Caritas fordert klare Reglungen für Haushaltshilfen

Billige Kräfte aus dem Osten

Eine in dieser Woche veröffentlichte Studie des Deutschen Instituts für Angewandte Pflege im Auftrag des Deutschen Caritasverbandes geht davon aus, dass 100.000 Frauen aus Mittel- und Osteuropa derzeit deutsche Pflegebedürftige betreuen. Die meisten der Helferinnen haben kein legales Arbeitsverhältnis.

Autor/in:
Christoph Scholz
 (DR)

Monatelang kümmerte sich Peter Winkler liebevoll um seine pflegebedürftige Mutter, kochte, half ihr beim Waschen, stand nachts für sie auf, fuhr sie zum Arzt. Rund um die Uhr war der arbeitslose Bürokaufmann für die schwer zuckerkranke, alte Dame da. Bis zu dem Tag, als Winkler (Name geändert) eine Stelle fand - 150 Kilometer entfernt von seinem saarländischen Heimatort. Innerhalb von drei Wochen musste eine Lösung her. Mitnehmen konnte er die 85-Jährige nicht, ein Heimplatz kam auch nicht in Frage.

"Mir war wichtig, dass meine Mutter in ihren eigenen vier Wänden bleiben kann und dort rund um die Uhr betreut wird", blickt Winkler zurück. Eine deutsche 24-Stunden-Pflege konnte er sich zur damaligen Zeit nicht leisten. Nachdem ihm Bekannte von guten Erfahrungen mit polnischen Pflegerinnen berichtet hatten, vertraute er seine Mutter Lucyna (Name geändert) an. Für den Einsatz rund um die Uhr verdient sie 900 Euro monatlich. Schwarz. Winklers Geschichte ist kein Einzelfall.

Die meisten der Helferinnen aus Polen, Rumänien oder Ungarn haben kein legales Arbeitsverhältnis oder bewegen sich zumindest in einer rechtlichen Grauzone. Vermittelt durch Nachbarn, Bekannte oder den Hausarzt stellen sie dennoch für viele Familien die einzig bezahlbare Alternative zum stationären Aufenthalt dar. Von 154 befragten Familien sagten gerade mal 15 Prozent, sie könnten sich auch bei höheren Kosten weiterhin eine Haushaltshilfe leisten. Für fast die Hälfte wäre eine Steigerung nicht mehr möglich - die übrigen Befragten wollten keine Angaben machen.

Forderung nach größerer Klarheit
Die Caritas verlangte nun eine größere Klarheit für die Haushaltshilfen aus dem Osten: sowohl über den rechtlichen Status als auch über Bezahlung und Aufgaben - und zwar orientiert am realen Bedarf der Familien. Caritas-Präsident Peter Neher spricht sich dafür aus, die ab 2011 geltende EU-Dienstleistungsfreiheit für Osteuropäer in diesem Bereich vorzuziehen und bestehende Arbeitsverhältnisse zumindest zu dulden. Zudem sollen klare Regelungen für die Beschäftigung her: Entweder als Selbstständige mit mehreren Auftraggebern oder als Entsendete mit der Erlaubnis, auch Pflege zu übernehmen. Die steigenden Kosten müssten dann aber zumindest teilweise über die Pflegeversicherung oder öffentliche Sozialausgaben finanziert werden. Für Neher ist es allerdings ohnehin illusorisch, langfristig auf Osteuropa zu hoffen. Denn mit steigendem Lebensniveau dort werden die Jobs in Deutschland unattraktiv.

Für viele Familien scheitert eine legale Einstellung nach seiner Erfahrung nicht an den Kosten, sondern an der "schier unüberbrückbaren Bürokratie". Eine Abhilfe sieht er in den als Anlaufstelle geplanten Pflegestützpunkten.

Für den Caritasverband verlangt das Studienergebnis aber vor allem eine bessere Zusammenarbeit von Haushaltshilfe und ambulanter Pflege. Schaut man auf die Bedürfnisse der Familien, so geht es laut dip zumeist darum, über 80-Jährigen im Haushalt zu helfen, etwa beim Einkauf oder der Essenszubereitung. Diesem Anliegen werde aber die bestehende Aufteilung zwischen Pflege und anderer Unterstützung nicht gerecht. So darf etwa eine Haushaltshilfe nicht die morgendliche Medizin zum Frühstück reichen, sie muss auf den Pflegedienst warten. Dasselbe gilt für das An- und Auskleiden.

Die 261 befragten Pflegedienste sehen zusätzliche Leistungen im Haushalt jedenfalls skeptisch. Rund 60 Prozent beklagten, dass sie durch die teureren Einsätze Klienten verloren hätten.