Bischof Zdarsa wird Nachfolger von Mixa

Schnelle Lösung für Augsburg

Dem spektakulären Abgang von Walter Mixa folgte am Donnerstag ein weiterer, Aufsehen erregender Schritt: Nur zwei Monate nach dessen Entpflichtung ernannte Papst Benedikt XVI. in Rekordzeit den Görlitzer Bischof Konrad Zdarsa zum Nachfolger auf dem Augsburger Bischofsstuhl. Die Amtseinführung findet am 23. Oktober statt.

 (DR)

Den Hirten des östlichsten und kleinsten Bistums der Bundesrepublik hatte kaum einer auf der Rechnung. Laut Ernennungsdekret besiegelte der Papst die Entscheidung unmittelbar vor seiner Abreise in die Sommerresidenz Castelgandolfo.

Nicht nur räumlich ist es für Zdarsa ein Wechsel von der Peripherie in eines der Zentren des deutschen Katholizismus im bayerischen Schwaben. Nach den spezifischen seelsorglichen Aufgaben einer Diaspora-Diözese erwartet ihn nun die wohl größte Herausforderung, die ein deutscher Bischof derzeit schultern muss: die Befriedung eines Bistums, das nach dem Skandal um den mit schweren Vorwürfen belasteten Vorgänger tief gespalten ist.

Keine Beziehung zu Bayern
Mit Bayern verbindet Zdarsa bisher wenig. Er stammt aus Hainichen in Sachsen und wurde 1974 in Dresden zum Priester geweiht. Nach Kaplansjahren in der Elbestadt berief Bischof Gerhard Schaffran ihn 1976 zum Domvikar, Bischöflichen Sekretär und Ordinariatsassessor. Von seinem österreichischen Vater, der sich vor dem Zweiten Weltkrieg in Sachsen niedergelassen hatte, erbte Zdarsa die Staatsbürgerschaft des Alpenlandes. So konnte er 1977 trotz der rigiden Reiseregelungen der DDR zum Weiterstudium nach Rom wechseln, wo er eine kirchenrechtliche Doktorarbeit schrieb.

In dieser Zeit hörte er auch Vorlesungen beim damaligen Präfekten der römischen Glaubenskongregation, Kardinal Joseph Ratzinger. Eine daraus entstandene Bekanntschaft mag für den nun erfolgten Karrieresprung nicht unwesentlich gewesen sein. Wieder zurück in Dresden übernahm Zdarsa ab 1982 wechselnde Aufgaben in Bistumsverwaltung und Pfarrseelsorge, bevor Bischof Joachim Reinelt ihn 2004 zu seinem Generalvikar machte. Dabei habe er sich «mit Eifer» bewährt, schrieb Benedikt XVI., als er ihn 2007 zum Bischof von Görlitz ernannte.
Engagement für die deutsch-polnische Versöhnung
Als Bischof des nur 30.000 Gläubige zählenden und erst 1994 errichteten Bistums hatte es Zdarsa nicht leicht, in gesellschaftlichen Debatten Gehör zu finden. Wie seine Vorgänger engagierte er sich nachdrücklich für die deutsch-polnische Versöhnung und vertrat die Deutsche Bischofskonferenz fallweise im Nachbarland.

Auch mit eher unpopulären Mahnungen meldete er sich zu Wort. So forderte er einen anhaltenden Aufschrei über die hohe Zahl von Abtreibungen. In der Debatte um den traditionalistischen Bischof und Holocaust-Leugner Richard Williamson verteidigte er Benedikt XVI.

Verteidiger des Papstes
Mit seiner Entscheidung, die Exkommunikation von Williamson aufzuheben, habe er diesem einen Weg zu persönlicher Bekehrung eröffnet. Zugleich wies Zdarsa in diesem Zusammenhang die Kritik von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) an der Papst-Entscheidung zurück. Damit habe sie sich auf eine Ebene begeben, die ihr nicht zustehe.

Bei aller Entschiedenheit in der Sache will Zdarsa kein Mann einsamer Entscheidungen sein. Vor seinem Amtsantritt in Gölitz hatte er angekündigt, zunächst auf viele Menschen im Bistum zugehen und sie anhören zu wollen. Auch in seinem bischöflichen Leitspruch «Ipse enim est pax nostra» (Denn ER ist unser Friede) bringt er seinen Wunsch nach Versöhnung zum Ausdruck. An seiner neuen Wirkungsstätte muss er dies nun noch stärker als bisher unter Beweis stellen.

Gespannt sein darf man auch darauf, wie es Zdarsa mit Mixa halten wird. Bei einer Privataudienz vor einer Woche stellte der Papst dem in Ungnade gefallenen Bischof in Aussicht, nach einer Zeit des Schweigens und einer «Periode der Heilungen» wieder als Seelsorger tätig werden zu können - «im Einvernehmen mit seinem Nachfolger».

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