Bischof Voderholzer fordert Perspektivwechsel der Kirche

Nicht als "Täterorganisation" präsentieren

Bischof Rudolf Voderholzer hält es für "fatal", wenn sich die katholische Kirche im Umgang mit dem Missbrauchsskandal als "Täterorganisation" präsentiert. "Wer will in einer solchen Organisation arbeiten", fragt sich Voderholzer.

Bischof Rudolf Voderholzer / © Maria Irl (KNA)
Bischof Rudolf Voderholzer / © Maria Irl ( KNA )

"Stattdessen muss klar werden, dass wir uneingeschränkt auf der Seite der Opfer stehen und uns dafür einsetzen, dass ihnen größtmögliche Gerechtigkeit widerfährt und sie Frieden finden können." Der Regensburger Bischof äußerte sich in einem Interview der katholischen Wochenzeitung "Die Tagespost".

Bischof Rudolf Voderholzer (Bischof von Regensburg)

"Wo es keine Zölibatsverpflichtung gibt, hat sich sehr schnell die 'Pflichtehe' ergeben"

Skeptisch äußerte sich der Bischof zur Debatte, ob Priestern freigestellt werden sollte, zu heiraten oder nicht. "Die Frage ist, ob das Priesteramt dann die Richtigen anzöge", sagte Voderholzer und verwies auf Erfahrungen in der evangelischen Kirche und im Judentum. "Wo es keine Zölibatsverpflichtung gibt, hat sich sehr schnell die 'Pflichtehe' ergeben."

Voderholzers Rat: Freundschaften pflegen

Die Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen müsse positiv verstanden und gestaltet werden, sagte der Bischof. Dabei gelte es, ein "verbürgerlichtes Junggesellentum" ebenso zu vermeiden wie die Lebensform eines Einzelkämpfers. Er habe jungen Priestern in seinem Bistum immer geraten, verbindliche Freundschaften zu pflegen, mit Kurskollegen, in der Nachbarschaft, mit Ehepaaren.

Zölibat

Das Wort "Zölibat" kommt von dem lateinischen Ausdruck caelebs, was so viel bedeutet wie ehelos. Der Begriff "Zölibat" bezeichnet die von Priestern und Mönchen zahlreicher Religionen geforderte Ehelosigkeit und den Verzicht auf jede Form der sexuellen Betätigung. Begründet wird der Zölibat in erster Linie mit dem Hinweis darauf, dass Jesus Christus selbst ehelos war und die Ehelosigkeit "um des Himmelreiches willen" für diejenigen empfahl "die es erfassen können" (Mt 19,12).

Zölibat: Debatte dauert an / © Katharina Ebel (KNA)
Zölibat: Debatte dauert an / © Katharina Ebel ( KNA )
Quelle:
KNA