Bischof Padoveses Kampf für die Rechte der Katholiken in der Türkei

Dialog gegen alle Widerstände

In der Türkei zählt die katholische Minderheit nur 22.000 Gläubige. Es gibt für sie weder Religionsfreiheit noch einen gesicherten Status. Bischof Luigi Padovese suchte deshalb stets den Dialog mit der türkischen Regierung und Vertretern des Islam - auch wenn das Beispiel Tarsus ihm stets die Schwierigkeiten vor Augen führte.

 (DR)

Angesichts der schwierigen Lage der christlichen Minderheit in der Türkei gebe es zum Dialog keine Alternative, sagte Padovese noch Anfang März in Hamburg. Das Gespräch mit Andersgläubigen helfe, "Fanatismen zu überwinden.» Der Dialog müsse mit den Kräften des Islam geführt werden, «die dazu bereit sind, die pluralistische Gesellschaft zu akzeptieren», so der Bischof.

Hauptproblem der rund 22.000 Katholiken in der Türkei sei das Fehlen von Religionsfreiheit und eines gesicherten Status der Kirche, sagte Padovese weiter. In dem laizistischen Land werde die Religionsfreiheit zwar offiziell von der Verfassung garantiert, de facto aber würden religiöse Minderheiten ausgegrenzt. Der Bischof beklagte, Christen hätten mit «schweren sozialen Folgen und Diskriminierungen» zu rechnen.

Tarsus war und ist ein gutes Beispiel für die Lage der Christen in der Türkei. Tarsus ist der Geburtsort des Apostels Paulus. An seinen Geburtstag vor 2.000 Jahren erinnerte die katholische Kirche 2008/2009 mit dem Paulusjahr. Die Kirche war 1943 vom türkischen Staat beschlagnahmt und später als Militärlager genutzt worden. Seit einigen Jahren dient das Kirchengebäude als Museum.

Paulusjahr
Im Paulusjahr empfing die Stadt eine Rekordzahl an christlichen Pilgern. 1,5 Millonen kamen, 416 Pilgergruppen aus 30 Nationen. Die türkischen Behörden räumten den christlichen Besuchern der mittelalterlichen Kirche gewisse Zugeständnisse ein: die Möglichkeit, Gottesdienste zu feiern und einige liturgische Gegenstände - etwa ein Kreuz - in dem Gebäude zu lassen. Nach intensiven Verhandlungen, an denen sich unter anderem die deutsche Botschaft in Ankara beteiligte, hatten die Stadt Tarsus als Besitzerin der Museumskirche sowie Regierungsvertreter zugesichert, die Nutzungskonditionen würden auch nach dem Ende des Paulusjahrs am 29. Juni bestehen bleiben.

Padovese sagte damals, zum ersten Mal hätten türkische Muslime die Christen in diesem Jahr nicht als Touristen, sondern als betende Pilger erlebt. Doch der bleibende Eindruck, den er damals erkannte, währte nicht lange. Aus der Kirche wurde schnell nach Ende des Paulusjahres wieder ein Museum. Zwar dürfen Messen stattfinden - allerdings nur, wenn sie mindestens drei Tage im Voraus angemeldet und das Eintrittsgeld für das als Museum genutzte Gotteshaus entrichtet werden. Diese Praxis bedeute eine «fehlende Anerkennung eines Rechts auf Religions- und Kultfreiheit», so Padovese. «Die Situation hat sich verschlechtert.» Die Kirche sei somit wieder zum Museum gemacht worden, kommentierte auch der Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner.