Chormusik zum Volkstrauertag

Paukenschläge des Feindes

Am Sonntag ist Volkstrauertag, das ist in Deutschland ein staatlicher Gedenktag und gehört zu den so genannten „Stillen Tagen“. Dieser Tag erinnert an die Kriegstoten und Opfer der Gewaltherrschaft aller Nationen. Joseph Haydn und Antonio Vivaldi schrieben Werke, die die Schrecken thematisieren.

Joseph Haydn (epd)
Joseph Haydn / ( epd )

Joseph Haydn selbst wählte den lateinischen Namen seiner "Missa in tempore belli" aus. Er bedeutet übersetzt: Messe in der Kriegszeit. Dieser Name soll daran erinnert, dass Napoléon Bonaparte damals, von Italien kommend, Wien bedrohte. 1796 wurde die Messe komponiert, in dem Jahr, in dem Österreich eine empfindliche Niederlage gegen Napoleon hinnehmen musste. Die Messvertonung wird wegen der Pauken im Agnus Dei auch Paukenmesse genannt. Diese Paukenschläge klingen, als ob gerade die französischen Truppen mit ihren Trommeln einmarschieren. Dies muss eine beklemmende Stimmung unter den Zuhörern ausgelöst haben. Die Messe wurde am 26. Dezember 1796 in der Piaristenkirche Maria Treu zu Wien uraufgeführt.

Antonio Vivaldi beschreibt schlagwortartig in dem Solo-Konzert „Longe mala“ die Schrecken von Gewalt und Krieg: "Altes Übel, Schatten, Schrecken, bitteres Los, ungerechtes Schicksal, Geschosse und Waffen, ewger Tod" – dem setzt Vivaldi dann eine himmlische Stimme gegenüber: „Schütte deinen Segen über uns aus, nimm uns unseren Trübsinn“. Gewalt führt in diesem Verständnis zu Traurigkeit, gerettet wird der Mensch durch Gott. Anlass für die Motette war das Fest San Lorenzo am 10. August 1725, genauer gesagt der Vespergottesdienst an diesem Tag, der in Venedig ein ganz besonderes Ereignis war und bis zu vier Stunden dauern konnte. Zwischen den Psalmen wurden Motetten oder Concerti wie dieses eingefügt. Vivaldi besetzte das Werk für Alt solo, Streicher und Generalbass.