Der sagte dem Portal kath.ch (Mittwoch): "Trump als Erlöser ans Kreuz geschnallt oder als Märtyrer in den orangen Klamotten eines Häftlings kurz vor der Hinrichtung? Ja, bitte, geht's noch?" Er halte die Skulptur für "schlichtweg abartig".
Glettler stört sich vor allem am Umgang des Werks mit religiösen Symbolen. "Oder möchte man etwa die obsessive Selbstüberschätzung, die Trump täglich unter Beweis stellt, auf eine ironische Ebene heben? Wenn schon, dann bleibt die Frage, mit welchen Mitteln?", fragte der Bischof.
Erhoffte Empörung
Als "wirklich verwerflich" bezeichnete Glettler die Spekulation mit der erhofften Empörung derer, die an die Hingabe Jesu am Kreuz glaubten. "Dem widerspricht in fast allen Belangen die aktuelle Performance des Präsidenten der Vereinigten Staaten, dessen Unberechenbarkeit und Lügenkonstrukte vermutlich noch weiteres Unheil anrichten werden."
Zuvor hatte bereits der Schweizer Theologe Simon Peng-Keller bei kath.ch Kritik am Kunstwerk geübt und dabei ähnliche Aspekte wie Glettler erwähnt. Es fehle dabei "die kritische Note gegen Donald Trumps verschleiernde Selbststilisierung als Opfer", so Peng-Keller, der an der Universität Zürich lehrt. Das Werk differenziere nicht, sondern bestätige ein dominantes Narrativ, "das sehr fragwürdigen, antidemokratischen Zwecken dient".
"Kolossale Fehlbesetzung"
Peng-Keller sprach von einer "kolossalen Fehlbesetzung" mit Blick auf die Botschaft: "Wollte man Donald Trump in der Passionsgeschichte verorten, so wäre sein Platz nicht auf der Seite der Gekreuzigten, sondern auf jener der Vertreter des brutalen römischen Imperiums, die ihre Hände in Unschuld waschen und in ihren Festungen und Palästen Dekrete verfassen, die unzählige Menschen in Armut, Elend und Tod stürzen."
Das Kunstwerk "Saint or Sinner" des britischen Künstlers Mason Storm soll von September an im Basler Bahnhof ausgestellt werden. Die Skulptur stellt US-Präsident Donald Trump in orangefarbener Häftlingskleidung dar, festgeschnallt an ein Kreuz, das an Pritschen in US-amerikanischen Hinrichtungszellen erinnert.
Nach Angaben der zuständigen Galeristin Melanie Breznik soll das Werk Betrachterinnen und Betrachter dazu anregen, sich mit Fragen zu Schuld, Verantwortung und gesellschaftlicher Wahrnehmung auseinanderzusetzen.