Bischofskonferenz fassungslos über Leid in der Ukraine

Ökumenisches Gebet für Frieden

Die Deutsche Bischofskonferenz hat gemeinsam mit der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen am Freitag zu Andachten und Gebeten aufgerufen. Das Motto lautet #pray4ukraine.

Symbolbild: Beten für die Ukraine / © Sabphoto (shutterstock)
Symbolbild: Beten für die Ukraine / © Sabphoto ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Ein Jahr Krieg in der Ukraine ist ein trauriges Jubiläum. Hätten Sie gedacht, dass sich dieser Krieg so lange hinziehen würde?

Archäologe und Theologe Matthias Kopp (KNA)
Archäologe und Theologe Matthias Kopp / ( KNA )

Matthias Kopp (Pressesprecher der Deutschen Bischofskonferenz): Nein, wir stehen fassungslos vor den unzähligen Toten, vor der Tragik, vor dem Leid, vor der Zerstörung und ein Ende ist noch nicht abzusehen. Diese Fassungslosigkeit ist noch vor wenigen Tagen im Karnevalszug in Köln in vielen Mottowagen deutlich geworden. Das lässt uns sprachlos sein. Deshalb haben die Kirchen in Deutschland gesagt, wir müssen etwas gemeinsam tun. Es gibt unendlich viele Initiativen an diesem 24. Februar in Gemeinden, in Berlin, in der ganzen Welt. Und wir haben gesagt, wir wollen ökumenisch auch etwas leisten. Deshalb rufen wir auf, heute ökumenisch zu beten und wo es geht auf die Straße zu gehen.

DOMRADIO.DE: #pray4ukraine ist das Motto für diesen heutigen Tag. Welche Botschaft soll damit gesendet werden?

Kopp: Dass wir als Christinnen und Christen ökumenisch vereint an die Kraft des Gebetes glauben. Wir können keine Waffen in die Ukraine liefern, wir können vielleicht mit Geld den Wiederaufbau unterstützen. Die Caritas Deutschland hat bisher schon allein 79 Millionen Euro zur Hilfe der Bistümer zur Verfügung gestellt. Wir sagen, heute muss ein Tag des Gebetes sein. Deshalb haben Bischof Bätzing, Frau Präses Kurschus und Erzpriester Miron von der ACK (Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen) Impulse ins Netz gesetzt, als Video, als Text, als Anregung, um für Frieden und Versöhnung sowie für Stabilität in Europa zu beten.

DOMRADIO.DE: Was können wir als Christinnen und Christen denn für den Frieden in der Ukraine tun? Bleibt uns am Ende nur das Gebet?

Matthias Kopp (Pressesprecher der Deutschen Bischofskonferenz)

"Auch das darf, glaube ich, nicht unter wertgeschätzt werden, was hier geschaffen worden ist an Solidarität für die Menschen, die zu uns gekommen sind."

Kopp: Das Gebet ist das eine, aber die solidarische Hilfe und Nächstenliebe das andere. Das, was Caritas International oder unser Ostkirchen-Hilfswerk Renovabis dort leisten, mit den Kolleginnen und Kollegen, teilweise auch in der Ukraine vor Ort, ist schon allen Lobes wert. Bischof Ackermann aus Trier war vor wenigen Tagen erst in Kiew. Bischof Meier, unser Auslandsbischof vor einem Jahr. Es gibt da schon eine starke Solidarität, um auch zu zeigen, wir lassen euch nicht allein.

Ich glaube, dass auch viele Christinnen und Christen ihre Häuser und ihre Taschen geöffnet haben, um Flüchtlinge hier in Deutschland willkommen zu heißen. Auch das darf nicht unter Wert geschätzt werden, was hier geschaffen worden ist an Solidarität für die Menschen, die zu uns gekommen sind.

DOMRADIO.DE: Worum geht es meistens bei diesen Besuchen der Bischöfe in der Ukraine?

Matthias Kopp (Pressesprecher der Deutschen Bischofskonferenz)

"Deshalb braucht es viele verschiedene Initiativen, um immer an die Dramatik dieses Konfliktes zu erinnern und zu zeigen, wir als Kirchen stehen an der Seite des ukrainischen Volkes."

Kopp: Einerseits zu schauen, wohin die Gelder gehen, wo Wiederaufbauhilfe geleistet werden kann, wo zum Beispiel traumatisierten Kriegskindern, auch Kriegswaisen geholfen werden kann. Aber natürlich auch, darum politische Gespräche zu führen, um zu zeigen, wir haben euch nicht vergessen.

Da sind natürlich die Gespräche des Heiligen Stuhls, des Vatikans, noch einmal wichtiger, weil damit auch eine politische Ebene erreicht wird, die jetzt für eine Ortskirche nicht unbedingt notwendigerweise erreichbar ist. Deshalb braucht es viele verschiedene Initiativen, um immer an die Dramatik dieses Konfliktes zu erinnern und zu zeigen, dass wir als Kirchen an der Seite des ukrainischen Volkes stehen.

DOMRADIO.DE: Sie haben gerade schon gesagt, Bischof Ackermann war erst vor kurzem in der Ukraine. Sind auch weitere Besuche deutscher Bischöfe in Zukunft geplant?

Kopp: Es wird noch Besuche geben und aus guten Sicherheitsgründen werden die vorher nicht veröffentlicht, weil das natürlich immer mit einem gewissen Risiko behaftet ist. Aber ich bin sehr zuversichtlich, dass gerade das, was Caritas International und Renovabis weiterhin in den nächsten Wochen leisten werden, ein sichtbarer Beitrag der Kirche aus Deutschland in der Ukraine ist.

Das Interview führte Florian Helbig.

Deutsche Bischofskonferenz

Die Deutsche Bischofskonferenz ist der Zusammenschluss der katholischen Bischöfe in Deutschland. Sie leiten als Ortsbischöfe eines der 27 Bistümer oder unterstützen als Weihbischöfe. Insgesamt gehören ihr derzeit 67 Mitglieder an.

Ebenfalls zur Konferenz gehören - auch wenn sie nicht Bischöfe sind - Diözesanadministratoren, die ein Bistum nach Rücktritt oder Tod eines Ortsbischofs übergangsweise verwalten.

Logo der Deutschen Bischofskonferenz auf einem Schild neben dem Eingang zum Sekretariat der DBK / © Julia Steinbrecht (KNA)
Logo der Deutschen Bischofskonferenz auf einem Schild neben dem Eingang zum Sekretariat der DBK / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
DR