Britische Bischöfe fordern Recht auf Migration

Menschheit als eine einzige Familie sehen

In der britischen Asyldebatte fordert die katholische Bischofskonferenz von England und Wales eine möglichst freizügige Einwanderungspolitik. Die Menschheit soll als eine einzige Familie gesehen werden.

Alltag in London / © LiTsai (shutterstock)

"Nationalistische oder individualistische Tendenzen dürfen uns nicht daran hindern", zitierte das vatikanische Nachrichtenportal "Vatican News" (Donnerstag) aus einem Dokument der Bischöfe mit 24 Grundsätzen zur Migrationspolitik.

Konkret wirbt das Schreiben mit dem Titel "Love the Stranger" etwa für die Ausweitung sicherer Zugangswege in Form von entsprechenden Visaregelungen, humanitären Korridoren und Resettlement-Programmen.

Risiken von Menschenhandel und moderner Sklaverei verringern

So könnten die Menschen ihr "Recht auf Migration auf würdige und humane Weise wahrnehmen", heißt es in dem Papier. Das könne auch die Risiken von Menschenhandel und moderner Sklaverei verringern, so die Bischöfe.

Eine britische Fahne am Ziffernblatt des Big Ben / © Alberto Pezzali (dpa)
Eine britische Fahne am Ziffernblatt des Big Ben / © Alberto Pezzali ( dpa )

"Love the Stranger" erkennt zwar auch das Recht eines Staates an, seine Grenzen zu kontrollieren. Allerdings sollten diese Maßnahmen "auf Umstände beschränkt werden, in denen sie eindeutig erforderlich sind, um die aufnehmende Gemeinschaft zu schützen". Wirtschaftliche Faktoren alleine erachten die Bischöfe als nicht ausreichend. Staaten hätten die Verantwortung, das Gemeinwohl der Menschen innerhalb ihrer Grenzen zu fördern, "aber sie haben auch Verpflichtungen gegenüber der übrigen Welt", halten sie fest.

"Love the Stranger" vereine über 100 Jahre katholischer Soziallehre 

Der Bischofskonferenz-Vorsitzende Kardinal Vincent Nichols erklärte laut "Vatican News", dass "Love the Stranger" mehr als 100 Jahre katholischer Soziallehre zusammenfasse. Das britische Asylsystem biete derzeit keinen sicheren und kontrollierten Zugang und keine faire Anhörung für Asylsuchende, so der Erzbischof von Westminster.

Das Unterhaus in London stimmte zu Wochenbeginn in erster Lesung mehrheitlich für einen von Innenministerin Suella Braverman vorgelegten Entwurf zu einem neuen Asylgesetz. Darin ist vorgesehen, dass Migrantinnen und Migranten, die ohne offizielle Erlaubnis in Großbritannien ankommen, in Einrichtungen wie früheren Militärbasen oder Studentenheimen festgehalten und binnen Wochen in ihr Herkunftsland oder einen anderen Staat abgeschoben werden sollen.

Konfessionen und Religionen in Großbritannien

Die einstige Kolonial- und Weltmacht Großbritannien vereint diverse Weltanschauungen. Unter den 66 Millionen Bewohnern stehen neben rund 25 Millionen anglikanischen, 10 Millionen anderen protestantischen und 6 Millionen katholischen Christen immer mehr Konfessions- und Religionslose zu Buche. Zudem gibt es ein bis vier Millionen Buddhisten, geschätzt drei Millionen Muslime sowie mehr als 800.000 Hindus, 420.000 Sikhs und 300.000 Juden.

Großbritannien lässt die EU im Regen stehen / © Alex Hofford (dpa)
Großbritannien lässt die EU im Regen stehen / © Alex Hofford ( dpa )
Quelle:
KNA