Bischof Timmerevers fordert Umdenken bei Verantwortung und Wohlstand

Staat, Gerechtigkeit und Zusammenhalt

Der Dresdner Bischof Heinrich Timmerevers mahnt ein Umdenken in der Gesellschaft an. Er sieht dabei besonders die Reichen in der Pflicht. Zudem warnt er vor Sozialkürzungen ohne Gerechtigkeit, da viele Menschen große Ängste haben.

Bischof Heinrich Timmerevers / © Dominik Wolf (KNA)
Bischof Heinrich Timmerevers / © Dominik Wolf ( KNA )

Bischof Heinrich Timmerevers hat vor überzogenen Erwartungen an den Staat gewarnt und ein gesellschaftliches Umdenken gefordert. "Es gibt sehr hohe Erwartungen, was der Staat alles für unseren Wohlstand tun soll. Das bringt ihn an seine Grenzen. Ich glaube, eine Gesellschaft kann so keinen Bestand haben, wenn alle nur etwas erwarten und nicht auch die Bereitschaft da ist, etwas einzubringen", sagte der Bischof von Dresden-Meißen am Sonntag im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

"Ich möchte dafür werben, dass 'der Staat' keine abstrakte Größe ist, gar als 'die da oben' missverstanden wird. Es geht um uns", so Timmerevers. "Was uns fehlt ist eine hoffnungsvolle Perspektive auf uns als Gemeinschaft derer, die hier leben." In diese Gemeinschaft müsse man investieren. "Wir können nicht immer nur einfordern, sondern wir müssen uns auch darin üben, etwas einzubringen und vielleicht auch mehr als früher." Er wünsche sich, "dass reichere Menschen merken, dass Vermögen, Kapital und Wohlstand eine Verantwortung in sich bergen".

Politik muss liefern

Zugleich betonte Timmerevers, dass die Politik auch liefern müsse: "Die Regierungsverantwortlichen müssen vermitteln, dass sie sich wirklich für die Bedürfnisse der Menschen einsetzen. Es muss erkennbar werden, dass die Politik den Menschen dient und soziale Gerechtigkeit sowie Ausgleich ermöglicht." Friede in einer Gesellschaft setze auch Gerechtigkeit voraus. "Das muss bei allen Entscheidungen - auch hinsichtlich zukünftiger Kürzungsdebatten gerade im sozialen Bereich - im Hinterkopf bleiben." Sparmaßnahmen dürften die Gerechtigkeitslücke nicht größer machen.

Es gebe viele Ängste bei den Menschen, die vielleicht auch geschürt würden, vor allem Verlustängste. "Ich beobachte Neidgefühle und eine Polarisierung. Die Leute sind sensibel dafür, ob es gerecht zugeht. Das finde ich auch verständlich", sagte der Bischof. Aktuell sei ganz entscheidend, dass die demokratischen Parteien der Mitte konstruktiv gemeinsame Lösungen entwickelten und von "öffentlichem Machtgerangel" absähen. "Sonst wird sich der politische Frust bei den Menschen weiter bei den Wahlen auswirken und sie werden noch vermehrter Extreme wählen."

Bistum Dresden-Meißen

Das katholische Bistum Dresden-Meißen liegt in Sachsen und im Osten Thüringens. In seinen 37 Pfarrgemeinden leben aktuell rund 128.000 Katholiken, etwa drei Prozent der Bevölkerung. Nur in den Siedlungsgebieten der sorbischsprachigen Minderheit in der Oberlausitz gibt es einen höheren Katholikenanteil.

Die historischen Wurzeln des Bistums reichen bis ins 10. Jahrhundert zurück. Das alte Bistum Meißen wurde 968 gegründet. Im Zuge der Reformation ging es unter. 

Blick auf die Hofkirche in Dresden / © Anton Kudelin (shutterstock)
Blick auf die Hofkirche in Dresden / © Anton Kudelin ( shutterstock )
Quelle:
KNA