Bischof Overbeck verteidigt Benedikt XVI.

"Papst schweigt nicht"

Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck hat Vorwürfe zurückgewiesen, der Papst schweige zum Thema sexueller Missbrauch durch Geistliche. Benedikt XVI. habe von Anfang an deutlich gemacht, Missbrauch sei "ein Verbrechen, eine Todsünde", sagte Overbeck am späten Sonntagabend im ARD-Fernsehen.

 (DR)

In Deutschland werde diese Botschaft kaum aufgenommen, weil hierzulande «Priester Vertrauen verspielt und Macht missbraucht» hätten. Der Bischof hob zugleich hervor, zahlreiche Priester leisteten tadellos ihren Dienst. Er äußerte sich in der Sendung «Anne Will» zum Thema «Benedikts Schweigen - Sind wir noch Papst?».

Vor dem Hintergrund des Missbrauchsskandals hatte sich Papst Benedikt XVI. Mitte März in einem Hirtenbrief bei Opfern sexuellen Missbrauchs in Irland entschuldigt. Im Namen der Kirche bekundete er Scham und Reue, Bischöfen hielt er «Versagen in der Leitung» vor. Auf die deutsche Situation ging der Papst nicht eigens ein. Die Kirche in Deutschland fasste den Brief trotzdem als Weisung auf.

«Das müssen auch wir Deutschen lernen»
Overbeck unterstrich, Benedikt XVI. übe «ein universales Amt für die ganze Kirche» aus. «Das müssen auch wir Deutschen lernen», so der Bischof. Der Papst habe in den fünf Jahren seines Pontifikats «theologisch-inhaltliche Fragen neuer Klärung zugeführt». Ausdrücklich nannte der Bischof in diesem Zusammenhang auch das Zugehen Roms auf die ultrakonservative Piusbruderschaft.

In einer zeitweise hitzigen Diskussion warf der Filmemache Rosa von Praunheim der Kirche «Verlogenheit und Bigotterie» vor. Er erinnerte an Hexenverbrennungen und die kirchliche Haltung zur Homosexualität. Overbeck sagte, Homosexualität sei eine Sünde und widerspreche der menschlichen Natur. Sexualität habe wesentlich mit Liebe zu tun, die sich für Kinder öffne.