Bischof Voderholzer ruft Christen zu gesellschaftlichem Engagement auf

Vereint unter Schirmen

Bischof Rudolf Voderholzer hat die Katholiken zum Aufbruch aufgerufen. Statt Sitzungen abzuhalten, sollten sie zu Kranken, Gemobbten und Flüchtlingen gehen, sagte Voderholzer beim ersten Hauptgottesdienst des Katholikentags.

Christi Himmelfahrt in Regensburg (dpa)
Christi Himmelfahrt in Regensburg / ( dpa )

Auch in Schulen, Universitäten, Medien, demokratischen Parteien und in der Industrie seien kompetente Christen gefordert. "Der Katholikentag bringt uns in Erinnerung: Du bist gesandt, Du hast eine Mission, Du bist beauftragt, den Glauben zu verkündigen", sagte Bischof Voderholzer bei der Messe zum Hochfest Christi Himmelfahrt im Regensburger Leichtathletik-Stadion. Voderholzer war am Vortag von Papst Franziskus in die römische Glaubenskongregation berufen worden.

17.000 Menschen feierten bei regnerischem Wetter mit, darunter Bundespräsident Joachim Gauck und der Vorsitzende der Indischen Bischofskonferenz, Kardinal Oswald Gracias aus Mumbai. Dabei trug ein jugendlicher Sänger Teile eines Himmelfahrtsliedes in einer Hip-Hop-Version vor.

"Mitbauen an einer menschlichen Gesellschaft"

Insbesondere setzte sich Voderholzer für die Flüchtlinge ein: Ihnen müsse eine menschenwürdige Zukunft aufgetan werden. Der Bischof ermunterte die jugendlichen Katholikentagsteilnehmer, sich in der Politik zu engagieren. "Wir brauchen junge Menschen, die fest im Glauben verwurzelt, beruflich kompetent und mit einem starken Rückgrat sich einbringen, Verantwortung übernehmen und mitbauen an einer menschlichen Gesellschaft", sagte er. Auch in der Wirtschaft müssten Christen sich dafür einsetzen, dass "die Kluft zwischen arm und reich zumindest gemildert werden kann".

Voderholzer erinnerte daran, dass die Botschaft von Tod und Auferstehung Jesu innerhalb weniger Generationen an die Grenzen der damals bekannten Welt gelangte. Soldaten und Kaufleute hätten das Evangelium im vierten Jahrhundert auch in die Römerstadt Regensburg gebracht. Dass nach kleinen Anfängen in Jerusalem heute auf allen Kontinenten Christen ihren Glauben lebten, sei allein schon "ein überzeugender Hinweis, dass diese Botschaft echt ist".

Voderholzer wirbt für Religionsunterricht

Der Bischof machte sich stark für den Religionsunterricht an den Schulen. Die Christen müssten mit dem Religionsunterricht dazu beitragen, dass der Glaube lebendig bleibe. "Religion ist nicht eine Sonderwelt, sondern die Antwort auf die Fragen nach dem Sinn des Lebens", sagte er. An den Hochschulen könnten Christen deutlich machen, dass Glaube und Vernunft keine Gegensätze seien.

Der Bischof würdigte den Beitrag vieler Christen zum Fall des Eisernen Vorhangs vor 25 Jahren. Sie hätten diese friedliche Umwälzung mit vorbereitet und seien so zu Brückenbauern geworden. Besonders hob Voderholzer die Rolle des kürzlich heiliggesprochenen Papstes Johannes Paul II. hervor. Ihm sei zu verdanken, "dass der völkerverbindende Brückenschlag zwischen Bayern und Böhmen" wieder möglich geworden sei. An dem Gottesdienst nahmen mehrere Hundert Katholiken aus Tschechien teil.

Kollekte für Solwodi

Bei der Feier wurden Spenden für ein neues Projekt der Hilfsorganisation Solwodi gesammelt. Der von der deutschen Ordensfrau Schwester Lea Ackermann gegründete Verein will nach dem Katholikentag in Regensburg eine Anlaufstelle für Zwangsprostituierte einrichten.

Nach dem Festgottesdienst sollte der Katholikentag seine inhaltliche Arbeit aufnehmen. Auf dem Programm stehen bis Sonntag rund 1.000 Veranstaltungen. Am Nachmittag war eine Podiumsdiskussion mit Bundespräsident Gauck zum Thema "Wie viel Religion verträgt die säkulare Gesellschaft?" geplant. Der Katholikentag steht unter dem Leitwort "Mit Christus Brücken bauen". Erwartet werden bis Sonntag insgesamt rund 80.000 Teilnehmer.


Quelle:
KNA , epd