In Rekordzeit ernennt der Papst einen neuen Augsburger Bischof (Chronik)

Von Mixa zu Zdarsa

Nur zwei Monate hat sich der Papst Zeit gelassen, um nach der Entpflichtung von Bischof Walter Mixa einen neuen Augsburger Bischof zu ernennen. Der Görlitzer Bischof Konrad Zdarsa (66) steht vor der schweren Aufgabe, eine von Spaltungen zerrüttete Diözese zu einen. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) dokumentiert die wichtigsten Stationen einer Krise, die seit Ende März eskalierte.

 (DR)

31. März 2010: Die «Süddeutsche Zeitung» berichtet erstmals über Prügelvorwürfe gegen Mixa. Als Stadtpfarrer von Schrobenhausen soll er in den 1970er und 1980er Jahren Heimkinder geschlagen haben. Dazu beruft sich das Blatt auf mehrere eidesstattliche Versicherungen Betroffener.

1. April: Der Bischof dementiert die Vorwürfe.

7. April: Die Schrobenhausener Waisenhausstiftung setzt einen externen Sonderermittler ein. Unterstützer Mixas formieren sich. Es gehe darum, einen «unbequemen» Bischof in Misskredit zu bringen, sagen sie.

16. April: Nach wochenlangem Abstreiten räumt Mixa ein, dass er «die eine oder andere Watsch'n nicht ausschließen könne». Geprügelt habe er aber nicht. An diesem Teilgeständnis entzünden sich Diskussionen um die Glaubwürdigkeit des Bischofs.

21. April: Nach mehreren vertraulichen Gesprächen legen die Erzbischöfe Robert Zollitsch und Reinhard Marx ihrem Amtsbruder öffentlich eine Auszeit nahe. Nach Darstellung des Augsburger Weihbischofs Anton Losinger konfrontieren er und weitere enge Mitarbeiter Mixa mit dem massiven Vertrauensverlust in der Diözese und dem enormen Anstieg der Kirchenaustritte. Am Abend bietet Mixa dem Papst seinen Rücktritt als Bischof von Augsburg und als Militärbischof der Bundeswehr an. Dann zieht er sich in eine Schweizer Klinik zurück.

24. April: Nach eigenen Angaben widerruft Mixa an diesem Tag sein Rücktrittsgesuch.

29. April: Benedikt XVI. empfängt Zollitsch, Marx und Losinger in Privataudienz. Dabei kommt auch ein kurz zuvor im Bistum Augsburg von Mitarbeitern der Diözese Eichstätt eingegangener Missbrauchsverdacht gegen Mixa zur Sprache, der sich aber bei einer späteren staatsanwaltlichen Ermittlung nicht bestätigt. Welche Rolle der Hinweis für die Entscheidung des Papstes spielt, ist bis heute unklar.

8. Mai: Der Papst erklärt die Annahme von Mixas Amtsverzicht. Am Tag zuvor haben mehrere Medien den Missbrauchsvorwurf enthüllt, der vom Bischof und dem vermeintlichen Opfer umgehend dementiert wird.

14. Mai: Der Schrobenhausener Sonderermittler Sebastian Knott sieht in seinem Abschlussbericht als erwiesen an, dass Mixa Heimkinder schwer gezüchtigt hat. Er bestätigt auch finanzielle Unregelmäßigkeiten in der Waisenhausstiftung, deren Aufsicht Mixa oblag.

14. Juni: Mixa kehrt überraschend in sein Augsburger Bischofspalais zurück. Medien spekulieren, der Bischof strebe in Rom seine vollständige Rehabilitierung an.

16. Juni: In einem Interview mit der Berliner Tageszeitung «Die Welt» erklärt Mixa, er habe seinen Rücktritt wiederrufen, der nur unter großem Druck erfolgt sei. Er erwäge kirchenrechtliche Schritte gegen seine Entlassung. Der Sprecher der Freisinger Bischofskonferenz deutet in einer Reaktion an, Mixa sei psychisch krank. In den folgenden Tagen berichten mehrere große Zeitungen über ein «Geheim-Dossier», das die deutschen Bischöfe an den Vatikan weitergeleitet hätten. Demzufolge soll Mixa Alkoholprobleme haben sowie jungen Klerikern gegenüber zudringlich geworden sein.

22. Juni: Die Deutsche Bischofskonferenz bestätigt die Berichte.

23. Juni: Nach einer Aussprache mit der Augsburger Bistumsleitung lenkt Mixa ein und bittet die Gläubigen des Bistums um Verzeihung für seine Fehler, ohne zu den Vorwürfen konkret Stellung zu nehmen.

1. Juli: Der Papst empfängt Mixa in Privataudienz. Der Vatikan teilt in einem Kommunique mit, dass die Entscheidung über den Rücktritt endgültig ist. Benedikt XVI. wird mit den Worten zitiert: «Nach einer Zeit oft maßloser Polemik wünscht er sich Versöhnung». An die deutschen Bischöfe appelliert der Papst, «Bischof Mixa mehr als bisher ihre freundschaftliche Nähe, ihr Verstehen und ihre Hilfe zur Findung der rechten Wege spüren zu lassen». Mixa werde sich «zu einer Zeit des Schweigens» zurückziehen und «nach einer Periode der Heilungen» im Einvernehmen mit seinem Nachfolger wieder als Seelsorger zur Verfügung stehen.

8. Juli: Der Vatikan gibt die Ernennung des Görlitzer Bischofs Konrad Zdarsa (66) zum Nachfolger von Mixa auf dem Augsburger Bischofsstuhl bekannt.