Bundesjustizministerin verteidigt Konzept der zwei runden Tische

Verhärtete Fronten

Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger hat das Konzept der zwei Runden Tische zum Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche verteidigt. Die katholische Kirche dagegen bleibt bei ihrem Plan, am Schröder-Schavan-Tisch teilzunehmen und der Veranstaltung der Justizministerin fernzubleiben.

 (DR)

Leutheusser-Schnarrenberger betonte auch am Donnerstag wieder, es sei wichtig, sowohl über Prävention als auch über Anerkennung und mögliche Entschädigung von Opfern zu sprechen, sagte Leutheusser-Schnarrenberger am Donnerstag in der ZDF-Sendung «Maybrit Illner». Der von Bundesfamilienministerin Kristina Schröder und Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) einberufene Runde Tisch werde sich ausdrücklich nicht damit befassen, was für «die Opfer von Missbrauch aus der Vergangenheit» getan werden könne. Leutheusser-Schnarrenberger sagte, sie berufe ihren Runden Tisch ein, um gerade dort, wo «wegen eingetretener Verjährungsfrist strafrechtlich nichts mehr passieren» könne, den Opfern ein Stück Gerechtigkeitsgefühl zu vermitteln.

«Wichtig war uns, dass der Runde Tisch wirklich ein runder Tisch ist, nicht ein Oben und Unten», sagte dagegen der Beauftragte der Katholischen Kirche für Missbrauchsfälle, Bischof Stephan Ackermann.

Ackermann will auch Beschwerden über Amtskollegen nachgehen, die nicht ausreichend mit den Staatsanwaltschaften zusammenarbeiten. Wenn es Anhaltspunkte dafür gebe, dass «Bischöfe oder Ordensgemeinschaften nicht kooperationswillig zu sein» scheinen, bitte er um Information, sagte Ackermann bei «Maybrit Illner».

Ackermann trat zugleich dem Eindruck entgegen, die katholische Kirche agiere im Umgang mit den Tätern in einem Raum außerhalb geltenden Rechts. Zwar gebe es in den 2002 verabschiedeten Leitlinien einen «missverständlichen» Passus, die Kirche habe aber immer so agiert, dass Täter «bei erhärtetem Verdacht» auf Kindesmissbrauch «zur Selbstanzeige angehalten» worden seien. Zudem seien die Staatsanwaltschaften informiert worden.

Eine berufsständische Anzeigepflicht forderte die feministische Publizistin Alice Schwarzer. So sollten etwa Ärzte und Lehrer dazu verpflichtet werden, bei Verdacht auf Kindesmissbrauch Anzeige zu erstatten.

Die Präsidentin der Kinderschutzorganisation Innocence in Danger, Stephanie zu Guttenberg, kritisierte die «täterorientierte» Diskussion. «Wir müssen uns überlegen, was wir für die Opfer tun können», sagte die Ehefrau von Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU). Eltern müssten ihren Kindern zuhören und ihnen Glauben schenken. Im Durchschnitt bitte ein missbrauchtes Kind acht Mal um Hilfe, ehe es Gehör finde.