Bischof von Odessa schildert Lage in der Stadt

"Stadt bereitet sich auf Angriff vor"

Die südukrainische Hafenstadt Odessa bereitet sich nach Aussage des römisch-katholischen Bischofs Schyrokoradjuk auf stärkere Angriffe der russischen Armee vor. Die Stadt sei halb leer, "geblieben sind die Armen", so der Bischof.

Odessa aus der Luft (shutterstock)

Seit einigen Tagen gehörten Sirenen und die Flucht in Bunker zum Alltag, sagte Schyrokoradjuk dem Sender Radio Horeb und dem Portal Vatican News. Noch sei die Lage relativ ruhig. "Die Stadt ist halb leer, denn alle, die die Möglichkeit hatten, haben sie verlassen. Geblieben sind die Armen", so der Bischof.

Stanislaw Szyrokoradiuk, Bischof von Odessa-Simferopol, im Gebet / © Francesca Volpi (KNA)
Stanislaw Szyrokoradiuk, Bischof von Odessa-Simferopol, im Gebet / © Francesca Volpi ( KNA )

Seelsorger sind geblieben

Die Seelsorger in den fünf Gemeinden der römisch-katholischen Minderheit seien geblieben, berichtete Schyrokoradjuk. Dank Spenden könnten die Gemeinden Menschen mit Lebensmitteln, Hygieneartikeln und Medikamenten versorgen.

Oft übernachteten die Menschen bereits in den Kellern. Zudem gebe es viele Gebete, Andachten und Messen. Dennoch sei die Lage nicht so schlimm wie im 200 Kilometer entfernten Charkiw oder Mariupol.

Es droht ein Angriff vom schwarzen Meer

Neben vereinzelten Raketenbeschüssen drohe Odessa aber auch ein Angriff vom Schwarzen Meer her, sagte der Bischof. Die strategisch und wirtschaftlich wichtige Stadt habe sich verteidigungsbereit gemacht.

 © Viacheslav Onyshchenko (dpa)
© Viacheslav Onyshchenko ( dpa )

Auch die in der Stadt lebenden Russen hülfen mit. "Sie schämen sich für das, was geschieht", so Schyrokoradjuk. Moskau führe "einen Krieg gegen das Volk".

13.000 russische Soldaten gefallen 

Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine kenne keine Regeln, beklagte der Bischof. Wohnviertel, Schulen, Krankenhäuser und Kindergärten würden zerstört.

Auf russischer Seite seien seinen Informationen zufolge schon 13.000 Soldaten gefallen. "Ich habe nie gedacht, dass so etwas möglich ist in unserer Zeit", sagte Schyrokoradjuk.

 

Russland: Hyperschall-Rakete zerstört Raketenarsenal in Ukraine

Die russische Luftwaffe hat in ihrem Krieg gegen die Ukraine nach Angaben aus Moskau mit der Hyperschall-Rakete "Kinschal" (Dolch) ein Raketenarsenal im Gebiet Iwano-Frankiwsk zerstört. Das unterirdische Munitionsdepot der ukrainischen Luftwaffe in Deljatyn im Südwesten der Ukraine sei am Freitag durch die ballistische Rakete vernichtet worden. Das sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Generalmajor Igor Konoschenkow, am Samstag. Im Gebiet Odessa am Schwarzen Meer seien zwei Stützpunkte der militärischen Aufklärung zerstört worden.

Ukraine, Kiew: Ein Mann geht an einem Gebäude vorbei, das nach einem Raketenangriff beschädigt wurde / © Emilio Morenatti (dpa)
Ukraine, Kiew: Ein Mann geht an einem Gebäude vorbei, das nach einem Raketenangriff beschädigt wurde / © Emilio Morenatti ( dpa )