Bonifatiuswerk-Generalsekretär Austen ermutigt zur Firmung

Kraft und Orientierung durch ein "JA" zum Glauben

Bei der Firmung wird der Geist Gottes gestärkt, so Monsignore Georg Austen vom Bonifatiuswerk. Er appelliert dazu, auskunftsfähig über seinen Glauben zu sein. Die Firm-Aktion des Hilfswerks lautet in diesem Jahr "Trotzdem."

Autor/in:
Simon Helmers
Georg Austen / © Andreas Kühlken (KNA)
Georg Austen / © Andreas Kühlken ( KNA )

Bonifatiuswerk: Das Leitwort der Firmaktion des Bonifatiuswerkes ist in diesem Jahr "Trotzdem.". Warum lohnt es sich, bei der Firmung "JA“" zu sagen, trotz der herausfordernden Zeit?

Monsignore Georg Austen (Generalsekretär des Bonifatiuswerkes): Die jungen Menschen, die jetzt zur Firmung gehen, haben gerade in den letzten Jahren sehr viele verunsichernde widrige Umstände erlebt. Sei es durch die Corona-Pandemie, sei es durch die Kriege in Europa und im Nahen Osten, sei es durch die allgegenwärtige Klimakrise, sei es durch berechtigte Fragen an den Glauben und den Vertrauensverlust in die Kirche. 

Bei der Firmung "JA" zu sagen bedeutet, dass ich durch Gottes Geist gestärkt werden möchte. Wir möchten junge Menschen ermutigen und begleiten ihre eigenen Erfahrungen bewusst zu reflektieren. Sich "trotzdem" für etwas zu entscheiden, aber nicht aus Trotz: Das "JA" ist eine bewusste persönliche Entscheidung – bei der Firmung ein Bekenntnis dazu, dass man Orientierung und Kraft aus dem Glauben bekommt. 

Georg Austen

"Es ist ein 'JA', als Christ und Christin einen Auftrag in und Verantwortung für die Kirche sowie in der Welt zu übernehmen."

Es ist ein "JA", Gott einen Raum im eigenen Leben geben und die Welt im Geiste des Evangeliums als Gemeinschaft mit der Kirche gestalten zu wollen. Es ist ein "JA", als Christ und Christin einen Auftrag in und Verantwortung für die Kirche sowie in der Welt zu übernehmen.

Bonifatiuswerk: Das diesjährige Firmmotiv zeigt eine Pflanze, die in sandigem Boden wächst. Welche Botschaft steckt dahinter?

Austen: Ein kleines, zartes Pflänzchen im Wüstensand. Hinter ihr sieht man vom Wind in den Sand getriebene Furchen, unter ihr nur einen schmalen Streifen Schatten, der auf eine hochstehende Sonne schließen lässt. Ein lebenswidriges Umfeld, aber doch ist da diese Pflanze, in einem saftigen Grünton und mit einem frisch ausgetriebenen Blatt.

Die Pflanze wächst und gedeiht. Woraus sie ihre Kraft zieht, ist mit dem bloßen Auge nicht zu erkennen: aus Sonnenlicht und im Verborgenen liegenden Wurzeln. So bildet das Firmmotiv symbolisch ab, worauf das Leitwort "Trotzdem." inhaltlich anspielt: Da ist mehr, als das bloße Auge sehen kann. Eine Stärkung aus den Wurzeln des Glaubens heraus, die Hoffnung gibt und wachsen lässt, entgegen allen Widrigkeiten. 

Bonifatiuswerk: Muss man sich für seinen Glauben mehr rechtfertigen als in den Jahren zuvor? 

Georg Austen

"Für manche Menschen wirkt der Glaube in der heutigen Zeit wie eine Konservendose, bei der das Verfallsdatum überschritten ist."

