Katholik Kurt Biedenkopf ist gestorben

"Brückenbauer zwischen Ost und West"

Er war so etwas wie der Übervater der sächsischen Union: Kurt Biedenkopf prägte die 90er Jahre in Sachsen maßgeblich. Die Sachsen nannten ihn "König Kurt". Nun ist der CDU-Politiker und Katholik gestorben.

CDU-Politiker Kurt Biedenkopf ist tot / © Roland Weihrauch (dpa)
CDU-Politiker Kurt Biedenkopf ist tot / © Roland Weihrauch ( dpa )

Der frühere sächsische Ministerpräsident Kurt Biedenkopf ist tot. Er sei am Donnerstagabend im Alter von 91 Jahren im Kreis seiner Familie friedlich eingeschlafen, teilte die Staatskanzlei in Dresden im Auftrag der Familie am Freitag mit. Der CDU-Politiker machte Karriere in beiden Teilen Deutschlands und führte Sachsen von 1990 bis 2002 als Regierungschef.

Katholische Würdigung

Gegenüber DOMRADIO.DE würdigte der Direktor der Katholischen Akademie im Bistum Dresden-Meißen, Dr. Thomas Arnold, das Wirken von Kurt Biedenkopf: "Er hatte einen persönlichen Kompass, der ihn in seinem politischen Wirken geleitet hat." Biedenkopf hatte schon früh in den 90ern einen der ersten Vorträge der neu gegründeten katholischen Akademie gehalten.

Arnold: "In dankbarer Erinnerung bleibt mir sein Wirken im Freistaat Sachsen. Mit ihm verbunden ist der Aufbau zu einem erfolgreichen Bundesland nach der friedlichen Revolution. Ich denke, daran wird deutlich: Da ist ein Brückenbauer zwischen Ost und West von uns gegangen. Ein Katholik, der vom Leid des Zweiten Weltkriegs geprägt war und eine Vision, eine Vorstellung vom friedlichen Europa hatte. Er wusste eben, aus meiner Sicht, dass nicht Mauern Versöhnung schaffen, sondern das Miteinander in Frieden. Und mit seinem Wirken für Sachsen und Deutschland hat er eben auch mitgeholfen, wieder zu verbinden, was mit dem Mauerbau vor 60 Jahren so eindrücklich zerrissen war.“

Biedenkopf war am 28. Januar 1930 in Ludwigshafen zur Welt gekommen. 1973 wurde der Rechtsprofessor auf Vorschlag des damaligen Parteichefs Helmut Kohl Generalsekretär der CDU. Später avancierte er zum Rivalen Kohls. In den 1980er-Jahren machte er nur noch bei der CDU Nordrhein-Westfalen von sich reden, am Ende des Jahrzehnts war Biedenkopfs politische Laufbahn im Grunde zu Ende. Doch die Wende in der DDR eröffnete ihm die Chance für ein Comeback.

Langjähriger Ministerpräsident in Sachsen

Der CDU-Politiker Lothar Späth überredete ihn, in den Osten zu gehen und sich in Sachsen um das Amt des Ministerpräsidenten zu bewerben. Biedenkopf gab als Grund später an, er habe gemeinsam mit seiner Ehefrau Ingrid dem Land dienen wollen. Sachsen erlebte unter seiner Führung in den 1990er Jahren eine Gründerzeit. Drei Mal beschaffte er der Union im Freistaat bei Landtagswahlen eine absolute Mehrheit. Die Sachsen nannten ihn "König Kurt".

Das Ende von Biedenkopfs Amtszeit war allerdings weniger rühmlich. Affären wie die um Rabattkäufe beim Möbelhaus Ikea beschleunigten seinen Fall. Schon zuvor war der Konflikt um seine Nachfolge offen ausgebrochen. Letztlich unterlag Biedenkopf in einem parteiinternen Machtkampf seinem früheren Finanzminister Georg Milbradt.

Im April 2002 schied Biedenkopf im Alter von 72 Jahren aus dem Amt. Dennoch blieb er in der Sachsen-CDU präsent - vor allem, wenn es mal nicht so lief in der Partei. Er arbeitete später wieder als Rechtsanwalt und publizierte. Auch der Politik blieb er verbunden, etwa als Ombudsrat für Hartz-IV-Beschwerden.

Laschet würdigt Biedenkopf als "Ausnahmepolitiker"

Der CDU-Vorsitzende Armin Laschet hat den gestorbenen früheren sächsischen Ministerpräsident Kurt Biedenkopf als prägende politische Gestalt Deutschlands gewürdigt. "Er war ein Ausnahmepolitiker, ein Staatsmann und ein Landesvater im besten Sinne", sagte Laschet am Freitag in Berlin. Biedenkopf sei als erster Ministerpräsident des Freistaats Sachsen ein "Motor der deutschen Einheit" gewesen. Er habe das Land zu einer blühenden Landschaft und zu einem Hightech-Standort gemacht. Als Generalsekretär der CDU habe Biedenkopf die Partei in den siebziger Jahren modernisiert.

Laschet nannte Biedenkopf einen "Visionär und Macher" und einen "Brückenbauer zwischen Ost und West". Er sei ein "Vordenker der sozialen Marktwirtschaft" gewesen. Als CDU-Generalsekretär habe er das Profil der Partei geschärft und sie zur großen Mitgliederpartei gemacht. "Er war der Architekt der modernen CDU und programmatischer Taktgeber", sagte der CDU-Vorsitzende und Kanzlerkandidat der Union. Persönlich sei er "ein wunderbarer Mensch" gewesen. "Er hat sich bleibende Verdienste um unser Land und um die Christlich Demokratische Union erworben."

Kretschmer: Haben einen großartigen Menschen verloren

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hat Kurt Biedenkopf als große deutsche Persönlichkeit des 20. Jahrhunderts gewürdigt. "Ein großer Sachse ist von uns gegangen", sagte der CDU-Politiker am Freitag. "Als Ministerpräsident hat er von 1990 bis 2002 das Fundament für eine erfolgreiche Entwicklung unserer Heimat gelegt." Kurt Biedenkopf war nach kurzer schwerer Krankheit am Donnerstagabend in Dresden im Alter von 91 Jahren gestorben.

Unter der Biedenkopf-Ägide seien die sächsische Verwaltung neu errichtet sowie Hochschulen und Wissenschaft grundlegend reformiert worden. Kretschmer erinnerte zudem an das Engagement des Politikers bei der Ansiedlung von Unternehmen sowie wichtige Weichenstellungen für Infrastruktur, Kultur und Kunst.

Kretschmer bezeichnete Biedenkopf als "begnadeten Redner und Erklärer der Weltlage." "Wir alle haben einen großartigen Menschen verloren. Kurt Biedenkopf wird uns fehlen. Er wird auf Dauer einen Platz in der sächsischen Geschichte haben", so Sachsens Regierungschef.


Dr. Thomas Arnold, Direktor der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen / © Oliver Killig (Katholische Akademie Bistum Dresden-Meißen)

Laschet zum Tod von Kurt Biedenkopf / © Kay Nietfeld (dpa)
Laschet zum Tod von Kurt Biedenkopf / © Kay Nietfeld ( dpa )

Michael Kretschmer / © Sebastian Kahnert (dpa)
Michael Kretschmer / © Sebastian Kahnert ( dpa )
Quelle:
dpa , DR