Dalit freuen sich über ersten Kardinal aus ihren Reihen

Mächtig "stolz"

Katholiken in Indien freuen sich über die Ernennung eines ersten Dalits zum Kardinal. Die Beförderung von Erzbischof Anthony Poola aus Hyderabad sei "ein stolzer Moment für alle Inder, unabhängig von ihrer Kaste und ihrem Glauben".

Autor/in:
Michael Lenz
Indische Christen feiern einen Gottesdienst / © Andrea Krogmann (KNA)
Indische Christen feiern einen Gottesdienst / © Andrea Krogmann ( KNA )

Das sagte Franklin Caesar Thomas, Koordinator des National Council of Dalit Christians (NCDC), dem asiatischen Pressedienst Ucanews.

Die katholischen Dalit fordern seit Jahrzehnten ein Ende des Kastensystems in der Kirche und ein Recht an mehr kirchlicher Teilhabe. Die Dalit appellieren seit langem an den Vatikan, als Zeichen "von Respekt vor der säkularen und demokratischen Verfassung Indiens und der Prinzipien sozialer Gerechtigkeit" die Praxis der Bischofsernennungen fast ausschließlich aus den Reihen der oberen Kasten zu beenden.

Dalit drohten Abspaltung an

Der Unmut der Dalit ging in jüngerer Vergangenheit soweit, dass sie mit der Gründung einer eigenen katholischen Kirche nach Dalit-Ritus drohten. Im März protestierten Dalit-Christen gegen die Ernennung eines Nicht-Dalit zum Erzbischof von Pondicherry-Cuddalore im südlichen Bundesstaat Tamil Nadu. Nur 2 der 31 Erzbischöfe Indiens und 11 der 180 Bischöfe gehören den Dalit an.

Katholische Kirche in Indien

Unter den rund 1,38 Milliarden Indern sind die Katholiken mit etwa 18 Millionen nur eine kleine Minderheit. Im Verhältnis zu ihrem Bevölkerungsanteil von unter zwei Prozent ist ihr Einfluss im Land jedoch viel größer. Die Kirche stellt ein Fünftel der schulischen Leistungen, dazu ein Viertel aller Unterstützungsprogramme für Witwen und Waisen und knapp ein Drittel der Versorgung von Lepra- und Aidskranken. Indien ist auch das Land mit den meisten Priesterberufungen weltweit.

Christen in Indien  / © Jaipal Singh (dpa)
Christen in Indien / © Jaipal Singh ( dpa )

Das Wort Dalit bedeutet im Sanskrit "mit Füßen getreten" und bezieht sich auf alle Gruppen, die einst als "Unberührbare" galten und außerhalb des Hindu-Kastensystems lagen. Regierungsdaten zeigen, dass etwa 200 Millionen der 1,3 Milliarden Inder dieser sozial benachteiligten Gruppe angehören. Rund 60 Prozent der 25 Millionen Christen Indiens sind Dalit; ihr Anteil unter Indiens Katholiken liegt bei 75 Prozent.

Der Kanzler des Erzbistums Hyderabad, Pater T. Victor Emmanuel, sagte, die Berufung von Erzbischof Poola mache "das Bistum und alle Telugu sprechenden Menschen stolz".

Telugu aus der dravidischen Sprachfamilie wird von 81 Millionen Menschen in Südindien gesprochen und ist nach Hindi, Bengali und Marathi die Sprache Indiens mit der höchsten Verbreitung. Das wichtige Technologiezentrum Hyderabad ist Hauptstadt des südindischen Bundesstaates Telangana.

Zwei neue Kardinäle aus Indien

Unter den 21 von Papst Franziskus benannten neuen Kardinälen sind zwei Inder: Poola (60) und der Erzbischof von Goa und Daman, Filipe Neri Ferrao (69). Insgesamt legte der Papst erneut viel Wert auf die wachsende Kirche in Asien.

Vier weitere Kardinalbiretts gehen an Vertreter des Kontinents: den Koreaner Lazarus You Heung-sik (70), an Erzbischof Virgilio do Carmo da Silva (54) von Dili in Osttimor, an Erzbischof William Goh (64) aus der Finanz- und Wirtschaftsmetropole Singapur sowie an den aus Italien stammenden Ordensmann und Bischof Giorgio Marengo, der in der Mongolei eine noch junge, kleine Kirche leitet und mit dann 48 Jahren der jüngste Kardinal der katholischen Weltkirche sein wird.

Kardinal

Ein Kardinal ist der höchste katholische Würdenträger nach dem Papst. Das Wort "Kardinal" leitet sich vom lateinischen Wort "cardo" (Türangel) ab. Das Kardinalskollegium ist das wichtigste Beratergremium des Papstes. Zudem hat es die Aufgabe, für die Papstwahl zu sorgen. Der Papst bestimmt die Kardinäle frei. 

Der rote Pileolus ist das Erkennungszeichen eines Kardinals / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani (KNA)
Der rote Pileolus ist das Erkennungszeichen eines Kardinals / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA