Botschafter Kotsch seit einem Jahr beim Heiligen Stuhl

Vatikan hat großes Interesse an Deutschland

Der deutsche Botschafter beim Heiligen Stuhl, Bernhard Kotsch, sieht ein großes Interesse des Vatikan an den Vorgängen in Deutschland. Man erwarte im Vatikan von der katholischen Kirche in Deutschland eine besondere Stimme.

Kuppel des Petersdoms / © dade72 (shutterstock)
Bernhard Kotsch, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland beim Heiligen Stuhl / © Paolo Galosi/Romano Siciliani (KNA)
Bernhard Kotsch, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland beim Heiligen Stuhl / © Paolo Galosi/Romano Siciliani ( KNA )

"Die deutsche Theologie war und ist seit Jahrzehnten sehr stark. Papst Benedikt XVI. war Theologieprofessor. Insofern erwartet man von der katholischen Kirche in Deutschland immer eine besondere Stimme - auch wenn es um Reformen geht. Aber man hat dabei auch immer Martin Luther im Blick", sagte der deutsche Botschafter beim Heiligen Stuhl, Bernhard Kotsch (52), in einem Interview des Internetportals katholisch.de (Dienstag). Der Botschafter hat seinen Posten in Rom vor einem Jahr angetreten.

Deutschland wichtiger Partner

Politisch habe die Bundesrepublik im Vatikan nach wie vor eine sehr wichtige Stimme. "Unser Land wird als politisch und wirtschaftlich starkes Land in der Europäischen Union wahrgenommen. Von dem natürlich auch viel erwartet wird: beispielsweise mit Blick auf die Weiterentwicklung der EU, die Geltung internationalen Rechts oder auch Fragen der friedlichen Konfliktbeilegung." Der Heilige Stuhl sehe Deutschland als wichtigen Partner, der viele Ziele und Interessen mit dem Heiligen Stuhl teilt. "Wir können uns nicht beschweren, dass wir hier nicht gehört oder nicht angesprochen werden."

Vertrauen durch klare Aufarbeitung

Deutschland unterstützt nach den Worten des Botschafters besonders die Arbeit des Jesuiten und Kinderschutzexperten Hans Zollner. Der Deutsche leitet das "Institut für Anthropologie - Interdisziplinäre Studien zu Menschenwürde und Sorge für schutzbedürftige Personen" an der päpstlichen Universität Gregoriana. "Unsere Unterstützung ist vor allem eine politische. Wir machen Werbung für ihn und sein Anliegen, geben ihm politische Rückendeckung und machen klar, welchen Stellenwert das Thema in der Bundesrepublik hat", sagte Kotsch. "Wenn die Kirche Vertrauen zurückgewinnen will, dann geht das nur über eine klare Aufarbeitung und alle erdenklichen Anstrengungen, sexuellen Missbrauch künftig zu verhindern."

Mehr Gemeinsamkeiten als Differenzen

Insgesamt sind aus Sicht des Botschafters die Gemeinsamkeiten zwischen Deutschland und dem Vatikan größer als die Differenzen. So gebe es bei Klimafragen, den Themen Migration und Sozialpolitik sowie beim Thema Abrüstung viele Schnittmengen. "Das ist nicht immer eine hundertprozentige Übereinstimmung, aber in der Zielsetzung sind wir uns in vielen Bereichen einig und das ist der Punkt, an dem wir verstärkt die Zusammenarbeit suchen."

Quelle:
KNA