Bonner Kirchenrechtler Lüdecke beendet Lehrtätigkeit

Nicht vor, "mit dem Denken aufzuhören"

Norbert Lüdecke, seit knapp 25 Jahren Professor für katholisches Kirchenrecht in Bonn, beendet am Donnerstag seine Lehrtätigkeit. In den Bistümern Limburg und Mainz war er zudem Diözesanrichter. Die Nachfolge in Bonn ist geregelt.

Norbert Lüdecke / © Harald Oppitz (KNA)
Norbert Lüdecke / © Harald Oppitz ( KNA )

Die Bochumer Kirchenjuristin Judith Hahn folgt Lüdecke in Bonn nach.

Geboren in Düsseldorf, studierte Lüdecke (63) Theologie, Germanistik und Geschichte in Bonn, wo er auch promovierte. Danach erwarb er das Lizentiat für Kirchenrecht in Straßburg und wurde in Würzburg habilitiert. Seit 1996 lehrte Lüdecke Kirchenrecht auch in Münster und Frankfurt.

Norbert Lüdecke (Kirchenrechtler)

"Der Papst kann schon jetzt jede Reform durchführen"

Zu Lüdeckes Thesen gehört, dass das vom Ersten Vatikanischen Konzil (1869/70) zementierte hierarchische und zentralistische Kirchenbild durch das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) nicht überwunden wurde. Entscheidender Beleg sei die Neufassung des Kirchenrechts von 1983. Skeptisch zeigt sich der Professor gegenüber Rufen nach einem weiteren Konzil: "Der Papst kann schon jetzt jede Reform durchführen, und ein Konzil kann ohne den Papst nichts."

Stark gewachsenes Interesse an Kirchenrecht

Das in den vergangenen Jahrzehnten öffentlich stark gewachsene Interesse an seinem Fach sieht Lüdecke auch im Missbrauchsskandal begründet. Bei der Frage nach den systemischen Ursachen spiele das Kirchenrecht eine zentrale Rolle. Und keine Weltreligion sei "rechtlich so durchorganisiert wie die katholische Kirche".

Theologe Norbert Lüdecke / © Harald Oppitz (KNA)
Theologe Norbert Lüdecke / © Harald Oppitz ( KNA )

Entsprechend nahmen Medienanfragen zu. Lüdecke sieht es als Aufgabe der Professorenschaft, "die Aufklärung und Vermittlung von Wissenschaft" in die Gesellschaft zu unterstützen. "Kirchenrecht als Herrschaftswissen" sei nicht seine Sache. Auch künftig will er sich öffentlich äußern, er habe auch nach der Emeritierung nicht vor, "mit dem Denken aufzuhören". Er sei sogar "zeitlich freier".

Für innerkirchliche Debatten sorgte sein im Vorjahr veröffentlichtes Buch "Die Täuschung", in dem er Zweifel am katholischen Reformvorhaben Synodaler Weg äußert. Die deutschen Bischöfe wollten "Kritik-Hochdruck durch Gesprächsarrangements ableiten, indem sich Laien irgendwie beteiligt fühlen sollen, ohne entscheiden zu können".

Quelle:
KNA