Chiles Präsident verurteilt erneuten Anschlag auf Kirche

Wege zu Frieden und Verständigung suchen

Chiles linksgerichteter Präsident Gabriel Boric hat einen erneuten Brandanschlag auf eine Kirche scharf kritisiert. Nichts rechtfertige, eine Kirche oder eine Schule niederzubrennen, sagte Boric laut lokalen Medienberichten.

Archivbild: Brennende Kirche im chilenischen Santiago. / © Esteban Felix/AP (dpa)
Archivbild: Brennende Kirche im chilenischen Santiago. / © Esteban Felix/AP ( dpa )

Boric war unweit des Tatorts in Contulmo in der Provinz Arauco im Süden des Landes auf Besuch. Leute, die so etwas tun, müssten vom Rechtsstaat zur Verantwortung gezogen werden. 

Boric forderte zugleich, den andauernden Konflikt auch aus der Perspektive der chilenischen Geschichte zu betrachten. Seine Rolle als Präsident bestehe darin, alle Wege zu Frieden und Verständigung zu suchen. Hinter dem Brandschlag vermuten die chilenischen Medien die radikale Mapuche-Organisation "Weichan Auka Mapu (WAM)".

Extremisten sehen Kirchen als Büttel der weißen Machthaber an

Chile erlebt seit Jahren teils gewaltsame Protesten der indigenen Mapuche, die sich gegen eine strukturelle Benachteiligung wehren und Autonomie fordern. Immer wieder gibt es Brandanschläge auf Kirchengebäude, da die Kirche von den Extremisten als Büttel der weißen Machthaber angesehen werden.

Die katholische Kirche, in früheren Jahrhunderten vor allem Begleiterin der spanischen und chilenischen Staatsmacht, hat sich im Land- und Menschenrechtskonflikt deutlich auf die Seite der bedrängten Mapuche gestellt. Sie fördert unter anderem Bildung und Unterricht in Mapudungun, der indigenen Sprache. 

Die katholische Kirche in Chile

Bei 18 Millionen Einwohnern sind in Chile rund 74 Prozent der Bevölkerung katholisch. Allerdings gibt es eine zunehmende Konkurrenz durch Sekten und Nachwuchsprobleme. Auf einen Priester kommen 5838 Katholiken. Insgesamt gibt es 960 Gemeinden.

Das Land ist nach der dunklen Ära der Pinochet-Diktatur eines der demokratisch stabilsten in Südamerika, kaum ein Land hat so viele Freihandelsabkommen. Aber die starke Kluft zwischen Arm und Reich und der Widerstand der Ureinwohner der Mapuche sind auch für die Kirche große Herausforderungen, die hier als sehr konservativ gilt.

Fassade der Apostolischen Nuntiatur in der chilenischen Hauptstadt. / © Leonardo Rubilar (dpa)
Fassade der Apostolischen Nuntiatur in der chilenischen Hauptstadt. / © Leonardo Rubilar ( dpa )
Quelle:
KNA