Caritasverband beklagt Anfeindungen gegen Flüchtlingshelfer

Beleidigungen und Attacken

Flüchtlingshelfer der Caritas sehen sich zunehmend Anfeindungen ausgesetzt. Der Präsident des Deutschen Caritasverbandes, Peter Neher, beklagte Steinwürfe gegen Migrationsberatungsstellen, Beschimpfungen oder Shitstorms gegen ihn.

Caritas-Präsident Peter Neher im Gespräch / © Harald Oppitz (KNA)
Caritas-Präsident Peter Neher im Gespräch / © Harald Oppitz ( KNA )

Veranstaltungen für Flüchtlingshelfer hätten wegen Hetze abgesagt werden müssen. Dies alles sei "ein neues Phänomen", sagte Neher vor Journalisten in Köln. Am Rande der Caritas-Delegiertenversammlung kritisierte Neher die derzeit starke gesellschaftliche Polarisierung. "Populisten haben Hochkonjunktur", betonte der Präsident und verwies auf eine verrohte Sprache und einen besorgniserregenden Anstieg der Gewaltbereitschaft.

Initiative "Gesellschaftlicher Zusammenhalt"

Um dem entgegenzuwirken, habe die Versammlung die auf drei Jahre angelegte Initiative "Gesellschaftlicher Zusammenhalt" beschlossen. Sie werde ab 2018 die Ängste in der Bevölkerung, Gerechtigkeitsfragen und Teilhabechancen thematisieren.

Im ersten Jahr der Kampagne geht es laut Neher schwerpunktmäßig um das Thema Wohnen. So werde die Frage im Mittelpunkt stehen, wie in Ballungsgebieten ausreichend bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden könne. Einheimische Menschen am Rande und Flüchtlinge dürften nicht gegeneinander aufgebracht werden.

Trotz des Gegenwindes gibt es laut Neher nach wie vor eine "außerordentliche" Bereitschaft, Flüchtlingen zu helfen. Die Ehrenamtlichen würden in speziellen Fortbildungen im Umgang mit Populisten geschult, erläuterte Caritas-Generalsekretär Georg Cremer. Die Sprachfähigkeit sei auch deshalb notwendig, um die Populisten irgendwie in die Debatte einzubinden und mit Fakten zu erreichen.

Flüchtlingshelfer als "Gutmenschen" verunglimpft

Der Kölner Diözesancaritasdirektor Frank Johannes Hensel kritisierte, dass Flüchtlingshelfer als "Gutmenschen" verunglimpft werden. Das Wort sei in der aktuellen Lage zu einem Schwächebegriff geworden. Gleichwohl sei das Engagement für Flüchtlinge ungebrochen. In der im November 2014 gegründeten "Aktion Neue Nachbarn" des Erzbistums Köln engagierten sich konstant 13.000 Frauen und Männer.

Neher verwahrte sich gegen "den Anspruch der Populisten, sie und nur sie würden" den "wahren Volkswillen" kennen und repräsentieren. Umgekehrt seien auch diejenigen Menschen Teil des Volkes und in den politischen Diskurs einzubinden, die sich von ihnen angesprochen fühlten.

Die rund 190 Caritas-Delegierten tagten von Dienstag bis Donnerstag in Köln. Der Deutsche Caritasverband ist der größte Wohlfahrtsverband Deutschlands und Europas. In ihm sind 27 Diözesan-Caritasverbände, 17 Fachverbände und mehr als 250 Ordensgemeinschaften zusammengeschlossen.


Quelle:
KNA