Caritas International zieht alarmierende Bilanz

Steigende Not und Gefahren für humanitäre Helfer

Mehr Notleidende und mehr Gefahren für Helfer: So lautet die Bilanz von Caritas International der vergangenen 18 Monate. Nie zuvor seien die Herausforderungen für humanitäre Helfer so groß gewesen, sagt Caritas-Präsident Peter Neher.

Syrische Flüchtlinge in Jordanien (dpa)
Syrische Flüchtlinge in Jordanien / ( dpa )

Bei der Vorstellung des Jahresberichts des katholischen Hilfswerks Caritas International zog Präsident Neher am Dienstag in Berlin eine bittere Bilanz: Die Zahl der notleidenden Menschen habe sich in den vergangenen zehn Jahren auf 70 Millionen verdoppelt. Zugleich habe sich die Zahl entführter, verletzter und getöteter Helfer auf mehr als 270 Personen verdreifacht.

Besonders drastisch sei der Anstieg der Entführungen. "Die Brutalität der Kämpfe sowie die Gewalt gegenüber Zivilbevölkerung und Helfern haben deutlich zugenommen", sagte Neher. In vielen Krisengebieten verschwimme etwa der Unterschied zwischen Soldaten und Zivilisten. Vor allem innerstaatliche Konflikte und ein schwindender Respekt für humanitäre Prinzipien trügen zu dieser Lage bei.

Bezeichnend sei auch, dass in den vergangenen Monaten die UN für drei Krisenherde die höchste Notstandsstufe ausgerufen habe: Südsudan, Syrien und die Zentralafrikanischen Republik. "Das ist einmalig in der Geschichte der Humanitären Hilfe", so Neher. Mit Blick auf den Südsudan warnte das Hilfswerk vor einer drohenden Hungersnot. Obwohl das Land sehr fruchtbar sei, lebe mehr als die Hälfte der neun Millionen Südsudanesen unterhalb der Armutsgrenze, die Zahl der mangelernährten Kinder habe sich seit Januar auf 235.000 verdoppelt, sagte der Leiter von Caritas international, Oliver Müller.

Appell an Bundesregierung

Für alle Krisenregionen brauche es mehr Unterstützung, auch seitens der Bundesregierung. "Die Mittel sind nicht ausreichend", so Müller. Insgesamt sei die Hilfe der Bundesregierung mit Blick auf die Größe Deutschlands und im Vergleich zu anderen Ländern relativ gering.

Das Hilfswerk hatte im vergangenen Jahr insgesamt 82,6 Millionen Euro für Projektarbeiten zur Verfügung. Davon waren 42,8 Millionen Spenden, 28 Millionen mehr als im Vorjahr. 35,6 Millionen stammten von öffentlichen und kirchlichen Geldgebern, 6,8 Millionen mehr als 2012. Die Verwaltungskosten lagen bei 7,8 Prozent.

Mit dem Geld seien 701 Projekte in 81 Ländern mit einem Volumen von 61,22 Millionen Euro unterstützt worden, sagte Neher. Das sei ein Plus von mehr als 10 Millionen Euro im Vorjahresvergleich.

 

Peter Neher (dpa)
Peter Neher / ( dpa )
Quelle:
KNA