Caritas-Präsidentin Eva Welkskop-Deffaa sieht ein verpflichtendes Gesellschaftsjahr kritisch. "Die Entscheidung, ob und wo ich mich ein Jahr lang für den Zusammenhalt der Gesellschaft und für eine gute Zukunft engagieren möchte, sollte auf der Grundlage guter Information getroffen werden", sagte sie am Dienstagabend laut einer Pressemitteilung.

Anlässlich der Debatte um einen Pflichtdienst und Personalmangel bei der Bundeswehr betonte die Caritas-Präsidentin weiter: "Die Frage, wie es gelingen kann, mehr junge Menschen für einen Dienst für die Gesellschaft zu gewinnen, steht daher zu Recht auf der Tagesordnung." Die Hoffnung, mit der Überführung der Freiwilligendienste in einen Pflichtdienst mehr junge Menschen für einen Dienst in der Bundeswehr zu gewinnen, teile sie aber nicht. Welskop-Deffaa weiter: "Ein verpflichtendes Gesellschaftsjahr sehen wir allein aufgrund der dafür notwendigen Grundgesetzänderung als schwierig an."
Mehr Beratung und Finanzierung
Um Wehrdienst, Engagement im Zivil- und Katastrophenschutz sowie Freiwilligendienste attraktiver zu gestalten, brauche es mehr Beratung für junge Menschen ab 16 Jahren. Die Träger bräuchten einen Rechtsanspruch auf Förderung zum Ausbau verbindlicher Beratungsangebote, so Welskop-Deffaa. Auch müsse die Finanzierung attraktiv sein: "für die Freiwilligen, für die Einsatzstellen, und für diejenigen, die Freiwillige - auch pädagogisch - begleiten".
Die Wehrbeauftragte des Bundestags, Eva Högl (SPD), hatte sich zuvor erneut für ein verpflichtendes Gesellschaftsjahr in der Bundeswehr, im sozialen Bereich, Klimaschutz oder in der Katastrophenhilfe ausgesprochen. Im am Dienstag vorgelegten Jahresbericht der Wehrbeauftragten hieß es: "Ein solches Modell würde jedem und jeder Einzelnen guttun, es würde Horizonte erweitern, Perspektiven öffnen und Verantwortung stärken." Auch würde das Pflichtjahr für Frauen und Männer "der Gesellschaft nützen, den Zusammenhalt stärken und das Miteinander fördern".