Eucharistie aber verwandle den Gläubigen. Wer einen Gottesdienst besuche und die Kommunion empfange, habe eigentlich keinen Grund zu Jammerei, Kritik und Selbstmitleid, "während die Freude des Herrn das Leben verwandelt".

Keine Prozession zu Fronleichnam

Anders als sonst gab es dieses Mal keine Fronleichnamsprozession. Früher waren Päpste nach einer Messe in der Lateranbasilika mit einer Prozession zur Kirche Santa Maria Maggiore gezogen. Franziskus hatte die Gottesdienste und Prozessionen zuletzt in verschiedene römische Stadtteile verlegt.

Offizieller Termin des Fronleichnamsfestes, an dem die Gegenwart von Jesus Christus in der Form einer konsekrierten Hostie besonders verehrt wird, ist der Donnerstag zehn Tage nach Pfingsten. Da dieser Tag in Italien kein staatlicher Feiertag ist, finden die meisten Gottesdienste am darauffolgenden Sonntag statt.

Dank an Blutspender

Zum Weltblutspendetag hat Papst Franziskus zudem jenen gedankt, "die diesen einfachen, aber sehr wichtigen Akt der Hilfe für andere vollziehen". Der Aktionstag sei eine gute Gelegenheit, die Gesellschaft dazu anzuregen, "Bedürftige zu unterstützen und sensibel auf sie einzugehen".

Der 2004 ausgerufene Aktionstag soll Menschen daran erinnern, dass Menschen mit Blutverlust wie etwa Gebärende oder Unfallopfer Blutspenden benötigen. Datum des Weltblutspendetags ist der 14. Juni, der Geburtstag von Karl Landsteiner (1868-1943), dem Entdecker der Blutgruppen.

Drängen auf Lösungen im Libyen-Konflikt

Auch über die Entwicklung in Libyen hat sich Franziskus erneut sehr besorgt geäußert. Bei seinem Mittagsgebet am Sonntag auf dem Petersplatz vor einigen hundert Gläubigen forderte er "die internationalen Gremien und alle politisch und militärisch Verantwortlichen" auf, überzeugt und entschlossen erneut nach einem Weg "zur Beendigung der Gewalt sowie zu Frieden, Stabilität und Einheit des Landes" zu suchen.

Zudem bete er "für die Tausende von Migranten, Flüchtlingen, Asylsuchenden und Binnenvertriebenen in Libyen", so der Papst weiter. Die Corona-Pandemie habe "ihre ohnehin schon prekäre Lage noch verschlimmert und sie anfälliger für Ausbeutung und Gewalt gemacht". Die internationale Gemeinschaft müsse Mittel bereitstellen, um diesen Menschen den nötigen Schutz, "eine menschenwürdige Lage und eine Zukunft in Hoffnung zu bieten". Von der Verantwortung für die Lage der Menschen in Libyen könne sich niemand ausnehmen, betonte der Papst.

Ein Anlass des Papst-Appells ist ein Treffen der Außen- und Verteidigungsminister Russlands und der Türkei am Sonntag in Istanbul. Medienberichten zufolge verhandeln Sergej Lawrow und Sergej Schoigu mit ihren Kollegen Mevlüt Cavusoglu und Hulusi Akar unter anderem über den Libyen-Konflikt. Beide Länder verfolgen dort jeweils unterschiedliche machtpolitische Interessen.

Bedeutung der Eucharistiefeier hervor

Beim Mittagsgebet auf dem Petersplatz äußerte sich der Papst anlässlich von Fronleichnam erneut zur Bedeutung der christlichen Eucharistiefeier. Leib und Blut Christi hätten eine spirituell-mystische und eine gemeinschaftsstiftende Bedeutung, sagte das Kirchenoberhaupt.

Die Feier und der Empfang der Kommunion vereinten die Gläubigen zum einen mit Jesus Christus, der mit Leib und Blut in Brot und Wein real gegenwärtig sei. Zum anderen vereine die Eucharistiefeier die Gläubigen untereinander. Beides sei nicht voneinander zu trennen. "Man kann nicht an der Eucharistie teilnehmen, ohne sich zu aufrichtiger gegenseitiger Geschwisterlichkeit zu verpflichten", mahnte das Kirchenoberhaupt.

Wie bereits am vergangenen Sonntag sprach Franziskus vom Fenster des Arbeitszimmers im Apostolischen Palast und nicht mehr nur per Video aus der Bibliothek. Dazu hatten sich erneut mehrere hundert Menschen auf dem Petersplatz versammelt, die meisten in größeren Abständen.


Quelle:
KNA