Bischof Hanke ermutigt zur Zeugenschaft in der Kirche

"Brechen wir auf!"

Mit Blick auf die Kirchenkrise hat Bischof Gregor Maria Hanke die Frage aufgeworfen, ob es zur Erneuerung eine andere Perspektive brauche als die moderne Lebenswelt. Angst, in der Gesellschaft schlecht anzukommen, solle nicht den Weg bestimmen. 

Auf dem Weg zur Schutzengelkirche: Pilgergruppe aus den Pfarreien Jahrsdorf, Meckenhausen und Obermässing am Willibalsbrunnen am Eichstätter Marktplatz / © Geraldo Hoffmann/pde (Bistum Eichstätt)
Auf dem Weg zur Schutzengelkirche: Pilgergruppe aus den Pfarreien Jahrsdorf, Meckenhausen und Obermässing am Willibalsbrunnen am Eichstätter Marktplatz / © Geraldo Hoffmann/pde ( Bistum Eichstätt )

"Deutet in der gegenwärtigen Diskussion um die künftige Sozialgestalt der Kirche, um die Strukturen des Miteinanders und die Rechte zur Partizipation nicht einiges darauf hin, dass die Architektur des kirchlichen Umbauprozesses bestimmt wird von der Angst, in der Gesellschaft nicht mehr anzukommen?", betonte Hanke im Gottesdienst zum Fest des heiligen Willibald am Sonntag in der Schutzengelkirche in Eichstätt. Angst sollte seinen Worten zufolge nicht den Weg der Kirche in die Zukunft bestimmen.

Hanke erklärte, viele Katholiken litten an dem Bild, das die Kirche zurzeit in Deutschland abgebe. Der Umgang mit sexuellem Missbrauch, Berichte über Skandale, die Diskussionen über Themen des Synodalen Weges, an denen innerkirchliche Spannungen ablesbar seien - all das führe zu einem Erscheinungsbild der Kirche, das viele resignieren lasse. "Nicht wenige verlassen die Kirche", so der Bischof.

Angesichts der Krise seien Stimmen vernehmbar, die in einem Modernisierungsschub den Ausweg sähen, erklärte Hanke. Solchen Forderungen liege der Wunsch zugrunde, die kirchliche Verkündigung solle sich gegenüber dem modernen Menschen dialogfähig erweisen.

Zeugnis sei wichtiger als Sorge um Ansehen

Der Bischof fügte hinzu: "Brennt in der Kirche das Feuer des Gottesreiches, dann ist sie glaubwürdig." Gelebte Jüngerschaft werde zudem verhindern, dass im kirchlichen Leben eigene Interessen oder die oberflächliche Sorge um gesellschaftliche Bedeutung überhand nähmen.

Der Lebensweg des heiligen Willibald veranschauliche Merkmale authentischen Jüngerseins. "Der junge Willibald wird gepackt vom Ruf des Herrn." Er sei aufgebrochen aus seiner Lebenswelt, die ihm ein sicheres Leben und wohl auch ein christliches Leben ermöglicht hätte. Er sei zum Pilger geworden, der lernte, vom Vertrauen auf Gottes Vorsehung zu leben. Willibald sei eingestiegen "in das Weltabenteuer Gottes, der sich in Jesus Christus auf diese Welt mit all den Risiken eingelassen hat, die der freie Wille des Menschen Gott auferlegen kann.“

Das Leben des ersten Eichstätter Bischofs mache Mut. "Es sagt uns, unsere erste Sorge muss nicht sein, wie die Kirche bei den Menschen ankommt, sondern wie das Himmelreich durch unsere Jüngerschaft, durch unser Zeugnis bei den Menschen ankommt. Wir dürfen dem Weltabenteuer Gottes als Jüngerinnen und Jünger dienen. Wir sind längst dazu gerufen. Brechen wir auf."

"Willibaldskerze" für Pilgergruppen und Veranstalter

Beim Gottesdienst in der Schutzengelkirche begrüßte Hanke neben seinem Vorgänger im Amt, Bischof em. Walter Mixa, Abordnungen aus Wallfahrergruppen, die traditionell zum Willibaldsfest nach Eichstätt pilgern. Dazu gehörten unter anderem eine kleine Pilgergruppe aus Dollnstein sowie rund 30 Wallfahrer aus den Pfarreien Jahrsdorf, Meckenhausen und Obermässing, die zum Teil knapp 40 Kilometer zu Fuß nach Eichstätt zurückgelegt haben. "Diese Wallfahrt zum Fest des heiligen Willibald gibt es bereits seit mindestens 100 Jahren, das ist schon Tradition", sagte der Leiter der Gruppe, Richard Gerner aus Obermässing.

Am Ende des Gottesdienstes, der live im Internet übertragen wurde, überreichte Bischof Hanke je eine Person aus den Pilgergruppen eine gesegnete Kerze. Sie soll als Zeichen für das Motto der Willibaldswoche dienen: "In Verbindung bleiben". Sogenannte "Willibaldskerzen" wurden auch bereits in den vergangenen Wochen an alle Gruppen und Pfarreien verschickt, die das Programm der Festwoche mitgestalten. 


Bischof Gregor Maria Hanke / © Simon Koy (KNA)
Bischof Gregor Maria Hanke / © Simon Koy ( KNA )

Bischof Gregor Maria Hanke überreicht der 1. Vorsitzendn des Pfarrgemeinderates Nassenfels. Marinanne Meier, eine "Willibaldskerze" / © Foto: Geraldo Hoffmann/pde (Bistum Eichstätt)
Bischof Gregor Maria Hanke überreicht der 1. Vorsitzendn des Pfarrgemeinderates Nassenfels. Marinanne Meier, eine "Willibaldskerze" / © Foto: Geraldo Hoffmann/pde ( Bistum Eichstätt )