Chefredakteur kommentiert neuen Papst Leo XIV.

Ein Brückenbauer in Krisenzeiten

Der Pontifex ist dem Wortsinn nach ein Brückenbauer. Genau das symbolisiert der neue Papst Leo XIV. auf vielen Ebenen, findet DOMRADIO.DE-Chefredakteur Renardo Schlegelmilch. Er könne eine bedeutende Stimme in unserer Zeit werden.

Der neu gewählte Papst Leo XIV. / © Marijan Murat (dpa)
Der neu gewählte Papst Leo XIV. / © Marijan Murat ( dpa )
Renardo Schlegelmilch im Vatikan / © Nicolas Ottersbach (DR)
Renardo Schlegelmilch im Vatikan / © Nicolas Ottersbach ( DR )

Viel wurde im Vorhinein darüber spekuliert, wer nach Papst Franziskus den Stuhle Petri besteigen würde. Seit Donnerstagabend 18:08 Uhr haben wir die Antwort. Der bisherige Leiter des Bischofsdikasteriums, Robert Francis Prevost, wird in Zukunft die Kirche führen – als Papst Leo XIV.

Leo baut Brücken. Einen bisherigen "Minister" unter Franziskus ins Amt zu wählen bedeutet für die Kirche Konsistenz. Prevost arbeitete eng mit Franziskus zusammen, der ihn selbst in den Vatikan holte und erst vor zwei Jahren zum Kardinal ernannte. Gleichzeitig setzen die Kardinäle mit dieser Wahl auch einen neuen Fokus, der genau in unsere angespannten Zeiten passt.

Rom - USA - Peru

Hatte man sich zuvor gefragt, ob es einen Papst aus dem Zentrum der Kirche oder von den Rändern braucht – so verkörpert Leo XIV. beides: Er kennt die Kurie, hat aber auch lange in Peru als Bischof gewirkt, war sogar Vizepräsident der dortigen Bischofskonferenz. Ganz im Sinne von Franziskus also ein Mann "der Ränder".

Zudem bricht der neue Pontifex ein bislang ungeschriebenes Gesetz: Ein Papst aus den USA galt bisher immer für undenkbar. Die USA sind politisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich immer noch das mächtigste Land der Welt. Kann man diesem Land auch noch einen Papst geben?

Was bedeutet Leo für Trump?

In gewissem Sinne passt diese Wahl sehr gut in die aktuelle vatikanische Haltung zu den USA. Offiziell hält sich der Heilige Stuhl aus Parteipolitik heraus, noch in seinen letzten Lebenswochen fand Papst Franziskus aber deutlich kritische Worte gegenüber der Trump-Regierung. 

Gleichzeitig setzte er mit Robert McElroy einen explizit regierungskritischen Erzbischof erst im März auf den Bischofsstuhl in der Hauptstadt Washington DC. Dass die Wahl eines US-Kardinals nun ein Zeichen an die Trump-Regierung sei, mag zu hoch gegriffen sein. Gerade in diesen Zeiten kann ein Pontifex, der sowohl die us-amerikanische Mentalität als auch den Standpunkt des Heiligen Stuhls gut kennt, aber auch hier verbinden.

Zwischen Synodalität und Tradition

Brücken hat die erste Rede des neuen Papstes auch kirchenpolitisch gebaut. Leo XIV. erwähnte mehrfach wohlwollend seinen Vorgänger Franziskus und sein großes Projekt der Synodalität. Signal: Es wird keine 180-Grad-Wende der Kirche geben. Gleichzeitig forderte er die Gläubigen auf dem Petersplatz auf, mit ihm gemeinsam das Ave Maria zu beten, was sicher den traditionell gesinnteren Katholiken ein gutes Signal gewesen ist.

In einer Zeit der Kriege, Krisen und Spaltungen in der Welt kann Papst Leo XIV. eine wichtige Stimme sein, da er auf vielen Ebenen Brücken baut. Zwischen Alt und Neu, Rand und Mitte, Reich und Arm.

Quelle:
DR

Die domradio- und Medienstiftung

Unterstützen Sie lebendigen katholischen Journalismus!

Mit Ihrer Spende können wir christlichen Werten eine Stimme geben, damit sie auch in einer säkulareren Gesellschaft gehört werden können. Neben journalistischen Projekten fördern wir Gottesdienstübertragungen und bauen über unsere Kanäle eine christliche Community auf. Unterstützen Sie DOMRADIO.DE und helfen Sie uns, hochwertigen und lebendigen katholischen Journalismus für alle zugänglich zu machen!

Hier geht es zur Stiftung!