Bischof Milan Šašik verstorben

Brückenbauer in der Ukraine

Der gebürtige Slowake hat 30 Jahre in der Ukraine gewirkt, zuerst als Attaché in der Nuntiatur in Kiew, dann 18 Jahre als Bischof der griechisch-katholischen Diözese Mukachevo. Nun ist er überraschend im Alter von 68 Jahren gestorben.

Milan Šašik / © Michael Fetko (privat)
Milan Šašik / © Michael Fetko ( privat )

Milan Šašik (68), der Diözesanbischof der griechisch-katholischen (unierten) Diözese Mukachevo in der Südwest-Ukraine, starb am 14. Juli, überraschend auf Grund einer Thrombose, wie die Pressestelle der Diözese Mukachevo berichtete.

Bischof Milan, der zur Ordensgemeinschaft der Lazaristen (Barmherziger Brüder, Vinzentiner) gehört, wurde 2002 von Papst Johannes Paul II. zum Apostolischen Administrator "ad nutum Sanctae Sedis“ der griechisch-katholischen Diözese Mukachevo ernannt.

Die Bischofsweihe spendete ihm Papst Johannes Paul II. selbst, am 6. Januar 2003 in Rom. 2010 erhob ihn Papst Benedikt XVI. zum Diözesanbischof der griechisch-katholischen Diözese von Mukachevo. Der Bischofssitz befindet sich in Uschhorod, der Hauptstadt von Transkarpatien, dem heutigen Grenzgebiet zwischen Ukraine, Slowakei und Ungarn.

Beileidsbekundungen aus ganz Europa

Der apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic, würdigt den Verstorbenen mit folgenden Worten: "Bischof Milan wurde zum Bischof dieser wichtigen Diözese ernannt, als ich Apostolischer Nuntius in der Ukraine war. Daher kannte ich den Verstorbenen, mit dem ich vor allem in den ersten Jahren seines Dienstes zusammenarbeiten konnte, gut. Ich blieb mit ihm weiter in Kontakt, nachdem ich die Ukraine verlassen hatte. Heute habe ich die Hl. Messe im Gedenken an ihn gefeiert und zu Gott, der ein barmherziger und gnädiger Gott ist, gebetet, er möge seinen treuen Diener auf Fürsprache der Heiligen Jungfrau im Reich des Friedens, des Lichts und des ewigen Lebens empfangen.“

Dr. Gerhard Albert, ehemaliger Geschäftsführer von Renovabis, kondolierte: "Mit nur wenigen anderen Bischöfen verband mich in meiner aktiven Zeit ein so vertrauensvolles und herzliches Verhältnis wie mit dem Heimgegangenen. Wir sind glücklich, dass wir ihn in all den Jahren seiner Amtszeit dabei immer wieder unterstützen konnten. Deshalb ahnen wir, wie sehr er seiner Ortskirche und seiner ganzen Heimat jetzt fehlen wird.“

Auch der Gründungsrektor des Collegium Orientale in Eichstätt, Archimandrit Dr. Andreas A. Thiermeyer, drückte sein Beileid aus: "Als guter Hirte hat er bis zu seinem Heimgang keine Mühen gescheut treu für seine Herde zu sorgen. Er baute mehr als 250 Kirchen und Kapellen für die Pfarreien, sorgte sich um das Seminar und um eine gut ausgebildete Priesterschaft. Er hatte einen wachen Blick und ein großes Herz für die Anliegen der Caritas in seinem Bistum. Vor allem war er ein treusorgender Vater, dem nichts Menschliches fremd war, und ein großer Beter für seine Gläubigen.“

Auch der Generalsekreter des Rates der europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) P. Martin Michalíček würdigte der Verstorbenen: "In der Person von Bischof Milan verlieren Ihre Diözese Mukachevo und die Kirche in Europa einen Mann des starken Glaubens und einen eifrigen Hirten, der unermüdlich im Weinberg des Herrn gearbeitet hat.“

Der Erzbischof von Bamberg, Dr. Ludwig Schick, der zuständig ist für die weltkirchlichen Kontakte der Deutschen Bischofkonferenz, würdigt den Verstorbenen, den er persönlich kennen gelernt hat und mehrfach besuchte, in seinem Kondolenzschreiben auch für dessen Eifer und Engagement nicht nur für kirchliche Projekte: "Vor allem waren ihm Projekte für die Armen und Hilfsbedürftigen wichtig.“

Brückenbauer zwischen den Konfessionen

Bischof Milan war so auch ein großer Brückenbauer und Friedenstifter zwischen Menschen verschiedener Konfessionen, Religionen sowie kirchlichen und kulturellen Identitäten innerhalb der griechisch-katholische Diözese Mukachevo. Als er 2003 seinen bischöflichen Dienst begann, zählte man ungefähr 100 offene Konflikte und Streitigkeiten verschiedener Art mit der Orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats, weil diese bis heute ca. 70% des damaligen kirchlichen Eigentums der griechisch-katholische Diözese Mukachevo für sich beansprucht.

1947 wurde der Märtyrer-Bischof sel. Teodor Romza brutal ermordet und die griechisch-katholische Diözese Mukachevo offiziell durch das damalige kommunistische Regime verboten. Dank des Engagements von Bischof Milan hat sich die Beziehung zu den Orthodoxen entspannt und normalisiert. Die Spannungen ließen allmählich nach, da er seinen Plan für Versöhnung und Frieden in den Gemeinschaften vor Ort vielerorts mit dem Bau neuer Kirchen und sozialer Einrichtungen verwirklichen konnte. Er wird sicher gerade deswegen vielen auch über die konfessionellen Grenzen hinweg in dankbarerer Erinnerung bleiben.

In der Ukraine existieren zwei katholische Ostkirchen: die Ukrainisch-Griechische-Katholische Kirche (Christianisierung des Kiewer Rus durch hl. Vladimir, Union von Brest 1596) und die Ruthenische Griechisch-Katholische Kirche bzw. Diözese Mukachevo (Christianisierung durch die hl. Slawenapostel Cyril und Methodius, Union von Uzhorod 1646). Während die Ukrainische-Griechisch-Katholische Kirche als größte katholische Ostkirche der Welt gilt, ist die Ruthenische-Griechisch-Katholische Kirche bzw. Diözese Mukachevo eher klein und wurde auf Grund schwieriger historischer Verhältnisse unmittelbar dem Heiligen Stuhl unterstellt (Mukachevo di rito bizantino, Immediatamente sogetta alla Santa Sede; vgl. Annuario Pontificio).

Michael Fetko

Zum Autor: Michael Fetko, Priester der griechisch-katholischen Diözese Mukachevo, promoviert in München und wirkte die letzten fünf Jahre als bischöflicher Sekretär von Bischof Milan für deutschsprachiger Raum. 


Quelle:
DR