Bode: Armutsdebatte bei Minderjährigen braucht gleiches Maß

Nachhilfe für Populisten

Der katholische Jugendbischof Franz-Josef Bode hat Politik und Gesellschaft vorgeworfen, bei Jugendkriminalität Armutsursachen vorschnell auszublenden. Bei kriminellen Jugendlichen würden rasch schärfere Gesetze gefordert, sagte der Osnabrücker Bischof am Mittwoch in Berlin. Nur am Rande sei von den desaströsen Verhältnissen die Rede, in denen auffällige Jugendliche oftmals heranwüchsen.

 (DR)

Die Gesellschaft zeige beim Thema Armut «eine Art Verniedlichungstendenz», meinte Bode. So sei sie beim Schicksal armer Kinder zu Recht betroffen und dränge auf Veränderungen. Wenn aus dem hungrigen fünfjährigen Kind aber ein zorniger 15-jähriger Jugendlicher geworden sei, gehe es nicht mehr um Sozialpolitik. Dann ertöne der laute Ruf nach Ordnungspolitik.

Jugendkriminalität sei aber oft armutsverschuldet, sagte Bode beim Jahresempfang des Deutschen Caritasverbands. Es sei ein schwerer Fehler, dass Sozialpolitik vorschnell zugunsten des Rufs nach strengeren Gesetzen ausgeblendet werde. Bode äußerte sich zur Caritas-Jahreskampagne «Achten statt ächten», die Respekt vor Jugendlichen und faire Startchancen anmahnt.

Caritas-Präsident Prälat Peter Neher sagte, es gehe bei der Kampagne um Jugendliche, die schon früh Gewalt und Missachtung erfahren hätten. «Wir wollen Aufmerksamkeit und Beachtung für die Jugendlichen wecken, welche die Schule schwänzen, keinen Schulabschluss haben und keinen Ausbildungsplatz finden.»

Deutschland dürfe es sich nicht leisten, diesen Jugendlichen keine Zukunftsperspektive zu eröffnen, so der Prälat. Allein 2007 hätten rund acht Prozent aller Schulabgänger die Schule ohne Hauptschulabschluss verlassen. Bei ausländischen Jugendlichen seien es sogar 17,5 Prozent gewesen. Im April 2008 seien 338.929 Jugendliche unter 25 Jahren arbeitslos gemeldet gewesen. Politik und Gesellschaft seien gefordert, die richtigen Weichen für diese Generation zu stellen. Eine zentrale Voraussetzung für gelingendes Leben sei Bildung. Daher wolle sich der Caritasverband künftig mehr in die bildungspolitische Debatte einmischen.