Christendorf Taibeh im Westjordanland erneut angegriffen

"Ihr werdet es noch bereuen"

Wieder hat es Taibeh im besetzten Westjordanland getroffen. Diesmal haben laut Berichten radikale Siedler Autos in dem christlich-palästinensischen Dorf angezündet und Drohbotschaften an Hauswände gesprüht.

Detail in der Ruine der Al-Khader-Kirche (Georgskirche) im Dorf Taibeh im besetzten Westjordanland / © Andrea Krogmann (KNA)
Detail in der Ruine der Al-Khader-Kirche (Georgskirche) im Dorf Taibeh im besetzten Westjordanland / © Andrea Krogmann ( KNA )

Taibeh, das letzte rein christliche Dorf im besetzten Westjordanland, ist örtlichen Medienberichten zufolge erneut Ziel von Angriffen geworden. 

Demnach sollen extremistische jüdische Siedler in der Nacht zu Montag Fahrzeuge in Brand gesetzt, Eigentum beschädigt und Hassgraffiti an Häusern angebracht haben. Ein vom lateinischen Pfarrer Taibehs, Baschar Fawadleh, geteiltes Foto zeigt ein hebräisches Graffiti: "Ihr werdet es noch bereuen".

Baschar Fawadleh, lateinischer Pfarrer von Taibeh, am 29. Januar 2025 in Taibeh im besetzten Westjordanland (Palästinensische Gebiete). / © Andrea Krogmann (KNA)
Baschar Fawadleh, lateinischer Pfarrer von Taibeh, am 29. Januar 2025 in Taibeh im besetzten Westjordanland (Palästinensische Gebiete). / © Andrea Krogmann ( KNA )

Wie der Pfarrer bestätigte, wurden zwei Autos verbrannt. Der Vorfall habe sich im Osten des Dorfes ereignet, und Augenzeugen hätten drei Täter ausgemacht: Erwachsene, einer von ihnen sei bewaffnet gewesen, erklärte der Geistliche. Taibeh wird mit dem neutestamentlichen Ephraim identifiziert.

"Gewalt wird hemmungsloser"

Die Lage für Christen in Taibeh werde immer schlimmer, erklärte der Abt der deutschsprachigen Benediktinerabtei Dormitio in Jerusalem, Nikodemus Schnabel. "Die Gewalt der Siedler wird immer hemmungsloser!", so Schnabel auf der Plattform X.

Abt Nikodemus Schnabel OSB (Dormitio)
Abt Nikodemus Schnabel OSB / ( Dormitio )

Im Juli hatten Siedler nach Kirchenangaben zweimal Feuer in dem 1.300-Einwohner-Dorf gelegt, darunter in Feldern nahe der historischen Georgskirche aus dem 5. Jahrhundert sowie in der Nähe des Friedhofs. Die Feuer konnten gelöscht werden, bevor sie auf Gebäude übergriffen. Die drei Pfarrer des Ortes hatten in einer gemeinsamen Stellungnahme tägliche "systematische Attacken" auf Taibeh beklagt.

Kirchen fordern Schutz und Strafverfolgung 

Unterdessen fordern die Kirchen in Jerusalem angesichts der wiederholten Gewalt gegen das christlich-palästinensische Dorf Taibeh im von Israel besetzten Westjordanland einen wirksamen Schutz sowie die Strafverfolgung der Täter. "Wir sind zutiefst beunruhigt über das vorherrschende Klima der Straflosigkeit, das die Rechtsstaatlichkeit untergräbt und das friedliche Zusammenleben im Land der Auferstehung gefährdet", heißt es am Dienstag in einer gemeinsamen Stellungnahme der Patriarchen und Kirchenführer.

Kardinal Pierbattista Pizzaballa (2.v.r.), Lateinischer Patriarch von Jerusalem; und Theophilos III. (r.), griechisch-orthodoxer Patriarch von Jerusalem (Israel); mit Kirchenführern und Diplomaten verschiedener Länder beim Solidaritätsbesuch nach dem letzten Siedlerangriff, am 14. Juli 2025 im Dorf Taibeh im besetzten Westjordanland (Palästinensische Gebiete). / © Andrea Krogmann (KNA)
Kardinal Pierbattista Pizzaballa (2.v.r.), Lateinischer Patriarch von Jerusalem; und Theophilos III. (r.), griechisch-orthodoxer Patriarch von Jerusalem (Israel); mit Kirchenführern und Diplomaten verschiedener Länder beim Solidaritätsbesuch nach dem letzten Siedlerangriff, am 14. Juli 2025 im Dorf Taibeh im besetzten Westjordanland (Palästinensische Gebiete). / © Andrea Krogmann ( KNA )

Dadurch würden die moralischen und rechtlichen Grundlagen geschwächt, die Frieden und Gerechtigkeit für alle gewährleisteten, so die Stellungnahme weiter. Die israelische Regierung müsse die Täter zur Rechenschaft ziehen und einen wirksamen Schutz für alle gefährdeten Gemeinschaften leisten. Ferner müsse sie ihre völkerrechtlichen Verpflichtungen einhalten und die Gleichheit aller vor dem Gesetz garantieren.

Der jüngste Gewaltakt gegen Taibeh, bei dem mehrere Autos angezündet sowie Hassgraffiti angebracht wurden, sei ein "eindeutiger Akt der Einschüchterung" und "Teil einer alarmierenden Serie von Gewalttaten von Siedlern gegen Gemeinden im Westjordanland", so die Patriarchen und Kirchenführer. Die Siedler, die unter anderem ihr Vieh durch das Zentrum Taibehs trieben, verbreiteten Angst und Schrecken.

Warnung vor Verzerrungen

Kritik übten die Geistlichen auch an Polizeierklärungen zu den Vorfällen. Diese ließen wichtige Details weg, verzerrten so die Wahrheit und ignorierten Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht und die Menschenrechte. Besorgniserregend seien auch gezielte Desinformationskampagnen von siedlernahen Organisationen, die die Opfer zu diskreditieren versuchten.

Information der Redaktion: Dieser Artikel wurde am 29.07.2025 um 14.35 Uhr um die Stellungnahme der Kirchen ergänzt.

Quelle:
KNA