Brasilien: Schon über 100 Tote durch Denguefieber

Epidemie breitet sich aus

Die im brasilianischen Teilstaat Rio de Janeiro wütende Denguefieber-Epidemie breitet sich weiter aus. Bisher seien rund sechzig Menschen, vor allem Babys und Kinder bis zu dreizehn Jahren, nachweislich an Dengue gestorben, teilten die Behörden mit. Bei weiteren über fünfzig Toten gilt das Tropenfieber als Ursache. Pater Eckhard Höfling, Verwaltungsdirektor des "Hospital San Franzisco - da penitencia" in Rio beschreibt die Lage der Menschen als "katastrophal".

 (DR)

Mehr als 45.000 Personen litten derzeit an Dengue, erklärte das Gesundheitsministerium. Gesundheitsminister Jose Gomes Temporao räumte aber ein, dass die Zahl der Kranken und Toten deutlich höher sei. Die schlecht funktionierende Gesundheitsbürokratie könne längst nicht alle Fälle registrieren. Laut brasilianischen Medien herrschen sowohl in den öffentlichen als auch in den privaten Hospitälern wegen der Epidemie chaotische Zustände.

Vorwürfe an die Regierung: falsche Prioritäten
Unterdessen hat das Militär am vergangenen Montag in Rio de Janeiro die ersten Notlazarette eröffnet. Die Ärztegewerkschaft Rio de Janeiros hielt Gouverneur Sergio Cabral von der Sozialdemokratischen Partei (PSDB) schwere Versäumnisse bei der Dengue-Bekämpfung vor. So habe man die Haushaltsmittel für dieses Jahr um fast die Hälfte gekürzt, obwohl eine starke Vermehrung der das Fieber übertragenden Mücken festgestellt worden sei.

Die Gewerkschaft will erreichen, dass Familien, die wegen der Epidemie Angehörige verloren haben, vom Staat eine Entschädigung erhalten. Brasiliens Landlosenführer Joao Paulo Stedile erklärte, weil die Regierung eine neoliberale Politik betreibe, den Banken und der Schuldenrückzahlung Priorität einräume, fehlten die nötigen Mittel für Hospitäler, medizinisches Personal und Prävention.

Hohe Einbußen in der Tourismusindustrie  
Den Berichten zufolge werden Slumbewohner, die an den verschiedensten Krankheiten leiden und dadurch ein geschwächtes Immunsystem haben, durch Dengue besonders rasch hinweggerafft. Häufig werde indessen nicht das Tropenfieber, sondern eine andere Krankheit als Todesursache angegeben. Gemäß einer neuen Meinungsumfrage gilt für die Brasilianer derzeit das Gesundheitswesen als gravierendstes Problem des Landes, gefolgt von Arbeitslosigkeit sowie öffentlicher Sicherheit und Gewalt. Die Tourismusindustrie der Zuckerhutmetropole erleidet wegen der Dengue-Epidemie derzeit enorme Einbußen.
Verschiedene Länder haben Reiseinformationen veröffentlicht, in denen auf die Risiken eines Brasilienbesuchs hingewiesen wird.