DOMRADIO.DE: Sie waren Abt einer englischen Trappistenabtei, sind dann Bischof von Trondheim geworden und nun auch Vorsitzender der Nordischen Bischofskonferenz. Wie wollen Sie diese unterschiedliche Lebenserfahrungen, die Sie gesammelt haben, denn in Ihr neues Amt einbringen?
Bischof Erik Varden (Prälat von Trondheim und Apostolischer Administrator von Tromsø, Vorsitzender der Nordischen Bischofskonferenz): Ja, das ist eine gute Frage. Das ist eine Aufgabe, die sich jeden Tag neu stellt. Ich denke, das ist ein Geschenk des Älterwerdens, dass man sieht, dass die verschiedenen Erfahrungen, die man gemacht hat, etwas Nützliches beitragen können.
Vor allem habe ich durch diese verschiedenen Aufgaben gelernt, dass das Paulus-Wort wirklich zutrifft: Der, der uns ruft, ist treu und er schafft das. Also wenn man sich dem Herr vertrauensvoll übergibt und versucht, treu seinen Weisungen zu folgen, dann kann man auch mit großen Aufgaben ruhig und gelassen leben und hoffentlich etwas Konstruktives tun.
DOMRADIO.DE: Was würden Sie denn einem neugierigen Menschen aus Dänemark, Finnland, Island, Norwegen oder Schweden sagen - das ist ja in der Summe das Territorium - , der die katholische Kirche nicht kennt, aber mehr wissen will? Was macht die katholische Kirche im Norden aus?
Varden: Das Bewusstsein, Zeugen des Evangeliums zu sein, das Bewusstsein, zu einer Wirklichkeit dazu zugehören, die grenzenlos und grenzüberspringend ist, geografisch und zeitlich. Das Bewusstsein, Träger eines großen und wundervollen Erbes zu sein.
Es ist die große Aufgabe, aus einer unglaublichen Vielfalt eine Einheit zu gestalten, die glaubwürdig das Mysterium der Kirche vertreten kann. Und ein Zeichen der Hoffnung. Und ein gutes Wort des Heils für die Menschen.
DOMRADIO.DE: Die Zahl der Katholiken bei Ihnen nimmt insgesamt zu. Gleichzeitig gelten die nordischen Länder eigentlich als sehr säkular und wenn überhaupt, dann evangelisch geprägt. Wie erklären Sie sich die Zunahme bei den Katholiken? Liegt das nur an der Zuwanderung?
Varden: Es liegt hauptsächlich an Zuwanderung. Aber wir sehen auch eine stabil wachsende Zahl von Konvertiten. Und das ist interessant. Die Typologien verändern sich.
Die Konvertiten, die jetzt kommen, sind nicht hauptsächlich Personen aus einer anderen christlichen Konfession. Aber es sind eher Leute, die in einem nichtchristlichen Zusammenhang aufgewachsen sind und sozusagen aus dem Nichts kommen und die den Glauben verstehen, Beten lernen und zu einer kirchlichen Gemeinschaft gehören wollen.
DOMRADIO.DE: In Deutschland gibt es immer noch Regionen, wo es immer noch fast selbstverständlich ist, dass man Katholik ist. Das ist zwar auch weniger geworden, aber bei Ihnen ist das ja völlig anders. Hat das mit missionarischem Einsatz zu tun, dass die Katholiken im Norden vielleicht mehr Mut und Einsatz zeigen, um selbstbewusst ihren Glauben zu bezeugen?
Varden: Kategorisch gesehen sind wir auch Christen. Wir sind uns bewusst, dass Christus größtenteils aus dem Bewusstsein der Gesellschaft und der Zeit verschwunden ist. Wir wollen ihn vertreten. Deswegen gibt es das Bewusstsein, eine Aufgabe, eine Verantwortung zu tragen, die missionarisch ist.
Das heißt nicht, dass man den ganzen Tag herumgehen und Leute mit einer Bibel auf den Kopf schlagen muss. Aber es ist der Sinn des Wortes "Mission", das wir ausgesandt sind, um Träger der Hoffnung und Zeugen einer wahren Menschlichkeit zu sein.
DOMRADIO.DE: Die Nordische Bischofskonferenz umfasst etwa 350.000 Gläubige, verteilt auf die verschiedenen Länder Dänemark, Finnland, Island, Norwegen und Schweden. Wie muss man sich denn in Zukunft Ihre Arbeit als Vorsitzender vorstellen? Besuchen Sie auch mal einzelne Gemeinden vor Ort oder wie wird das ungefähr ablaufen?
Varden: Ich reise schon viel. Das Territorium, das mir im Moment anvertraut ist, sind die zwei Prälaturen von Trondheim und Tromsø. Das ist ein riesengroßes Gebiet. Auch innerhalb der nordischen Länder reisen wir - also eigentlich alle Mitglieder der Bischofskonferenz - viel rum.
Das ist etwas sehr Schönes in unserer Konferenz, dass wir auch in den Ländern der anderen zu Hause sind. Unsere Konferenz ist von der Anzahl gesehen klein, aber geografisch sehr groß.
Ich habe schon in den letzten vier Jahren die Freude gehabt, sehr viele Aspekte der katholischen Kirche in den anderen nordischen Ländern kennenzulernen. Und ich freue mich darauf, in der kommenden Zeit noch mehr zu entdecken.
DOMRADIO.DE: Wir haben vor ziemlich genau einem Jahr mit Ihnen gesprochen, weil Sie Ihr eigenes Bier brauen. Haben Sie die Hoffnung, dass Sie diesem Hobby trotz der neuen Aufgabe ab und zu noch nachkommen können?
Varden: Aber sicher.
Das Interview führte Mathias Peter.