Austen: Dass "man" zur Firmung geht, ist längst nicht mehr so. Der Glaube steht häufig nicht an erster Stelle der Tagesordnung. Doch nicht nur Jugendliche, die sich firmen lassen, müssen ihre Entscheidung bisweilen begründen oder sogar rechtfertigen, sondern auch Erwachsene. Für manche Menschen wirkt der Glaube in der heutigen Zeit wie eine Konservendose, bei der das Verfallsdatum überschritten ist. Daher muss man heute auskunftsfähiger als in früherer Zeit bei der Frage sein, warum man sich für den Glauben entschieden hat und aktiv in der Kirche mitwirkt. 

Die Gründe sind so unterschiedlich wie die Lebenswelten der Menschen: Man hat positive Erfahrungen im Glauben gemacht, die Kirche als eine Gemeinschaft, in der man sich wohlfühlt, erlebt, oder die Jugendarbeit als sinnvolle und tolle Zeit erfahren. Nachfragen zum eigenen gelebten Glauben sind immer auch eine Chance, vom Wirken des Evangeliums in der Welt zu berichten. Ich begegne dabei nicht selten beeindruckenden und authentischen jungen Menschen

Bonifatiuswerk: Ein Jahr ist seit der Veröffentlichung der Firm-App des Bonifatiuswerkes vergangen. Wie sieht Ihr Zwischenfazit aus?

Austen: Mehr als 8.000 Nutzerinnen und Nutzer aus Deutschland, der Schweiz, Österreich und sogar Südtirol – das ist sehr erfreulich! Wir haben in den vergangenen Monaten viele positive Rückmeldungen, aber auch Verbesserungsvorschlägen aus den Gemeinden erhalten. Diese nutzen wir, um die Firm-App fortlaufend weiterzuentwickeln.

Sie soll auch in Zukunft eine Hilfe für die Pfarreien und Gemeinden sein, um die Firmvorbereitung vor Ort gestalten zu können – Funktionen wie eine Terminverwaltung, ein Umfragetool, ein Quiz oder  eine Info- und Impulsecke können neue Zugänge schaffen sowie die Begegnung in den Firmgruppen ergänzen und bereichern. Das entlastet die Haupt- und Ehrenverantwortlichen und ermöglicht Räume für eine intensivere persönliche Beziehung der Firmbewerber mit den Katechetinnen und Katecheten – das Wertvollste in der Firmvorbereitung.

Bonifatiuswerk: Die Jugendlichen geben traditionell eine Gabe an das Bonifatiuswerk. Welches Projekt wird beispielhaft für alle Projekte in diesem Jahr vorgestellt?

Austen: Mit der diesjährigen Firm-Gabe unterstützt das Bonifatiuswerk unter anderem eine Jugendeinrichtung, die für junge Menschen da ist und ihnen ein buntes Freizeitangebot bietet: Die "Villa Lampe" in Heilbad Heiligenstadt engagiert sich seit 30 Jahren in der offenen Jugend- und Sozialarbeit sowie der Erziehungshilfe. Kinder und Jugendliche, die sich in einer schwierigen Lebenssituation befinden, finden hier jeden Tag offene Türen vor. Heranwachsende müssen sich ausprobieren, und genau dafür bietet die "Villa Lampe" den Rahmen – sei es Fußball auf dem Bolzplatz, eine Werkstatt zum Herumbasteln oder eine überdachte Kletterwand. Gott hat jedem Talente geschenkt, hier können sie freigelegt und gefördert werden. 

Firmaktion des Bonifatiuswerkes 2024

Das Bonifatiuswerk entwickelt jährlich ein neues Leitwort und Begleitmaterialien für die Firmkatechese in den Gemeinden. Mit dem Jahresthema und dem dazugehörigen Firmbegleitheft gibt das Bonifatiuswerk den Verantwortlichen in allen Pfarrgemeinden Deutschlands eine Hilfe für ihre Katechese an die Hand. Erarbeitet wird das Material von einem Beirat Religionspädagogik, der aus Theologen, Katecheten und auch Dozenten besteht.

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