DOMRADIO.DE: Seit sieben Jahren posten Sie Beiträge und Clips auf Ihrem Instagram-Account. Das sind persönliche Einblicke, der kirchliche Alltag und auch humorvolles. Sie haben dort Ihre Fans offenbar gefunden. Was schätzen Sie an den sozialen Medien?
Bruder Lukas Boving OSB (Benediktinermönch aus dem Kloster Nütschau in der Nähe von Lübeck): Ich glaube, dass wir als Kirche da sein müssen, wo die Menschen sind. Und die Menschen sind heute in den sozialen Medien.
Früher haben wir die Kirchtürme in der Mitte der Dörfer und der Städte gebaut, um Gott zu loben und zu preisen und an ihn zu erinnern. Und als die Menschen auf dem Marktplatz waren, haben sie sich dann daran erinnern können. Heute sind sie eben auf den Marktplätzen TikTok, Instagram und Spotify.
Da probiere ich jetzt gerade so einen Spagat zwischen Verkündigung und Unterhaltung, um den Menschen klarzumachen: Katholisch- und Christsein, das stinkt nicht. Christen sind ganz normale Menschen, aber mit der besten Botschaft der Welt im Gepäck. Und diesen Spagat bekomme ich ganz gut hin in den sozialen Medien. Menschen, die mir dort oder auf anderen Kanälen schreiben, bestätigen das. Ich habe daraus auch so eine kleine Instagram-Seelsorge entwickelt mit Menschen, die auf der Suche sind und wirklich mit den normalen Lebenssinn-Fragen auch über Instagram zu mir kommen.
DOMRADIO.DE: Sie haben lange Zeit in einer Hamburger Werbeagentur gearbeitet. Wann und wodurch kam der Impuls, dass Sie da heraus wollten und ins Kloster gegangen sind?
Bruder Lukas: Irgendwann habe ich gespürt, dass das Leben mehr zu bieten haben muss als nur Ellenbogengesellschaft, Geld zu verdienen und Karriere zu machen. Dann habe ich mich wieder auf meine katholisch geprägte Jugend besonnen, als ich im Rheinland, in der Nähe von Köln, in Düren, groß geworden bin.
Ich habe aber nicht mehr so diese Beziehung zu Gott hinbekommen wie als Jugendlicher und als junger Mensch. Ich habe auch dieses Beten nicht mehr so geschafft. Dann habe ich bei Google eingegeben "Beten lernen" – und dann kam als Treffer "Gebetsschule Kloster Nütschau". Da habe ich schon in Hamburg gewohnt und merkte: Ja, das könnte vielleicht der Ort sein, wo ich meine Sehnsucht stillen könnte. Dann war ich einmal hier bei einem Wochenende im Schweigeseminar. Seitdem hat mich dieser Ort nicht mehr losgelassen.
DOMRADIO.DE: Sie haben jetzt im Kloster einen klar strukturierten Tagesablauf. Morgens um sechs Uhr geht es los. Es gibt Gebete, Sie geben Kurse, betreuen Jugendgruppen – also beten und arbeiten. Wie packen Sie denn Ihre Social-Media-Aktivitäten da noch herein? Sie haben ja den Spagat eben schon angesprochen.
Bruder Lukas: Das Gute ist, dass ich jetzt wirklich Social Media auch als Teil meiner "Labora", also meiner Arbeit nutzen kann. Ich wurde vom Konvent, vom Oberen freigestellt für diese Aufgaben, weil es auch wirklich Arbeit ist. Das sind 20 Stunden in der Woche, die ich dafür aufwende. Das geht aber auch nur, weil das meine Mitbrüder mittragen und auch goutieren, dass ich das machen kann.
Trotzdem bleibt es immer eine Herausforderung, als Mönch diesen Schritt in die sozialen Medien zu machen, weil es natürlich schon verführerisch ist. Die Eitelkeit wird gepinselt und das Dopamin kriegt auch ein Mönch bei einem TikTok-Like. Aber da muss man einfach gut aufpassen und eine gute geistliche Begleitung haben, um den Spagat auch weiterhin gut machen zu können.
DOMRADIO.DE: Sie waren gerade im Vatikan. Was haben Sie dort gemacht?
Bruder Lukas: Letzte Woche war das Jubiläum der Orden im Heiligen Jahr. Da war ich im Auftrag der Deutschen Ordensobernkonferenz (DOK) für die Arbeitsgemeinschaft "Public Relations" unterwegs und habe von Rom aus für die deutsche Ordenswelt auf Social Media berichtet.
Dabei habe ich vielen Ordensleuten der ganzen Welt begegnen dürfen. Dem Papst durfte ich eine Gebetsrolle übergeben. Wir haben in den letzten Wochen über tausend Gebete in allen deutschen Ordensgemeinschaften gesammelt. Diese 30 Meter lange Gebetsrolle mit den Anliegen der Deutschen durfte ich Leo XIV. überreichen. Das war ein sehr tiefes Erlebnis für mich.
DOMRADIO.DE: Was sind Ihre nächsten Projekte? Können Sie da etwas verraten?
Bruder Lukas: Ich habe in den letzten Wochen schon einen Podcast herausgegeben: "Mönch ärgere dich nicht." Das ist ein Podcast, der sich immer etwa 30 Minuten jeden Donnerstag über irgendein Thema aufregt: über Klugscheißerei, über Lärm, über Staus. Ich probiere, das Ganze dann in einen christlichen Kontext zu setzen. Das ist sehr humoristisch, rheinisch, katholisch, aber auch mit einer Botschaft dahinter. Das ist auch ein Versuch, kirchenferne Menschen zu erreichen, um die beste Botschaft der Welt auch diesen Menschen immer näher zu bringen.
Das Interview führte Carsten Döpp.