Anglikaner fordert Solidarität in der Corona-Krise

"Bloß kein Impf-Nationalismus"

Anglikanerprimas Justin Welby hat wegen anhaltender Konflikte um Impfstoff in der Corona-Krise mehr Zusammenhalt angemahnt. "Solidarität ist der Kern der christlichen Lehre", betonte Welby und warnte vor "Impf-Nationalismus".

Symbolbild Impfen / © funnyangel (shutterstock)

Es sei nun geboten, "Menschenwürde und Gleichheit in den Vordergrund zu stellen" sagte Welby am Mittwoch der Zeitung "Die Welt". Streitigkeiten um Impfstoff könnten sich die Menschen nicht leisten. "Impf-Nationalismus ist eine Gefahr", betonte der 65-Jährige.

Die Krise biete aber auch die Möglichkeit, eine "Gesellschaft zu sein, die die christlichen Wurzeln Europas reflektiert", so Welby.

"Epochale Entscheidung"

"Da tun sich jetzt wirkliche Chancen auf, etwa in Hinsicht auf Besteuerung, Gesundheitsversorgung und sozialen Wohnungsbau." Corona verlange von den Menschen eine epochale Entscheidung, wie nach dem Zweiten Weltkrieg.

"Wir haben jetzt die Wahl zwischen Rückkehr zum Alten, wo die Mächtigsten und Reichsten die Dinge wieder so einrichten, wie sie vor der Pandemie waren." Andererseits könne sich die Gesellschaft dadurch auch weiterentwickeln und Menschenwürde und Gleichheit in den Vordergrund stellen.

Priester erst mit 36

Die Wahl von Welby 2013 zum geistlichen Oberhaupt der Kirche von England war mit Blick auf seinen Lebenslauf eine Überraschung. Der Vater von sechs Kindern wurde erst mit 36 Jahren zum Priester geweiht. Als Erzbischof von Canterbury ist der 65-jährige Welby auch Ehrenoberhaupt von rund 77 bis 85 Millionen anglikanischen Christen weltweit.

 

Anglikaner-Primas Justin Welby / © Melanie Trimborn (DR)
Anglikaner-Primas Justin Welby / © Melanie Trimborn ( DR )
Quelle:
KNA